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Parkometer oder — „Zapfstelle“?

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Einigemale schon war die Rede von der Aufstellung sogenannter Parkometer im Stadtgebiet von Wien. Erst neuerdings wieder wurde dieses Problem aufgegriffen und dürfte allmählich realere Formen annehmen. Parkometer sind Zähluhren, die nach Einwurf eines Geldstückes eine gewisse Zeit lang Parkerlaubnis erteilen.

Sobald die vom Aufsteller einstellbare Uhr abgelaufen ist, steht das Fahrzeug unter Parkverbot und sein Besitzer wird straffällig. Die Parkzeit bewegt sich im allgemeinen zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Eine solche Einrichtung ist dann gut, wenn die Positiva die Negativa überwiegen, und dies im Hinblick auf die Allgemeinheit. Ist dies beim Parkometer der Fall?

Vor allem bringt die' Aufstellung der Parko-

meter natürlich dem Erzeuger und dem mit dem Absatz befaßten Händler Vorteile. Aber auch der Vorteil der aufstellenden Behörde ist relativ groß, denn es handelt sich hier um eine ständige Einnahme, durch die die Kosten der Anschaffung und Aufstellung sehr bald amortisiert sind. Sie werfen also relativ bald einen recht erheblichen

Reingewinn ab. Was ist verständlicher als die Bestrebung der Behörde, möglichst viele Parkometer aufzustellen?

Wenn diese Behörde mit Ueberlegung, vor allen Dingen aber Verantwortungsbewußtsein und nicht nur um de/guten Einnahmen willen Parkometer aufstellt, dann kann dies dem Kraftfahrer einen gewissen Vorteil bringen. Im Zentrum Wiens — wir denken hierbei vor allem an die Kärntner Straße, den Graben und eventuell auch den Kohlmarkt — ist es heute leider so, daß die dort tätigen Geschäftsleute ihre Fahrzeuge aus Bequemlichkeitsgriinden tagsüber möglichst in unmittelbarer Nähe ihres Geschäftes parken. Sie belegen damit aber schon am Morgen die für einen fließenden Kraftfahrzeugverkehr unbedingt' erforderlichen Parkplätze und blockieren ihn damit den ganzen Tag über. Es kommt dadurch zu empfindlichen Parkschwierigkeiten im Stadtzentrum. Die Aufstellung von Parkometern würde die Dauerparker zweifellos dazu veranlassen, ihre Fahrzeuge dort abzustellen, wo sie den Verkehr in keiner Weise hindern, und die geringe Entfernung vom Parkplatz bis zu ihrem Geschäft oder Betrieb entweder zu Fuß oder im öffentlichen Verkehrsmittel zurückzulegen.

Das Parkometer hat aber den großen Nachteil, daß der, wenn auch vorübergehend beruflich im Stadtzentrum tätige und häufig parkende

Kraftfahrer, will er seine Betriebskosten nicht wesentlich erhöhen, gezwungen ist, ebenfalls außerhalb des Zentrums zu parken, wodurch eine empfindliche Störung des Ablaufes seines Arbeitstages gegeben ist. Außerdem ist nicht ganz einzusehen, daß jemand, der für eine geschäftliche Erledigung unter Umständen nicht länger als fünf bis zehn Minuten benötigt, um etwa einen Schilling einen Parkplatz für eine halbe oder ganze Stunde mieten soll.

Wir haben zwar im Stadtzentrum von Wien heute mit Parkplatzschwierigkeiten zu kämpfen, das ist nicht zu leugnen, jedoch können wir aus eigener Erfahrung feststellen, daß sie noch immer nicht so groß sind, so daß nicht doch immer wieder eine entsprechende Parklücke gefunden werden könnte, und zwar meist sehr nahe des gewünschten Platzes. Wir sind deshalb der Meinung, daß eine Aufstellung .vQft.garka- i metern derzeit zweifellos, noch, verfrüht wäre, dies um so mehr, als man aus verschiedenen Veröffentlichungen entnehmen kann, daß sie nicht nur auf die frequentiertesten Parkplätze beschränkt blieben, sondern bald auch an Stellen aufscheinen sollen, an denen sie in keiner Weise gerechtfertigt wären.

Es liegt auf der Hand, daß die öffentlichen Verkehrsmittel durch die starke Motorisierung einen Frequenzrückgang aufzuweisen haben. Außerdem sind die Fahrpreise so gehalten, daß sich eine ganze Reihe von Fahrgästen sehr wohl überlegt, ob sie nicht auch zu Fuß gehen könnte. Wir wollen aber zu bedenken geben, daß der Kraftfahrer nicht dazu da ist, durch Verteuerung seines Betriebes unrationell arbeitende öffentliche Verkehrsmittel zu subventionieren — und auf das käme es letzten Endes heraus. Aus rein wirtschaftlichen Erwägungen heraus ist heute eine solche Verteuerung des Kraftfahrzeugbetriebes bedenklich, denn das Kraftfahrzeug ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor, dessen Erhaltung. - und Betriebskosten so niedrig wie nur möglich gehalten werden sollten. Indirekte Besteuerungen, wie sie die Parkometer zweifellos darstellen, sind aus diesem Grund unerwünscht.

Sollten aber die Parkometer trotzdem kommen, dann müßte man darauf dringen, daß die Beträge, die hier einfließen, der Kraftfahrt wieder voll und ganz zugute kommen, indem etwa die Behörde die Einnahmen zur Schaffung neuer Parkplätze, auf denen dann keine Parkometer in Verwendung genommen werden, heranzieht.

Hoffen wir jedoch, daß die Schaffung solcher, genau betrachtet, vor allem verkehrshemmenden Einrichtungen möglichst überhaupt unterbleibt. Der Kraftfahrer ist heute schon finanziell genug belastet. Erfreulich wäre es, wenn die an diesen Komplikationen vor allem schuldigen Dauerparker im Zentrum Wiens aus freiwilligen Stücken das Feld räumen würden. Sie könnten damit allen Kraftfahrern und damit sich'selbst eihen Dienst erweisen.

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