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Abschied für Roms Adel
Bin ungewohntes Bild: Zu Fuß schritt Papst Paul VI. durch die Peterskirche zum Altar, als er den EröfrnungHgottesddenst der ersten Vollversammlung der Bischofssynode feierte. Es folgte ihm kein uniformierter Hofstaat, die „Cameriari di spada e eappa“ trugen einfachen Frack ohne Auszeichnungen, kein Mitglied der Palatingarde, der Nofoeigardie oder der ' Schweizergarde war im Gefolge des Papstes.
Als Papst Paul am 18. August mit der Apostolischen Konstitution „Regimini Ecclesiae Universae“ die Reform der Römischen Kurie, des obersten Verwaltungsapparates der Kirche, angekündigt harte, begannen schon die ersten Gerüchte umzulaufen, daß nun auch der päpstliche Hofstaat eine einschneidende Reform erleiden werde. In der Tat hat der Papst in seinen traditionellen Neujahrsansprachen an den römischen Adel, der die wichtigsten Posten in diesem Hofstaat einnimmt, immer wieder erkennen lassen, daß er diese Dienstleistungen des Adels nicht mehr als zeitgemäß, sondern nur noch als schmückendes Beiwerk be-, trachte. Sie vertragen sich schlecht mit dem Geist der EMachihedit, den das Evangelium lehrt, -sagte der Papst, und gerade diese Einfachheit müsse in seiner Umgebung zum Ausdruck kommen. Im übrigen seien die Dienste, die der Adel dem Hl. Stuhl leisten könne und die der Hl. Stuhl auch wirklich vom Adel erwarte, auf einer ganz anderen Ebene zu suchen. Am deutlichsten kam diese Haltung des Papstes bereits in dar ersten Ansprache an den Adel, Anfang 1964, zum Ausdruck; sie könnte als die Abschiedsrede des Papstes an die adeligen Höflinge bezeichnet werden.
Schmückendes Beiwerk
Nun aber sollen den Worten die Taten folgen. Die ersten Nachrichten über die geplanten Reformen sind durchgesickert. Sie wurden nicht offiziell gegeben, sind auch nicht vollständig, alber an ihrer Glaubwürdigkeit ist nicht zu zweifeln. Die päpstliche Nobelgarde — so heißt es — soll aufgelöst, verschiedene höfische Ämter, wie etwa das des Thronassistenten, abgeschafft, vielleicht sogar das gesamte diensttuende Personal im päpstlichen Vorzimmer, in der sogenannten „Antioamera segreta“, beseitigt werden.
Erinnern wir uns kurz an den Eucharistischen Weltkongreß 1960 in München. Ein Mann in festlicher Uniform — in schwarzem, goldbetreßtem Rock, weißen Hosen, hohen
t>cnamistaeiein mut sparen, üeum mit Roßschiweif, den Degen an der Seite — folgte wie ein Schatten 'dem Papsit-legaten, Kaafttonal Teste, der im Namen und in der Würde des Papstes an der großen katholischen Tagung teilnahm. Er war ein Nobelgardist, ein Mitglied jener kleinen, exklusiven Truppe, die in besonderer Weise mit dem Schutz der Person des Papstes — in diesem Falle seines Stellvertreters — betraut ist. 68 Mann umfaßt diese Truppe, 20 von ihnen sind Offiziere oder Graduierte, alle aber gehören dem „schwarzen Adel“ Roms, den alten Adelsgeschlechtern des ehemaligen Kirchenstaates, an. Nur in wenigen Aus-naihmefiällen sind auch Adelige aus anderen italienischen Regionen aufgenommen worden. In Gruppen zu je acht lösen sie sich wöchentlich im Dienst in den päpstlichen Vorzimmern und am Thron des Papstes ab und empfangen dafür natürlich ein Entgelt. Nach der geplanten Reform soll nun die ganze Truppe aufgelöst werden. Nobelgardisten sollen nur noch zur festlichen Umrahmung bei besondeirs feierlichen Zeremonien weltlicher Art, etwa beim Empfang eines Staatsoberhauptes im Vatikan, auftreten. Ihr Dienst in der Nähe des Papstes soll als eine Ehre für den Inhaber des Titels betrachtet und folglich nicht mehr besoldet werden.
Die Päpstliche Nobelgarde ist noch nicht so alt, als daß ihre Auflösung
als ein schwerer Msitoriscber Verlust betrachtet werden könnte. Sie wurde im Jahre 1801 von Papst Pius VII. gegründet, zu einer Zeit also, als der Papst noch wellbliches Oberhaupt des Kirchenstaates war. Die damals sehr realistische Aufgabe des Schutzes der Person des Papstes hat sich aber im Laufe der rund 170 Jahre des Bestehens der Garde in ein irein dekoratives Dabeisein gewandelt.
Auch andere Ämter werden fallen, mit Sicherheit das des adligen päpst-
lichen Thronassistenten. Und die Gründe dafür liegen sicher tiefer als nur bei den Abenteuern des Fürsten Filippo Orsini, der einer dieser Thronassistenten war. Wieder andere Titel, wie etwa der „Cavallerizzo Maggiore“, der Oberbefehlshaber über die päpstlichen Stallungen, sind durch den Wandel der Zeit ihres Inhalts beraubt worden und warten nur noch auf den letzten Federstrich um zu bestehen aufzuhören. Dagegen weiß man noch nicht was mit Würden, wie „Magister des heiligen Hospizes“, „Großfourier“, „Träger der Goldenen Rose“, was mit den Kammierlheriren mit Mantel und und Dagen, den Ehren- und den Gehieimfeämmerem — ebenfalls alle aus dem Adel — geschehen soll.
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