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ARTURO FRONDIZI QUERSCHÜSSE DER MILITÄRS
Wenn die Marineure an Bord nicht genügend beschäftigt werden, beflügelt sie die, Langeweile, wie die Geschichte lehrt, zu Kraftakten, die mit dem Dienstreglement in krassem Gegensatz stehen. So geschah es im kabalenreichen Kampf unter den Pinien von Argentinien. Hohe Marineoffiziere, unterstützt von der Flotte, stellten Präsident Frondizi eine Frist von 48 Stunden, um den Marineminister Estevez zu entlassen. Dieser Zwischenfall ist nur ein neuer Höhepunkt der seit Monaten in Argentinien schwelenden Regierungskrise.
Arturo Frondizi, der erste argentinische Zivilpräsident seit fünfzehn Jahren und der erste demokratisch gewählte seit 28 Jahren, regiert ein Land, das durch das peronistische Abenteuer scharf in zwei feindliche Lager gespalten ist, sein Kapital verloren hat und unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidet. Er wurde am 1. Mai 1958 mit rund 4,2 von 8,7 Millionen abgegebenen Stimmen und mit einer überwältigenden Zweidrittelmehrheit im Parlament gewählt. Aber bald bereitete ihm die Buntscheckigkeit seiner Gefolgschaft die ersten Sorgen. Die Peronisten, mit denen er im Wahlkampf keinerlei Bindungen hatte eingehen wollen, präsentieren ihm jetzt eine Rechnung. Ueber die Gewerkschaften, in deren Leitung noch vereinzelt Kommunisten sitzen, versuchen sie das maßvolle Wirtschaftsprogramm zu sabotieren. Was Frondizi brauchte, um. die schwer darniederliegende Wirtschaft halbwegs auf die Beine zu bringen, ist vor allem
Zeit und innerer Frieden. Er hat deshalb den Versuch gemacht, das Militär fest in die Hand zu bekommen, spielt die drei Teile: Flotte, Marine und Luftwaffe, gegeneinander aus, wobei er immer eine Gruppe zum Gegner hat. Die ihm am feindlichst gesinnte,
die Marine, setzt ihn gegenwärtig unter Druck.
Im Oktober wird Frondizi 51 Jahre, Vater und Mutter waren italienische Einwanderer. Ein Zweig der Familie lebt noch in Italien. Das ist das Großartige im politischen Leben Südamerikas, daß es möglich ist, daß die Söhne von Einwanderern bereits Staatsoberhäupter werden können: Ku- bitschek, der Sohn eines eingewanderten Tschechen in Brasilien, und Frondizi, der Sohn eines Italieners, in Argentinien.
Frondizi ist mittelgroß, schmal, eingliedrig, mit einem asketisch wirkenden Gesicht und lebhaften Augen hinter funkelnden Brillengläsern. Furibunder Ehrgeiz, großer Fleiß, der elterliches Erbteil ist, und logisches Denken gehören zu seinen hervorragendsten Eigenschaften. Mit 21 Jahren wurde er (1929) Rechtsanwalt. Die beiden anderen Brüder sind nicht minder begabt: Dr. Riseri Frondizi widmete sich der wissenschaftlichen Laufbahn und ist seit 1957 Rektor der Universität Buenos Aires. Riseri gilt als Philokommunist, was dem Bruder im Präsidentenamt natürlich erhebliche Kopfschmerzen bereiten soll, zumal der Rektor einmal an der Spitze „laizistischer“ Studenten eine Demonstration durch die Straßen der Stadt führte und dabei den Studenten geholfen hatte, mit Ziegelsteinen die Polizei zu attackieren, um gegen die Schaffung privater (katholischer) Universitäten zu protestieren. Dies just zu der Zeit, da. der Bruder-Präsident den katholischen Universitäten die Verleihung von anerkannten Diplomen gestatten wollte. Nicht weniger heikel ist für ihn die politische Betätigung seines zweiten Bruders, Silvio. Er gilt als erklärter Kommunist, allerdings der in Südamerika verbreiteten „trotzkistischen“ Abart.
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