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Regen am Sonntag

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Professor Bert Rudolf, ein 1905 geborener Sudetendeutscher, seit 1956 in Linz beheimatet, trat zunächst als Liederkomponist hervor, wandte sich aber 1937 der Bühnen-, Ballett- und Filmmusik zu. Nun wurde in Linz sein 14. Bühnenwerk, „Regen am Sonntag“, uraufgeführt. Es ist die Vertonung einer Dichtung von Dr. Hans Krendlesberger, literarisch und musikalisch in gleicher Weise beachtlich, ohne Handlung, der Ausdruck von Stimmungen einer Frau, die sich an einem verregneten Sonntag des Verlustes eines geliebten Mannes besonders schmerzlich bewußt wird und in einem fingierten Telephongespräch mit der Rivalin auseinandersetzt. In der Anlage erinnert es etwas an Cocteaus Einakter „Geliebte Stimme“. Es ist verständlich, daß die eindrucksvolle Dichtung einen Komponisten locken konnte, den Stimmungsreichtum, die widerstrebenden Gefühle der einsam gewordenen Frau tonal auszudrücken. Dies erfolgte zunächst in einem musikalischen Hörspiel, das im September 1963 von Radio Linz gesendet wurde. Für die Bühne wurde es neu bearbeitet, doch blieb der eigenartige Klangkörper des Orchester) in einer ungewohnten Zu-

sammenstellung von 16 Instrumenten, die teilweise solistisch geführt sind und niemals die große Szene der Solostimme verdecken. Die Musik beruht auf der Zwölftontechnik, ist aber melodisch stark aufgelockert. Es war ein Glücksfall, daß als Interpretin dieser Einpersonoper die musikalisch und darstellerisch ausgezeichnete Altistin Gertrud Burgstaller zur Verfügung stand, die den Stimmungsreichtum des Werkes auszuschöpfen vermochte. Zum Erfolg trugen noch bei die wohlbedachte Regie von Udo Esselun aus Berlin und das bestens einstimmende Bühnenbild von Heinz Köttel. Der starke Beifall des Premierenpublikums galt in gleicher Weise dem Werk wie seiner Darstellung. — In einem wirksamen Kontrast zur Uraufführung folgte als österreichische Erstaufführung die Opera buffa „Docteur Miracle“, das Erstlingswerk Bizets, mit dem er den Rompreis, einen zweijährigen Aufenthalt in Italien, errang und das doch schon ein echter Bizet ist. Die musikalische Leitung in den beiden so verschieden gearteten Werken war bei Leopold Hager in besten Händen. Die von ihm und Esselun vorzüglich geführten Sängerinnen Schwenniger und Rhein sowie die Sänger Lättgen und Meinhardt boten eine musikalisch und darstellerisch gleich vorzügliche, abgerundete Leistung. Stück und Aufführung wurden vom Publikum begeistert aufgenommen.

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