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Die alten Kameraden

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Sehr geehrte Herren!

Ihre symbolische Darstellung der ÖKB-Führung in der Aussgabe vom 16. November ist überaus instruktiv. Die Problemstellung in dieser Vereinigung ist weitgehend durch die Zusammensetzung ihrer Mitgliederschaft begründet. Die Schicht jener, die den ersten Weltkrieg mitgemacht haben, ist dünn geworden. Die einzelnen haben den Siebziger schon überschritten oder nähern sich ihm. Sie sind mehr für den Rat als zur Tat geeignet. Jene, welche der deutschen Wehrmacht nur widerwillig dienten, werden keine Lust verspüren, jetzt weiter zu marschieren. Bleiben als Masse jene, die in weitgehenden Abstufungen gerne der Wehrmacht des Dritten Reiches dienten. Unter ihnen auch heute dieselben, die schon damals vorne standen. Diese Tatsachen scheinen jene Österreicher übersehen zu haben, die der Schaffung des ÖKB Pate standen. Um so notwendiger erweist es sich heute, Klarheit in und über den Kameradschaftsbund zu schaffen, damit nicht am Ende des Weges ein Marsch „Schulter an Schulter” steht, wie wir ihn schon einmal erlebten. Parteipolitische Differenzen innerhalb der Führung, die zur Ausrichtung des ÖKB berufen ist, dürfen keine Rolle spielen, damit die Bezeichnung „österreichisch” tatsächlich Ziel und Richtung des Kameradschaftssbundes kennzeichnet.

Der „Furche” gebührt besonderer Dank, wenn es überhaupt dazu gekommen ist, die Fragen im Kameradschaftsbund in die entsprechende Richtung zu steuern.

Richard Kutschera, Linz

Sehr geehrte Redaktion!

Im Zusammenhang mit den Vorgängen in Maria-Langegg und gewissen behördlichen Anordnungen hinsichtlich des österreichischen Kameradschaftsbundes sah sich ein höherer Funktionär dieses Bundes veranlaßt, in einer sehr verbreiteten Wochenzeitung Österreichs eine Stellungnahme herauszugeben. Es wurde darin wieder, wie üblich, betont, daß ja nur die Frontkameradschaft gepflegt Wird, und gipfelt in dem Satz: Für die Jugend würde eine solche Veteranenformation, wenn sie mit klingendem Spiel und im Gleichschritt und nach den altvertrauten Kommandos (vielleicht: Stillgestanden! oder: Augen rechts! usw.) ausrückt, mehr Einfluß haben, als das Gezänke der sich um gewisse Vorteile streitenden ehemaligen KZ-Häftlinge. So weit, so gut. Nun wissen wir aber sehr gut, daß, solange noch nicht gewisse Randschichten in den beiden Regierungsparteien einen gewissen Einfluß gefunden haben, die Zusammenarbeit recht gut war, also hat sich die oft so angegriffene KZ- Kameradschaft doch irgendwie bewährt. Und merkwürdig genug ist es, daß die Zusammenarbeit nicht mehr zu funktionieren anfing, je mehr die ehemaligen Häftlinge in den Hintergrund gedrängt worden waren. Allerdings hat der Schreiber vor lauter Betonung der Kameradschaft scheinbar darauf vergessen, daß die behördlichen Anordnungen zu einem bedeutenden Teil durch die Vorgänge in Maria-Langegg hervorgerufen worden sind, zumindest hat er es vergessen, eine deutliche Distanzierung davon vorzunehmen oder sein Bedauern darüber auszudrücken, daß einzelne Mitglieder des Kameradschaftsbundes so gehandelt haben. Mögen auch die Ziele des Kameradschaftsbundes, im gesamten gesehen, korrekt sein, so ist es leider nicht zu übersehen, daß gewisse Gruppen, namentlich in Kärnten, sich von Zeit zu Zeit einer gewissen nationalen (gemeint ist deutschnational) Omphaloskopie hingeben und zu sehr den Anschein erwecken, es handle sich bei der „Kameradschaft” nur um ein Aushängeschild. In Wirklichkeit wird aber fleißig die Tradition Großdeutschlands betrieben, und man erinnert sich nur zu gern der Zeiten, als man marschierte, bis alles in Scherben fiel. Hier wäre wohl einmal eine Zäsur wünschenswert.

Dr. Ingomar Heyer, Salzburg

Sehr geehrter Herr Herausgeber! Der Kameradschaftsbund Aschbach an der Westbahn gestaltete unter Teilnahme der gesamten Pfarrgemeinde am 3. November eine Totengedenkfeier, die sich wesentlich und wohltuend von so mancher solcher Feiern der Kriegervereine abhob. Offenbar ausgehend von der Tatsache, daß der mutwillig vom Zaun gebrochene, durch teuflische List anderen in die Schuhe geschobene, nicht der Bedrohung Österreichs oder Deutschlands geltende, sondern auf die Ausbreitung einer brutalen Diktatur hinzielende Krieg vielfache Opfer kostete, zog Gemeinderat Dr. Finder alle seine Toten mit ein. Das Gedenken gelte, so sagte der Redner, „den Toten der Fronten, den Toten de Bomben und Luftminen und (ganz bewußt herausgehoben) auch den Toten der Konzentrationslager, wo Menschen — unwürdig der Menschheitsgeschichte — zu Tode gemartert, zu Tode geschunden und vergast wurden”.

Dr. Finder entwickelte vor dem angetretenen Kameradschaftsbund auch klare Richtlinien, denen ein entsprechendes Verhalten im gesellschaftlichen Leben folgen müsse. Diese Richtlinien sind so eindeutig, daß bei deren Befolgung der Kameradschaftsbund sein moralisches Ansehen retten könnte. Sie gipfeln in folgenden drei Punkten: Pflege der Kameradschaft als jener Tugend, die im soldatischen Leben vielfach das Letzte war, das noch Menschlichkeit und Menschentum hochhielt;

Pflege und Bekenntnis der österreichischen Soldatentradition. Hiebei ist klarzustellen, daß der zweite Weltkrieg kein österreichischer Krieg war und Soldaten aus Österreich nur durch die politische Situation bedingt, im Kampfe standen; klares Bekenntnis zum österreichischen Vaterland, zum demokratischen Österreich und seiner Verfassung, zu den Farben Rot-Weiß-Rot.

Der Kameradschaftsbund darf nicht ein Instrument einer Clique werden, die mit ihm politische Gelüste befriedigen will.

Prägnanter könnte die wahre Aufgabe des österreichischen Kameradschaftsbundes wohl nicht umschrieben werden. Mögen die Worte nicht ungehört verhallen.

Ing. Johann B r eins chmi d Amstetten

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