Der fünfte Band des Großen Brockhaus

Im neuesten Band des mit lobenswerter Pünktlichkeit erscheinenden Großen Brockhaus ist der Löwenanteil den Länderartikeln eingeräumt; Griechenland, Großbritannien, Indien und Italien samt den der Geschichte, der Kunst, der Literatur, der Philosophie der Hellenen, der indischen Kunst und Philosophie, der Geschichte (seit 476 nach Christi), Kunst, Literatur, Musik Italiens gewidmeten Darstellungen ragen hervor, jede vin ihrer Art mustergültig. Nicht minder gediegen sind die entsprechenden Abschnitte über Indonesien, den Irak, Iran. Irland, Island und Israel. Der sorgsam betreute geschichtlich-geographische Teil des Brockhaus weckt um so mehr Freude, als man anderwärts diesen Sektor zu sehr hinter dem technisch-naturwissenschaftlichen zurücktreten läßt. Ganz vortrefflich sind ferner die Schlagwörter Indogermanen und Islam nebst islamitischer Kunst und Philosophie behandelt. Erwähnung verdienen zwei größere Stammtafeln der Habsburger und Hohenzollern, dann ausgezeichnete Uebersichten zu den Themen Hochschule, Höhere Schule, Hugenotten, Humanismus, Humor, Idealismus, Impressionismus. Aus der Domäne der mit vollendetem Takt erörterten Politik “ennen wir: Grenze, Grundrechte, Heimat, Imperialismus, Internationale. Die materielle Kultur betreffen: Grabmal. Güterverkehr, Haartracht, Hafen, Handel, Handwerk, Hochbau, Holzbau, I.-G.Farben, Industrie. Zum Gesundheitswesen: Herz, Hormone, Hygiene, Impfung, Infektionskrankheiten. Zur Zoologie: Haushuhn, Hautflügler, Hund, Insekten. Wie stets beanspruchen die Schlagwörter zur Physik und zur Chemie besondere Aufmerksamkeit. Sie bieten die neuesten Ergebnisse der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Form, so bei der Gravitationslehre, der Interferenz, der Interstellaren Materie, bei Ion, Ionosphäre, Isolieren. Vorzügliche Erstorientierung liefert die Zusammenfassung der Integralrechnung. Verweisen wir noch auf ein paar Städteartikel, wie Haag, Hamburg, Heidelberg, Helsinki, dann auf die zumeist vorbildlichen Biographien. Aus deren langer Reihe sind zu rühmen:Grabbe, El Greco, Grillparzer, Brüder Grimm, Grimmelshausen, Gustav Adolf, Hamann, Hamsun, Händel, Hardenberg, Eduard und Nicolai Hartmann, Gerhart Hauptmann, Haydn, Hebbel, Hegel, Heine, Herder, Hitler (hervorragend!), Hobbes, E. T. A. Hoffmann, Hofmannsthal, Holbein, Hölderlin, Homer, Horaz, die Brüder Humboldt, Hume, Hus, Husserl, Ibsen, Ingres. Zu den wenigen größeren biographischen Schlagwörtern, deren Inhalt uns nicht befriedigt, gehören: Hannibal (fast rein berichtend, ohne Wertung des Genies und der Eigenart), Hindenburg (unkritisch), Victor Hugo (völlig fehl gesehen) und Innozenz III. (grotesk sparsam im Raum, der dieser bedeutsamsten Gestalt des europäischen Hochmittelalters zugemessen wurde). Lücken sind in der biographischen Nomenklatur sehr selten. Hier einige, die uns, von Oesterreich her betrachtend, störend dünken: der liberale Politiker von Grabmayr, der polnische Ministerpräsident Grabski, der Kunsthistoriker Grimschitz, der OeVP-Politiker Gschnitzer, der Pianist Gulda, der Heerführer von Anno 1859, Graf Gyulay, der Historiker Hantsch, der Schriftsteller Wladimir von Hartleb, der Historiker und Staatsmann Baron Helfen, der Soziologe Friedrich Hertz, Feldmarschall Baron Heß, Ministerpräsident Prinz Konrad Hohenlohe, der Reisende Emil Holub, Botschafter Graf Hübner Ministerpräsident und Kirchenrechtlehrer Baron Hussarek. Aus Frankreich wären z. B. der weltberühmte Fliegerheld Guynemer, Hervieu, der Heraldiker Hozier und der Tibetforscher P. Huc zu erwähnen. Ein paar kleine Versehen: Grousset ist bereits gestorben. Innenminister Helmer ist nicht erst seit 1949 in seinem Amt.

Am durchaus positiven Gesamturteil über den Großen Brockhaus, der auch im fünften Band sein hohes Niveau und alle seine Vorzüge bewahrt und der, wie immer, prächtig bebildert, mit unvergleichbar schönen Landkarten bedacht ist, vermögen selbstverständlich die von uns angemeldeten, minimalen Vorbehalte nichts zu ändern.