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„Mathis der Maler“

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Hindemiths „M a t h i s der Maler" ist zweifellos seit Pfitzners „Palestrina"das bedeutendste musikdramatische Werk des deutschsprachigen Raumes. Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsache ist es für die Wiener Staatsoper kein Ruhmestitel, sich bisher um diese Oper nicht gekümmert zu haben. Urri so anerkennenswerter ist der Wagemut Oskar Wallecks, der den „Mathis" nun gleich im ersten Jahr seines Wirkens als Leiter des Linzer Landestheaters herausgebracht hat. Das für die Theatergeschichte Oesterreichs bedeutsame Datum der Erstaufführung von Hindemiths Meisterwerk bleibt sonach mit der Hauptstadt Oberösterreichs verbunden. Das Unternehmen unterstreicht zugleich die Funktion der österreichischen Provinzbühnen als Pflegestätten des Nachwuchses, besteht doch das Linzer'Opernensemble zum größten. Teil aus noch sehr jungen Kräften, deren einige sich mit der „Mathis"-Aufführung vor große und größte Aufgaben gestellt sahen.

Den Umständen nach konnte man dieser Premiere nicht völlig, bedenkenlos entgegensehen, ja man wußte wohl befürchten, daß man weitgehend den guten Willen für die Tat werde gelten lassen müssen. Um so freudiger wird man anerkennen, daß der „Erdėnrest, zu tragen peinlich" so gering war, daß er die außerordentlich starke Wirkung des Werks nicht beeinflussen konnte.

Die Regie hatte Oskar Walleck selbst übernommen. Daß über dem großen Zug des Ganzen manche Einzelheiten, die einer noch schärferen dramatischen Profilierung hätten dienen können, etwas zu kurz kamen, sei nicht verschwiegen. Aber es wurde auf alle Fälle erreicht, daß das Werk in seinen wesentlichen Qualitäten zur Wirkung kommen und die Zuhörer begeistern konnte. (Diese Begeisterung des Premierenpublikums ist um so höher zu werten, als die moderne Musik in Linz., zwar eine kleine Gemeinde hat, daß man aber darüber hinaus wohl Neuem gegenüber noch um einige Grade zurückhaltender ist als in Wien.) Was von der Regie Wallecks zu sagen war, gilt sinngemäß auch für die musikalische Leitung und Leistung des Opernchefs Siegfried M e i k. Auch er hat tüchtige und hingehende Arbeit vollbracht, gab den Sängern Sicherheit und hielt das Orchester zu diszipliniertem Spiel an, das bei zunehmender Vertrautheit mit dem Werk wohl auch noch die wünschenswerte dynamische Differenziertheit gewinnen wird. Rühmlich bestand auch der von Dr. Leopold Mayer einstudierte Chor. — Außerordentlich eindrucksvoll und gleichzeitig im Hinblick auf rasche Verwandelbarkeit zweckmäßig waren die von Heinz B. Gallėe geschaffenen Bühnenbilder. Dem Künstler gelang dabei eine bemerkenswerte, sich vor allem in den letzten Szenen immer mehr steigernde Intensivierung. In den Hauptrollen: der junge Baritonist Fritz Bramböck als Mathis, Pavel Mirov — Kardinal- Erzbischof Albrecht von Brandenburg, Hans Krotthammer — Bauernführer Schwalb und Eva Maria Kasper als Regina.

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