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Musik der Jugend
In schwerster Zeit, vor zehn Jahren während der deutschen Besetzung, faßte in Belgien ein Mann den Plan, die Jugend zur Musik zu führen, um sie vor schlimmen Abwegen zu bewähren. Obwohl bereits in der Gründungs-saisön über 2000 Jugendliche gewonnen wurden und in jedem folgenden Jahr rund 1000 neue hinzutraten, erhielt die Organisation erst durch den Beitritt Frankreichs und die Gründung der „Föderation Internationale des Jeunesses Musicales“ Weltbedeutung. Heute gehören der Organisation rund 250.000 Jugendliche aus zehn Staaten an. — Ihre Ziele erreichen die „Jeunesses Musicales“ durch Veranstaltung hochwertiger Aufführungen zu billigen Preisen, durch An regung der Jugendlichen zu eigenem Musi zieren und durch gegenseitige Besuche der Mitglieder der verschiedenen nationalen Gruppen. Die „Jeunesses Musicales“ sind überparteilich, Zwingen ihren Mitgliedern keinerlei künstlerische Doktrin auf und bemühen sich auf ihre Weise um Verständigung zwischen den Völkern, Dal) dieser Organisation, bei so beschaffenen Zielen, keiner der Oststaaten angehört, kann nicht anders al ein weiteres Zeichen für die tragische Zerrissenheft der gegenwärtigen Welt angesehen werden.
In Wien fand der 5. Kongreß der „Federa-tion Internationale“ statt, in dessen Mittelpunkt ein Kontert des Internationalen Orchesters der Jeunesses Musicales stand.Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren aus Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Luxemburg, Portugal, der Schweiz und Osterreich spielten unter der pädagogisch-sicheren Leitung von Hans Swarovsky die Haydn-Variationen von Brahms und Beethovens VIII. Symphonie. — Mehr als die Reden der Prominenten bei den
Empfängen zeigte diese Veranstaltung, daß hier ein guter Geist herrscht und wirkliche Begabungen in breitem Ausmaß vorhanden sind. Die Leistung würde jedem Orchester, das nicht gerade „Philharmoniker“ oder „Symphoniker“ heißt, zur Ehre gereichen. Vom Streicherensemble begleitet, spielten drei junge österreichische Pianisten (Brendel, DemuS und Jenner) das Concerto in d-moll von Bach. Einen weiteren Beitrag Österreichs in diesem internationalen Konzert gaben die
Wiener Sängerknaben mit zwei in ihrer Reinheit ergreifenden Chören von Palestrina und Gabrieli sowie mit Bruckners Ave Maria. (Die Komposition von Schubert wäre in diesem Rahmen besser weggeblieben.) — Die Parade der österreichischen Pianisten wurde durch Friedrich Gulda vervollständigt, der für seine jungen Musikerkollegen Haydn, Beethoven, Schubert und Debussy spielte — und ihnen damit zeigte, wie Weit es die Begabtesten bringen können.
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