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Bruder unter Brudern

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Als erste und vordringliche Aufgabe der Priester nennt das Konzil im Dekret über „Dienst und Leben der Priester“ ausdrücklich die Verpflichtung, „allen die frohe Botschaft Gottes zu verkünden“. Dieses Amt der Verkündigung, räumt das Dekret ein, sei heute „nicht selten außerordentlich schwer“: Man dürfe Gottes Wort, „um Herz und Geist der Zuhörer zu erreichen, nicht nur allgemein und abstrakt darlegen“, sondern müsse „die ewige Wahrheit des Evangeliums auf die konkreten Lebensverhältnisse anwenden“.

Dem Priester ist die Sorge um die Bildung einer echten christlichen Gemeinschaft auferlegt. Das verlangt von ihm Lebensnähe und Lebenskenntnis. Er muß fähig sein, allen zu helfen, den Willen Gottes in wesentlichen Fragen ebenso wie im Alltag zu erkennen und danach zu handeln. Neben den allgemeinen Pastoralen Anliegen sind die Indimdual- und Intensivseelsorge ein Gebot der Stunde. Für einzelne Sparten der Seelsorge bedarf es heute einer fundierten, wohldurchdachten Spezialausbildung.

Wesentlich formen seine Lebensbeziehungen das Bild des Priesters von heute. Er darf vom Bischof ein freundschaftliches, brüderliches Verhalten und wirkliche Sorge, ein Sich-Kümmern erwarten, Sorge vor allem auch um seine Weiterbildung. Der Bischof darf seinerseits aber vom Priester Gehorsam erwarten: Gehorsam im Geist der Zusammenarbeit und der Verantwortung für die Gemeinschaft. Um das Problem der Autorität heute zu lösen, muß der Untergebene selbständiges Denken und reifes Urteil aufweisen, der Vorgesetzte aber den anderen wirklich ernst nehmen.

Ist den Priestern die Aufgabe gemeinsam, sollten sie auch ihr Tun weitgehend aufeinander abstimmen und größten Wert auf Zusammenarbeit — vor allem auch von jüngeren und älteren — legen. Dazu gehört insbesondere die Sorge um überlastete Mitbrüder. Notwendig erscheint die Bereitschaft zu gemeinschaftlichem Leben, zu einer gewissen Lebensgemeinschaft der Priester. Da indes der eine priesterliche Dienst in unserer Zeit eine Vielzahl von Dienstleistungen und neue Anpassungen erfordert, wird eine weitschauende Planung des Arbeitseinsatzes und der Arbeitsteilung und — als Voraussetzung — die Ausbildung einzelner Priester für Aufgaben, für die sie besonders geeignet erscheinen, unerläßlich sein. Ein wissenschaftlich und menschlich qualifiziertes Personalbüro der Diözesen hätte besondere Eignungen festzustellen.

Der Priester ist als Glied des Volkes Gottes ein Bruder unter Brüdern. In seiner Haltung den Laien gegenüber erwartet man daher, daß er als Vorsteher nicht das Seine, sondern die Sache Christi suche, daß er die Würde und die Rolle des Laien anerkenne und fördere, daß er die verschiedenen Meinungen in Einklang bringe, Verteidiger des Gemeinwohls und Verfechter der Wahrheit sei.

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