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Flucht in AHS oder Privatschulen

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In Wien traten im Schuljahr 1982/83 53 Prozent der Volksschüler in die Hauptschule über, 47 Prozent in die AHS-Unterstufe. Zehn Jahre später wechselten 59,53 Prozent in die AHS und nur 40,47 Prozent in die Hauptschule. Als Ursache für diesen auch in anderen Ballungsgebieten spürbaren Trend gilt zumindest in Wien auch die Zunahme an ausländischen Kindern, insbesondere an öffentlichen Pflichtschulen, wobei man die Situation genau betrachten sollte.

Sicher ist, daß in Wien der Geburtenanteil von Kindern mit fremder Staatsbürgerschaft von 1978 bis 1992 - also bis zu jenen, die 1998 in die Schule kommen werden —, von 27,3 auf 30,4 Prozent gestiegen ist. Fest steht auch, daß 32,27 Prozent der im heurigen Schuljahr an sämtlichen Wiener Pflichtschulen unterrichteten Kinder Ausländer sind, in einzelnen Bezirken (Margareten, Ottakring) bereits mehr als 60 Prozent, in anderen (Donaustadt, Liesing) nur knapp zehn Prozent.

Die „Flucht in Privatschulen“ hegt nahe, denn dort liegt in Wien der durchschnittliche Ausländeran- teil bei nur 11,4 Prozent. Daß Privatschulen (private Hauptschulen sind übrigens relativ selten), die ihren Betrieb — abgesehen von den Lehrpersonalkosten — selbst decken müssen, hier von den öffentlichen Schulen abweichen, aber doch von Jahr zu Jahr - teils unter Verzicht auf Schulgeld - mehr tun, um Ausländer aufnehmen zu können, wird von der Schulbehörde inzwischen anerkannt.

Falsch ist das Pauschalurteil, in Klassen mit hohem Ausländeranteil lernten die Kinder auf jeden Fall schlechter Deutsch, denn die Staatsbürgerschaft sagt nicht alles über die Sprachkenntnisse. Von den Schülern an Wiens öffentlichen Hauptschulen sind 43,17 Prozent Ausländer, aber nur 10,03 Prozent haben wesentliche

Sprachprobleme, an den Volksschulen ist die Situation etwas schwieriger (siehe Grafik).

Möglicherweise hätte die Hauptschule in Wien noch mehr inländische Schüler, wenn es weniger Ausländer dort gäbe, aber anderseits hat der Zuwachs an Ausländern etliche dieser Anstalten vor dem Zusperren bewahrt. Auf jeden Fall ist anzuerkennen, daß der Wiener Stadtschulrat eine Reihe von Maßnahmen gesetzt hat, um Ausländerkinder mit der deutschen Sprache vertraut zu machen, was offensichtlich in gemischten Klassen von Inländern und Ausländem schneller gelingt, und zu integrieren.

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