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Alles über Musik und Musiker

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DIE MUSIK IN GESCHICHTE UND GEGENWART. ALLGEMEINE ENZYKLOPÄDIE DER MUSIK. Unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes herausgegeben von Friedrich Blume. Band 8: Laaf—Metjus. Mit 104 Bildtafeln, einer Farbtafel, 420 Textabbildungen, 90 Notenbeispielen und 10 Tabellen. Bärenreiter- Verlag, Kassel-Basel-London-New York. X Seiten (Abkürzungen), 1920 Spalten (Text), XXV Seiten (Register). Preis in Ganzleinen 756 S.

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DIE MUSIK IN GESCHICHTE UND GEGENWART. ALLGEMEINE ENZYKLOPÄDIE DER MUSIK. Unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes herausgegeben von Friedrich Blume. Band 8: Laaf—Metjus. Mit 104 Bildtafeln, einer Farbtafel, 420 Textabbildungen, 90 Notenbeispielen und 10 Tabellen. Bärenreiter- Verlag, Kassel-Basel-London-New York. X Seiten (Abkürzungen), 1920 Spalten (Text), XXV Seiten (Register). Preis in Ganzleinen 756 S.

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In dem neuesten Band der Bärenreiter- Enzyklopädie gibt es einen 13 Spalten umfassenden Beitrag unter dem Stichwort „Lexika der Musik“, aus dem hervorgeht, daß zwischen 1800 und 1950 rund 400 neue Titel erschienen sind und rund 1200 musikalische Lexika neu aufgelegt wurden. — Im deutschsprachigen Raum wird das vorliegende Werk künftig wohl an erster Stelle genannt werden müssen. Denn es gibt innerhalb der wissenschaftlichen Welt kaum ein Unternehmen, das auf eine so breite internationale Basis gestellt werden konnte (am vorliegenden achten Band haben 400 Musikforscher mitgearbeitet), das den einzelnen wichtigen Beiträgen soviel Raum zur Verfügung stellt und das, wenn man von unbedeutenden Schönheitsfehlern absieht, eine gründliche und umfassende Information über die verschiedenartigsten Detailgebiete vermittelt innerhalb einer Wissenschaft, die längst den Horizont eines einzelnen überbordet.

Wieder ragen eine Reiche sorgfältig gearbeiteter Gattungsartikel hervor. Lai-Leich, Lamentatio (Stäblein), Laude, Leitmotiv, Libretto (25 Spalten, Schaal), mit einer mehrspaltigen Übersicht der nach Ländern geordneten wichtigsten Librettisten. (Hier gibt es freilich Lücken und gewisse Willkürlichkeiten in der Auswahl), Lied (mit 110 Spalten von mehreren Autoren, mit den Unterabteilungen Kunstlied, Sololied und — besonders eingehend — Kirchenlied), Litanei, Liturgie und Liturgisches Drama (mehr als 40 Spalten, von Blankenburg, Hickmann und Lipphardt), Madrigal (35 Spalten, von mehreren Autoren), Männerchor, Magni- fikat, Marsch, Mechanische Musikinstrumente (zwölf Kapitel mit rund zwölf Spalten, besonders interessant zu lesen, ein Kuriositätenkabinett!), Meistergesang.

Besonders reich ist der achte Band an Monographien berühmter und traditionsreicher Musikstädte: Stift Lambach (Luger), Lausanne, Leipzig (34 Spalten, von drei verschiedenen Autoren), Linz (fünf Spalten, Wessely), London (36 Spalten), Lübeck, Maastricht, Madrid, Magdeburg, Mailand, Mainz, Manchester, Mannheim. In diesen Artikeln muß die reiche und sorgfältige Bebilderung besonders hervorgehoben werden.

Bei den Komponistenmonographien findet man nicht nur bei den weniger berühmten, sondern auch bei den Klassikern Neues und Interessantes. Denn diese Artikel wurden durchweg von Spezialisten verfaßt, die über den neuesten Stand der Forschung unterrichtet oder direkt an ihr beteiligt sind. Nennen wir einige hervorragende: Orlando di Lasso (40 Spalten, 15 Bilder und eine Farbtafel, Boetticher), Leonhard Lechner (zehn Spalten, Anreh), Lalo, Leoncavallo, Liszt (zwölf Spalten, Engel), Ljadow, Karl Loewe, Louis Ferdinand, Lully, Luther (zwölf Spalten. Blankenburg), Machault (sieben Spalten, Machabey), Mahler (zehn Spalten, Redlich, mit einer besonders mißglückten Zeichnung Dolbins, dafür mehreren — entbehrlichen! — Hinweisen auf Mahlers Judentum und zahlreichen, kommentarlos kaum verständlichen „Fachausdrücken“), Mar- purg, Marschner, die Musikerfamilie Mar-

tini (zehn Spalten), Mascagni (neun Spalten, Klein), Massenet (vier Spalten, etwas wenig, Fremiot), Matheson (19 Spalten Turnow).

