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Gespräche nach dem Frühling

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Wenn vorerst auch die Gespräche zwischen dem Vatikan und dem Prager Kultusministerium verzögert wurden, so werden bei den ins Auge gefaßten künftigen Gesprächen zweifellos ganz andere Voraussetzungen als bisher vorliegen.“Bleibt vorerst abzugrenzen, was im kirchlichen und im staatlichen Bereich von den Errungenschaften des Frühling übriggeblieben ist. Vorerst einmal die Rückkehr der noch lebenden, aber durch mehr als ein Jahrzehnt ausgeschalteten Diözesanbischöfe auf ihren Bischofsstuhl (das sind die Bischöfe von Budweis und Leit-meritz) und die Rückkehr eines Teiles der rund 1000 Priester (vorwiegend Ordensgeistliche) in die Seelsorge; die Neuregelung des Religionsunterrichtes für Pflichtschüler; die Wiederzulassung der Unierten, der griechisch-katholischen Kirche in der Ostslowakei und eine gewisse Bewegungsfreiheit — wenn auch hier wieder etwas zurückgeschraubt — im Bereich des Laienapostolats.

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Wenn vorerst auch die Gespräche zwischen dem Vatikan und dem Prager Kultusministerium verzögert wurden, so werden bei den ins Auge gefaßten künftigen Gesprächen zweifellos ganz andere Voraussetzungen als bisher vorliegen.“Bleibt vorerst abzugrenzen, was im kirchlichen und im staatlichen Bereich von den Errungenschaften des Frühling übriggeblieben ist. Vorerst einmal die Rückkehr der noch lebenden, aber durch mehr als ein Jahrzehnt ausgeschalteten Diözesanbischöfe auf ihren Bischofsstuhl (das sind die Bischöfe von Budweis und Leit-meritz) und die Rückkehr eines Teiles der rund 1000 Priester (vorwiegend Ordensgeistliche) in die Seelsorge; die Neuregelung des Religionsunterrichtes für Pflichtschüler; die Wiederzulassung der Unierten, der griechisch-katholischen Kirche in der Ostslowakei und eine gewisse Bewegungsfreiheit — wenn auch hier wieder etwas zurückgeschraubt — im Bereich des Laienapostolats.

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Aber auch in anderer Sicht haben sich die Fronten geklärt — und vereinfacht: Das ursprünglich schwierige Problem der anderweitigen Verwendung der vom Staat eingesetzten Kapitelviikane, die überwiegend der Plojhar-Gruppe angehörten, existiert nur noch beschränkt. Ein Teil wurde im Frühling weggefegt oder ist selbst gegangen, noch Verbliebene werden kaum eine besondere Stütze in der jetzigen Partei- und Regierungsspitze finden. So am Rande muß allerdings auch erwähnt werden, daß es trotz Bemühens vor allem des Präger Bischofs TomaSek nicht gelang, die innerkirchlichen Auseinandersetzungen zwischen den Priestern der Plojhar-Gruppe und denen, die nacht der Friedenspriesterbewegung angehörten, überhaupt zu verhindern.

Die Rückkehr der noch lebenden, aber amitsbehinderten Bischöfe, in ihre Diözese hat natürlich auf einem Teilgebiet die Probleme gelöst. Bleiben vorerst zwei Hauptprobleme, die zwischen Vatikan und Staat auszuhandeln sind: die Besetzung von sieben vakanten Bistümern. Das ist immerhin die Hälfte aller Diözesen; vor allem ist etwa in Mähren das Bistum Olmütiz vakant. Dann ist es der Status der Kirchensekretäre, die im letzten Jahr ja nicht mehr allzu sichtbar in Erscheinung getreten sind; ihre Reaktivlerung ist aber jederzeit möglich.

Weitere Gesprächsthemen werden die Reaktivierung jener Seelsorger sein, die bisher in fremden Berufen wirken mußten; und damit im Zusammenhang die Wiederzulassung der männlichen Orden, Insgesamt sind gegenwärtig rund tausend Priester in fremden Berufen eingesetzt. Noch kann nicht gesagt werden, wieviel davon Ordensgeistliche sind, doch kann angenommen werden, daß der Großteil dieser amisbehinderten Priester Qrdensgeiistlicbe sind. Wer von den insgesamt 617 Ordensleuten in der Seelsorge einsatzfähig ist, ist ebenfalls eine nur schwer zu beantwortende Frage.

Die weiblichen Orden waren zwar als Gemeinschaft liquidiert, die Schwestern konnten teilweise in ihren Berufen weiterwirken, soweit es die Krankenpflege betraf, die Pflege unter besonders schweren Umständen, also die_ von Debilen, Geisteskranken, Bettlägerigen usw. Bei männlichen wie weiblichen Orden geht es aber nicht nur um die Weiterbetätigung, sondern vor allem um die Wiederherstellung der Ordensgemeinschaft — hier allerdings unter sichtbar erschwerten Umständen. Die Orden sind dezimiert überaltert, und die arbeitsfähigen können kaum die Alten erhalten. Auch sind die Klöster meist seit Jahren zweckentfremdet. Ein Zusammenschluß männlicher wie weiblicher Ordensgemeinschaften könnte eine moderne und zeitgemäße Lösung darstellen. Fast problemlos dürfte der slowakische Wunsch nach Errichtung einer eigenen Kirchenprovinz sein; weder von vatikanischer noch von selten der Tschechoslowakei, die ja nach 50 Jahren eimie Föderalisation ihres Staates in die Tat umsetzt, dürften Schwierigkeiten entstehen, erst recht nicht von Seiten des dezimierten böhmisch-mährischen Episkopats.

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