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St. Gabriels Weltmission
Der schlichte niederrheinische Priester Arnold Janssen, Gründer des Steyler Missionswerkes, hatte von Beginn seiner Gründung an den gesamten deutschsprachigen Raum, einschließlich Holland, im Auge. Sein Plan, Gründung einer Institution für die auswärtigen Missionen in den nichtchristlichen Ländern, fand die wohlwollende Unterstützung der Bischöfe des damaligen Österreich. Vorsichtig in der Planung, mutig in der Durchführung, trug Arnold Janssen sich nach dem gelungenen Beginn in Steyl-Holland sicher sehr früh mit dem Gedanken, auch in Österreich eine Niederlassung zu errichten. Nicht wenig mochte zu diesem Wollen einer seiner ersten geistlichen Söhne beitragen, der Südtiroler P. Josef Freinademetz, Missionar in China, dessen Seligsprechungsprozeß heute weit fortgeschritten ist. Der Edelmut seines Bischofs, Vinzenz Gasser von Brixen, Säule des 1. Vatikanischen Konzils, hat sich gelohnt. Und das nicht nur für die Chinamission. Freinademetz ist heute zu einem wahren Nothelfer seiner engeren und weiteren Heimat geworden.
Heimat und Mission
Konsequent hielt Janssen die österreichische Gründung im Auge. 1881, sechs Jahre nach der Gründung von Steyl, nahm er während eines Romaufenthaltes Kontakt mit dem ehemaligen k. u. k. Gesandten in Rom und in Paris, Freiherrn von Hübner. Während einer neuerlichen
Rom-Reise, 1883, ging Janssen wieder zu Hübner, der ihn in Wien empfahl. Janssen fährt nach Österreich und hat am 7. Mai 1883 eine Audienz beim Kaiser. Sein Anliegen läuft positiv. Nach Erledigung vieler Vorfragen wird der jungen Gesellschaft des Göttlichen Wortes am 14. Oktober 1888 Eingang in Österreich ge- gewährt. Im Frühjahr 1889 weiht Kardinal Ganglbauer den Grundstein des geplanten Missionshauses St. Gabriel. Der Zweite allgemeine österreichische Katholikentag von /Ende April bis Anfang Mai 1889 empfiehlt das Missionshaus.
Bei der Grundsteinlegung am 26. April 1889 ereignet sich etwas, was der Zukunft St. Gabriels geradezu den Stempel aufprägen wird. Arnold Janssen wußte genau um die innigen Beziehungen von Heimat und Mission: daß die Heimat personell und materiell nicht nur geben soll, sondern daß zwischen beiden ein ausgeprägtes Verhältnis von Geben und Nehmen bestehen muß. Darum die Worte des Stifters bei der Grundsteinlegung: „Zur Wohlfahrt unserer heiligen Mutter, der katholischen Kirche, und zur Verbreitung ihres Heiles und ihrer Segnungen auf die Völker, welche sie noch nicht kennen. Zum geistigen Nutzen dieser Gegend und dieses Reiches…“
Haben sich diese Wünsche erfüllt? Am Feste des heiligen Franz von Assisi, 4. Oktober 1889, dem Namenstag des Kaisers, wurde im neuen Missionshaus erstmalig das heilige
Opfer gefeiert. Was ist aus dieser Quelle geworden? Rinnsal oder Strom?
Für die Welt und für Österreich
Fast 1700 Priester sind in Sankt Gabriel im Laufe dieser 75 Jahre geweiht worden. Die meisten zogen in die Mission oder in priesterarme Länder, unter ihnen dauernd und ununterbrochen Priester und Brüder aus den Ländern der Monarchie, den Nachfolgestaaten und dem heutigen
Österreich. Vor wenigen Jahren wirkten 50 Priester und 16 Brüder aus dem heutigen Österreich in den Missionen. Wenn die Gesellschaft heute einen Personalstand von 25 Bischöfen, einem Apostolischen Präfekten, 2855 Patres, 1424 Brüdern, 782 Theologiestudenten, insgesamt 5087 Mitgliedern in Gelübden aufweist, wozu 662 Novizen kommen, so verdankt sie das zum wesentlichen Teil jenen Priestern aüS St. Gabriöli tiie in allen Teilen der Erde den Grund gelegt haben, auf dem’gediegen aufgebaut werden konnte. St. Gabriel wurde für die Weltkirche ein Strahlungszentrum ersten Ranges.
Ob Österreich von diesem Aufbruch Nutzen hatte? Schon vor dem ersten Weltkrieg begann die Missionsbewegung von St. Gabriel aus in Klerus und Volk starke Wellen zu schlagen. Nach dem ersten Weltkrieg stand der spätere Generalsuperior SVD., damaliger Rektor von St.Gabriel, P. Josef Grendel, hinter der geistigen Fundierung der Neuorganisation der Päpstlichen Missionswerke in Österreich. Er brachte von der Dogmatik her Gedanken und Anregungen, die auch heute keinesfalls überholt sind. In der Folge suchte man vor allem die Welt der Akademiker und Lehrer für den Missionsgedanken zu begeistern. Es war vor allem P. Johannes Thauren, der die Mission in ihren vielfachen Verbindungen zur Heimat hin auf Kongressen und in zahlreichen Publikationen aufwies.
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