Von Zeitgenossen und neueren Komponisten wurden die folgenden monographisch gewürdigt: Laszlo Lajtha (fünl Spalten, vielleicht zu ausführlich, Weissmann), Constant Lambert, Lars Eril Larsson, Filip Lazar, Josef Lechthaler (eineinhalb Spalten), Franz Lehar (neun Spalten — ob das nötig war in diesem Umfang?), Leigh, Leighton, Lendwai, Luto- slawski (mit der allzu kategorischen Feststellung: „L. ist der größte zeitgenössische Komponist Polens“, Lissa), Maderna, Mate- doja, Malipiero, Manen, Erich Marckhl, Frank Martin (vier Spalten, mit etwas willkürlicher Auswahl der Literatur, Mohr), Jean-Louis Martinet, Karl und Joseph Marx, Matschawarian: und schließlich der Sowjetkomponist Metjus, Autor der um- strittejjcn Qper „Die junge Garde“ (1947 und 1951, umgearbeitet).

Folgende., Pė r s ö n 1 i,ch ke it e n des internationalen Musiklebens werden gewürdigt: Ernst Laaff, Gründet des „Musiklebens", Professor an dei Mainzer Universität und Ausbilder von Schulmusikern; Mario Labroca, Musikkritiker, Komponist, Leiter des Maggio Musicale Fiorentino, der Mailänder Scala und Programmdirektor der RAI; der Wiener Musikforscher Robert Lach: der Berliner Orientalist Robert Lachmann; Karl und Peter Lafite: Charles Lamoureux; Fernand Lamy; Wanda Landowska, die berühmte polnische Cembalistin, die die Konzerte von de Falla, Poulenc u. a. uraufgeführt hat; Thomas Martin Langner, Leiter der Abteilung Ernste Musik des Senders RIAS und Vorstandsmitglied des deutschen Musikrates; Karl Laux, Rektor der Dresdener Musikhochschule und musikalischer Ostexperte, Lilli und Lotte Lehmann und andere.

Um sich den Radius dieses Lexikons zu vergegenwärtigen, seien einige Namen von Nichtmusikern — Dichtern, Philosophen usw. — hergesetzt, die ebenfalls monographisch dargestellt wurden: La Fontaine, Lamartine, Leibnitz (sieben Spalten, Haase), Ernst Mach, Maeterlinck, Mailarme, Thomas Mann (vier Spalten, Heim).

Zum Schluß, als Paradigma unserer Zeit, das Schicksal und der Lebenslauf eines Musikers der Gegenwart; Bohuslav Martini), 1890 in Policka in der Tschechoslowakei geboren, Sohn eines Glöckners, Autodidakt, 1906 bis 1913 Stipendiat der Orgelklasse des Prager Konservatoriums, 1913 bis 1923 Geiger der Tschechischen Philharmonie, dann Kompositionsschüler von Albert Roussel in Paris, wo er bis zu seiner Flucht aus Europa lebte (über Südfrankreich und die Bermudas kommt er in die USA), nach 1945 Professor für Komposition am Prager Konservatorium, seither abwechselnd in Prag, New York and Prat- teln in der Schweiz, bei seinem Freund und Förderer Paul Sacher. Viermal steht eine seiner Kompositionen — das „Concerto grosse“ — auf dem Programm und kann aus „politischen" Gründen nicht aufgeführt werden: 1937 in Wien, 1938 in Prag, 1940 in Paris, immer kommt ihm die Weltgeschichte dazwischen, endlich, 1941, in Boston, klappt es. Martinu starb 1959 in Liestal bei Basel. Ein großer Teil seiner Kompositionen, unter anderem das gesamte Frühwerk, ist verlorengegangen. - Wie viele tausend andere Manuskripte, wieviel hunderttausend Buchbände hatten das gleiche Schicksal… Auch solche Dinge wollen erwogen werden, wenn es gilt, ein lexikographisches Unternehmen, das auf Quellen angewiesen ist und auf Vollständigkeit abzielt, zu würdigen …

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