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Herbert Grönemeyer trotzt mit seinem neuen Album dem fatalistischen Zeitgeist

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Herbert Grönemeyer schreibt seit über vier Jahrzehnten großartige Musik fürs Herz, den Kopf und die Beine. Nun legt er ein Album vor, das dem fatalistischen Zeitgeist trotzt, Tiefenschichten anbohrt – und in Höhen greift.

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Herbert Grönemeyer schreibt seit über vier Jahrzehnten großartige Musik fürs Herz, den Kopf und die Beine. Nun legt er ein Album vor, das dem fatalistischen Zeitgeist trotzt, Tiefenschichten anbohrt – und in Höhen greift.

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Was auch immer die Grundidee vor dem Schreiben dieser 13 Songs gewesen sein mag – es muss durch trübe Wolken viel Sonne in Herbert Grönemeyers musikalische Maschinenräume geschienen haben. Das 16. Studioalbum des deutschen Sängers und Songschreibers – „Das ist los“ – ist noch trotziger, als es der schelmische Titel andeutet: eine freche, wagemutig vibrierende Antwort auf die großen Fragen der wankenden Welt. Der 66-Jährige poetisiert singend über Ungleichheit, über Umweltzerstörung und die Corona-Pandemie, über Trauer und Leid. Doch er tut dies alles im Ton einer inspirierten und inspirierenden Hoffnung.

Woher diese kommt – und ob seine persönliche Quelle eine spirituelle ist, deutet sich in und zwischen den Zeilen stets nur an. Selten redet der Künstler, der im Jahr 1998 innerhalb weniger Tage den Tod seiner Ehefrau und seines Bruders zu beklagen hatte, so klar über seinen Glauben wie in einem Interview von vor 15 Jahren. „Ich glaube an Gott. Ich bin calvinistisch-protestantisch erzogen worden. Jeder sollte sich ein moralisches System schaffen, an dem er sich misst.“

„Religionen sind zu schonen“

Im Großteil seiner Lieder und seines Werkes spricht er indes fast nie deutlich von Gott und Glauben. Eine der Ausnahmen ist auf dem Album „12“ aus dem Jahr 2007 das Stück „Ein Stück vom Himmel“ – in Deutschland seinerzeit ein Nummer-eins-Hit. Dort heißt es etwa: „Religionen sind zu schonen / Sie sind für Moral gemacht / Da ist nicht eine hehre Lehre / Kein Gott hat klüger gedacht“.

Dass auch das neue Album beim aufmerksamen Hören große innere Bewegungen auszulösen vermag, könnte durchaus an Grönemeyers moralischem System liegen, auf dessen Fundament er komponierte. Wahre Musik kann nicht lügen. Allenthalben klingt in den Stücken eine angedeutete, jenseitige Kraft, fein verwoben mit dem konkret irdischen Hier und Jetzt. Das Albumcover zieren zwei Hände – der erste Track heißt „Deine Hand“. Ein Stück mit starker, eingehender Melodie und Versen, die eine neue Wir-Perspektive ans Firmament zeichnen. „Deine Hand gibt mir / Den Halt, den ich so dringend brauch / Um nicht zu brechen, halt sie fest / Und wir könnten uns noch retten“. Wessen Hand es sei, entscheidet das individuelle Ohr, ein Hinweis des Urhebers findet sich im sehenswerten Videoclip. Der Song wurde bereits Ende 2022 veröffentlicht – und Grönemeyer sagte dazu: „Es geht einfach darum, dass wir zusammenrücken müssen, Solidarität zeigen und uns gegenseitig Kraft schenken, insbesondere genau den Menschen, die es in dieser Zeit verdammt schwer haben, über die Runden zu kommen.“

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