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Erst die freien Wahlen

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Mian kann der amerikanischen Intervention zubdlligen, daß sie nicht nur den Interessen der USA, sondern auch den Wünschen der Mehrheit der Dominikaner entgegenkam, um so mehr, als die gegenwärtigen freundschaftlichen Besprechungen zwischen Balaguer und Bosch größere Stabilität versprechen. Anderseits hat die Intervention jedoch die Vorliebe des dominikanischen Offizierskorps zu Militärputschen nicht beseitigt. Man erinnere sich, daß auch Bosch’ Nachfolger, Reid Cabral, von den Offizieren gestürzt wurde. Nach seinem Sturz entzweiten sich die Offiziere. Die jüngeren wollten aus dem, Aufstand eine Sozial- Revolution machen, was die älteren als Treuebruch bitter aufnahmen. Die er,steren scharten sich um Camamao,

di letzteren bildeten icke Junta, deren Leiter Antonio lmbert wurde, der den Titel eines Generals ehrenhalber hatte. Es vervollständigt das Bild, daß die letzten Wahlen erst die dritten freien in diesem Jahrhundert sind.

Aber die Intervention hatte auch Schattenseiten, deren Bietrachtung sowohl für eine richtige Einschätzung der Politik der Johnson- Adiministration als auch für Vergleiche mit Vietnam wertvoll ist.

Da sind vor allem Ausmaß und Zielsetzung dier Intervention zu erwähnen. Zuerst wurde der Schutz amerikanischer Bürger als Ziel angegeben, wogegen sich ja nichts einwenden ließ. Jedoch wurde sehr schnell über dies Ziel hinauisigeschois- sen, weil eine einflußreiche Gruppe innerhalb der US-Reigierung, dile unter Führung des Staatssekretärs für lateinamerikanische Angelegenheiten, Thomas Mann, stand, die Kommunisten als Organisatoren des Aufstandes ansah. Mann, dessen Ansichten mehr in die Zeit vor Franklin Roosevelt paßten, die die Politik der guten Nachbarn edm- 'leitete, ist inzwischen aus der Regierung ausgeschieden.

Zwischen seiner Gruppe und der US-Botschaft in Santo Domingo bestand ein enges Zusammenspiei, denn vom Botschafter bis zu den Miilitarattachės fühlten sich die Botschaftsangehörigen politisch und gesellschaftlich den Juntamitgliedem eng verbunden. In seinen 13 Monaten in der Republik hatte Botschafter Bennett überhaupt keine Beziehungen zu anderen Kreisen auf- 'genommen. Themas Mann wiederum sprach von den Leuten um Bosch nur als „diese schmutzige Gesellschaft“. Man kann Präsident Johnson um so wendiger übelmehimen, daß er Sich von diesen Leuten irreführen ließ, als jener Mann, von dem er objektive Informationen erwartete, John Bartlow Martin, völlig umflel.

Martin, der als Liberaler galt, war von John F. Kennedy zum Botschafter in Santo Domingo ernannt worden und mit Bosch befreundet. Nun erfüllte ihn anscheinend panische Angst vor einem neuen Castrodsmus, dessen, Erfolg den Liberalen angedastet werden könnte. Von Johnson als Beobachter nach Santo Domingo geschickt, ging er dort zu den Scharfmachern über. Ratschläge der Botschaft

Die amerikanischen Parteigänger der Junta legten es darauf an, daß die Intervention den Aufstand nach und nach abwürgen werde, was sie nicht daran hinderte, die „Neutralität“ dar USA ständig zu betonen. Zuerst wurde die Junta, die ständig Terrain an die Aufständischen verloren hatte, beinahe in letzter Minute gerettet. Dies demoralisierte die Aufständischen, und eine Wendung um 180 Grad trat ein. Die Aufständischen gaben ihre Sache schon verloren und baten die US-Botschaft um Vermittlung. Als ihnen dort aber höhnisch der Rat gegeben wurde, sich der Junta zu ergeben, spornte die Erbitterung darüber sie zu einer heroischen Anstrengung an, die sie befähigte, ihre Stellungen zu stabilisieren.

Darnach dehnten die amerikanischen Truppen ihr Gebiet auf Kosten der Aufständischen immer mehr aus. Nachdem die Junta ihre Kräfte zu einem Gegenangriff ge sammelt hatte, erlaubten die Amerikaner den Juntatruppen, ihre Limen zu passieren, verpflegten sie und ließen ihnen durch Hubschrauber Informationen zukommen.

Anderseits wollten manche Mitglieder der Johnson-Administration, wie der damals einflußreichste Berater Staatssekretär Rusks, McGeorge Bundy, die Aufständischen nicht weiter zurückdrängers als zur Herstellung eines Gleichgewichtes nötig wäre. Bundy kam nach Santo Domingo, um Antonio Guzman, einen angesehenen „älteren Staatsmann“, zur Übernahme einer provisorischen Präsidentschaft zu bewegen. Als Freund von Juan Bosch war Guzman aber Mann verdächtig, und dieser sabotierte die Verhandlungen. Dabei scheute Washington sich nicht, längst widerlegte Verleumdungen Guzmans aus der Mottenkiste hervorzuholen. Als sich das als Bumerang erwies, schob Washington unverfroren seinem Schützling lmbert den Schwarzen Peter zu.

Diesen konnte das jedoch kalt lassen, denn der Fehlschlag der Guz- man-Kandidatur erlaubt ihm, seine Macht zu konsolidieren und vier Monate länger im Amt zu bleiben, wobei er unzählige der Aufständischen himrdebten ließ. Schließlich holten die USA mit Garcia-Godoy nach, wias sie mit Guzman versäumt hatten.

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