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IM STREIFLICHT

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A UF die an dieser Stelle am 3. April wieder- gegebenen jugoslawischen Pressestimmen, die sich kritisch mit einigen österreichischen Austauschkonzerten befassen, hat der Komponist Joseph Marx in der „Wiener Zeitung" mit einer Schimpfkanonade geantwortet. In seiner zweispaltigen „Klarstellung durch sachliche Korrektur" ist an „Sachlichem" nur der Versuch zu vermerken, zwei von den jugoslawischen Kritikern aber es waren derer vier, Herr Musikbeirat! zu diskreditieren, indem der eine als „Dozent a. D." und der andere als „unvollendeter Student" bezeichnet wird. Das ist alles. Auf die bekannten, oft gehörten Platituden über Epigonentum und Fortschritt in der Musik einzugehen, besteht bei dieser Gelegenheit kein Anlaß. Interessanter scheint uns, daß sich der Komponist Alfred Uhl dagegen verwahrt, in der „Wiener Zeitung" als „Epigone" verteidigt zu werden, und daß er dagegen protestiert, daß sein Name mit den Belgrader Konzerten, bei denen gar keine Kompositionen von ihm aufgeführt wurden, in Verbindung gebracht wird.

IE Wiener Festwochen stehen vor der Tür.

Das ist gewiß Anlaß genug, eine eigene Sendung in das wöchentliche Rundfunkprögramm einzubauen. Aber es sollte eine Sendung sein, deren Niveau dem Niveau der Festwochen angemessen ist, und die sich nicht bloß darauf beschränkt, zu behaupten, daß in Wien alles „ganz groß" und „großartig“ sei, daß „Groß-Wien" groß sei an Ausstellungen, Theatern und moderner Kunst. Sonst hört man es anders. War es nun der Satz, daß ein „Haydn-Festival anläßlich der Ueberführung des Haydn-Schädels" zu erwarten sei, der die makabre Atmosphäre entstehen ließ, oder das dem „edelsten Oesterreichertum" maßlos gespendete Selbstlob? Wie immer: das Niveau war tief. Bleibt zu hoffen, daß sich die Festwochen nicht nach diesen Sendungen richten .. .

CEIT drei Jahren tritt Monat für Monat ein Wertungskollegium zusammen, um die besten Plakate auszusuchen. Ein undankbares Geschäft, gewiß. Langsam, aber sicher, so hofft man, wird ihm Erfolg beschieden sein — und nimmt die Langsamkeit in Kauf. Sie mag auf das Beharrungsmoment zurückzuführen sein, mit der sich ein paar Vorurteile in den Köpfen der Auftraggeber, mehr noch als in denen der Entwerfer festgesetzt haben. Zunächst: Quantität geht vor Qualität; also: viele Plakate. Dann: Appell an die Sentimentalität, an Jas Gemüt Kaffeehäferl, Kind, Großmutter oder der erotische Anruf. „Wir könnten schon, wenn wir dürften", sagen die Entwerfer. „Das Publikum will keine modernen Plakate", sagen die Auftraggeber freilich gibt’s auch lobenswerte Ausnahmen wie etwa die Firma Meinl. Das Publikum schweigt. Und das Wertungskollegium berät das Ergebnis. Erfreulich, daß dies nicht mehr in aller Heimlichkeit geschieht, sondern daß man sich endlich entschlossen hat, die besten Plakate des Monats nach längerer Pause wieder an gutgelegenen Plakatwänden zu affichieren. Damit sie nicht bloß „auf dem Papier stehen", sondern Beispiele abgeben, die zur Nachahmung auffordern.

TN letzter Zeit kommt es wiederholt vor, daß die Einladungen zu Ausstellungseröffnungen die Namen der Künstler, deren Werke gezeigt werden, falsch angeben; kein Wunder, daß dann in den Kunstrepoftagen und -kritiken verschiedener Wiener Tageszeitungen diese Druckfehler noch schlimmere Ausmaße annehmen. Die Verwirrung wird aber vollständig, wenn eine bedeutende Wiener Galerie auf der gedruckten Einladung an die Presse ihren eigenen Namen falsch schreibt. Oder hat der Druckfehlerteufel hier nur einmal die mißhandelten Künstlernamen bei den dafür Verantwortlichen rächen wollen, indem er sich zu zeigen bemühte, wie peinlich es ist, entstellt vor die Oeffentlichkeit treten zu müssen?

ER Film wird Objekt der Wissenschaft —ein Symptom, ein Fortschritt, eine Auszeichnung! Zum ersten Male in der Geschichte des Films findet in Wien eine internationale filmwissenschaftliche Woche statt. Der Termin ist an den Beginn der Wiener Festwochen gelegt. Veranstalter ist die Oesterreichische Filmwissenschaftliche Gesellschaft. An den’Vorträgen, Diskussionen und Filmvorführungen sind hervorragende Fachleute aus dem In- und Ausland beteiligt. Die vier Themengruppen der Vorträge und Diskussionen sind: Film als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Filmwirtschaft und Filmwissenschaft, Jugend und Film, Filmkunde in Schule und Volksbildung. Die Bedeutung der Veranstaltung ist durch die Schutzherrschaft der beiden Ressortminister und des Bürgermeisters unterstrichen.

TA ER Maulwurf — mit der Einlage „Frösche und Quappen" — ist eine neue Wiener Halbmonatsschrift Herausgeber DDr. Konrad Praxmarer, die mit ungewöhnlichem Temperament Art und Unart der Zeit auf- und angreift. Neben ernsten, seriösen Themen wie Eherecht und Ehegesetzgebung stehen ironische Glossen, Spitzen und — im Ausdruck nicht immer wählerische — Invektiven. Zweifellos hat der neue „Maulwurf" scharfe Scheren. Es bleibt zu hoffen. daß sie nur Schädlinge des Erdreichs zwicken werden.

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