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Pax Romana in Salzburg

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Es war eine ernste und auch für Österreich aktuelle Sache, über die auf der „Europäischen Studientagung“ der „Internationalen Katholischen Akademikerbewegung Pax Romana“ beraten wurde. Die Tagung hatte wirklich europäischen und internationalen Charakter: selbst die USA und — in sehr liebenswürdiger Weise — Indien waren vertreten. Und das Studienthema war „Das Recht der Eltern auf die Schule“ — ein geradezu verschollenes Recht in fast allen Ländern, selbst dort, wo man auf Elternvereine große Hoffnungen setzt —, ein Recht, hinter dem das noch mehr verschollene Menschenrecht des Kindes selbst auf die ihm gemäße Erziehung, also auch auf die ihm gemäße religiöse Erziehung, steht.

Für das Recht der Eltern konnte man sich — das tut ja auch der Fastenhirtenbrief der österreichischen Bischöfe — auf einige Artikel der „Erklärung der Menschenrechte berufen, welche die Vereinten Nationen aufgestellt haben und die zu verbreiten und zu verankern ein Hauptanliegen der UNESCO ist. Ein Vertreter der UNESCO nahm an der Tagung teil.

Die sechs Vorträge der Tagung galten: der soziologischen Lage der Familie (Prof. Dr. August M. Knoll, Wien), den naturrechtlichen Ansprüchen der katholischen Schule (Emile Marmy, Lyon- Fribourg, und Minister Pierre Harmel, Belgien, der, persönlich verhindert, sein Konzept interpretieren ließ), ihrer tatsächlichen rechtlichen Lage in den einzelnen Staaten, angefangen von der idealen Rechtsparität der katholischen Privatschule in Holland bis zu dem heroischen Kampf um ihren bloßen Bestand in Frankreich (Ed. Lissop, Paris, und Dr. Jos. de Boer, Landesschulinspektor in den Niederlanden) und schließlich der Grundforderung weltanschaulicher Einheit in der Erziehung (Prof. Dr. Friedrich Schneider, München-Salzburg). — Die Vorträge zeigten — nicht zuletzt den in ihre eigenen Verhältnisse eingesponnenen Österreichern — die große Mannigfaltigkeit der wirklichen Situationen und der möglichen Lösungen der Probleme. Wie ähnlich Und wie verschieden zugleich sind die Situationen der katholischen Schule in Frankreich und in Österreich! Die Ideen der Vortragenden standen einander zudem in oft sehr anregender Spannung gegenüber: der temperament- und geistvolle historische und soziologische Aufweis zum Beispiel Prof. Knolls von der Zerstörung des Vaterideals und damit der Familie auf der einen, der unzerstörbare Familiengeist und die mutige Kampfeszuversicht des Holländers de Boer auf der anderen Seite. In dem Vortrag Prof. Schneiders wieder kam die Sorge des erfahrenen Pädagogen vor den Gefahren übersteigerter katholischer Forderungen zum Ausdruck. Die Sorge zugleich um den Geist jener Jugend, die gerade dann der religiösen Führung vollständig verlustig ginge und darüber hinaus das Bedürfnis nach einer gemeinsamen human-ethischen Basis, von der aus alle Menschen noch ansprechbar wären, die zu schaffen, wie ein Teilnehmer bemerkte, Sache der UNESCO wäre.

In den Diskussionen, die, aufgeteilt auf die drei Kreise der juridischen, familialen und pädagogischen Kommission, die Nachmittage ausfüllten, entfaltete sich die Problematik der Situationen noch mehr, wurde aber doch auch die gemeinsame Grundrichtung in Erklärungen festgelegt, die schließlich das Material für die Resolutionen der Tagung bildeten. Dabei stellte sich heraus, daß die Mehrzahl der wortführenden Teilnehmer aus anderen Ländern den katholischen Privatschulen den Vorzug vor staatlichen katholischen Schulen gaben, freilich vorausgesetzt, daß diesen Privatschulen außer der „Freiheit“ der religiösen Erziehungsform auch eine „Parität“ mit den Schulen des Staates gesichert wäre, die den katholischen Kindern den Besuch ohne größere Auslagen und ohne Nachteile in ihrer späteren Laufbahn ermöglichte. — Unterdessen aber ist in Nordrhein-Westfalen ein Landesschulgesetz durchgedrungen, das neben den konfessionellen Privatschulen auch die konfessionelle (katholische oder evangelische) staatliche Schule anerkennt.

Eingerahmt war die Salzburger Tagung in sehr festlicher Weise: von den färben-frohen studentischen Feiern des ÖCV (der die Gäste nach Salzburg geladen hat — als einziges österreichisches Mitglied der Pax Romana), von erlesener Musik in den Konzerten des Mozarteums, von den Empfängen bei dem Kardinal und dem Landeshauptmann sowie von dem „Akademischen Festakt“, der seinen Höhepunkt in der tapferen Ansprache des Unterrichtsministers hatte.

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