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Digital In Arbeit

Der grenzenlose Einsatz

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In Taipeh auf Formosa ist ein Sprachstudio im Entstehen begriffen, das in seiner Art das erste im südostasiatischen Raum ist. Aufgabe dieses Sprachlabors ist es, mit Hilfe empfindlichster elektronischer Geräte die chinesische und malaiische Sprache sowie Dialekte Borneos zu untersuchen, um die Gesetze zu finden, die die Ton- und Akzentfolgen in der jeweiligen Sprache regeln. Tonschwingungen von Lauten und Worten werden durch Tonträger und Oszillographen als auf- gezeichnete Kurven sichtbar gemacht. Durch Auswertung der Kurven, zum Beispiel nach Lautstärke und Tonhöhe, und durch den Vergleich verschiedener Kurven kann das Sprachstudio wertvolle Aussagen über die Struktur der Sprachen machen. Unter anderem wird die Frage untersucht, wie chinesische Schriftzeichen am günstigsten durch lateinische Buchstaben ersetzt werden können. Zum Leiter des elektronischen Sprachforschungszentrums auf Formosa wurde ein 45jähriger Österreicher bestimmt, P. Friedrich Weingartner SJ.

Heuer feiert die österreichische Jesuitenprovinz ihr 400jähriges Bestehen. Die Spuren und Werke der 400 Jahre alten österreichischen Jesuitenprovinz finden wir aber nicht nur zwischen Bodensee und Neusiedler See, auch nicht nur zwischen Karpathenkamm und Passau sowie in Schlesien, Belgrad und Triest, jenem Gebiet also, das die österreichische Jesuitenprovinz in der Zeit ihrer größten Ausdehnung umfaßte, sondern auf allen Kontinenten.

Denn der Einsatz der Jesuiten ist „grenzenlos”. Ihre Gesellschaft ist ein Missionsorden, nicht nur ein Missionsorden, aber mit seinen 6833 Missionaren (von insgesamt 3 5.664 Mitgliedern) doch der größte, stärkste Missionsorden der Kirche.

Aus der österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu, die gegejiwäTtig rund 360 Mitglieder zfiTrft”°l lrtimr in i)-’.MMonen. iDoqJ : hat’fie österreichische Jesuitenprovinz im Laufe ihrer 400jährigen Geschichte schon viele Missionare über alle Meere in eine ungewisse Zukunft gesandt, um mit ihrem Schweiß und manchmal mit ihrem Blut der Verbreitung des katholischen Glaubens zu dienen.

Drei Namen am Anfang

„Schon oft haben Mitglieder Ihrer Provinz meinen Vorgänger, P. Aqua- viva, dringend um die Sendung nach Indien gebeten, aber ihren Wünschen konnte nicht entsprochen werden”, schrieb am 9. Jänner ,1616 der Jesuitengeneral P. Vitelleschi an den österreichischen Vizeprovinzial: „Ich habe nunmehr beschlossen, wenn nicht allen, so doch wenigstens einigen zu willfahren. Deshalb bestimme ich aus Ihrer Provinz Mačkus Noęl für Goa, Wenzel Pantaleon für Peru und Johann Gans für Japan.”

Ein Jesuit aus Krems an der Donau, P. Andreas Wolfgang K o f f 1 e r (f 1651), war in China der Hofkaplan des letzten Ming-Kaisers Yum-li. Er war kühn genug, die Bekehrung der kaiserlichen Familie ins Auge zu fassen, und es war eine der denkwürdigsten Taten in der Geschichte der Weltkirche wie in der Geschichte des „Reiches der Mitte”, als er im Jahre 1646 drei chinesische Kaiserinnen, die regierende Kaiserin, die Kaiserinmutter und die Witwe nach dem verstorbenen Kaiser, und 1647 auch den Kronprinzen taufen konnte. Der Kaiser selber war nicht zu bewegen, die Polygamie aufzugeben, konnte also, obwohl er die katholische Lehre kannte und schätzte, die Taufe nicht empfangen. P. Koffler starb als Märtyrer, von einem tatarischen Hauptmann durch zwei Schwerthiebe in Kreuzform getötet.

Der erste Erforscher Tibets war ein österreichischer Jesuit aus Linz, P. Johannes Grueber (f 1680). Seine Beschreibungen und Zeichnungen der Kleidung, der Häuser, der dęr. Bewohner des. unerforschten Randes- Tibet “haben die geographische Wissenschaft ungemein bereichert. P. Gruebers Bild der verbotenen Stadt Lhasa war 250 Jahre lang das einzige, das man in Europa besaß, und wurde im 18. und 19. Jahrhundert in zahlreichen Geographiebüchern und Reisewerken veröffentlicht. P. Grueber ist nach Tibet gekommen, als er im Auftrag seiner Ordensoberen einen Landweg zwischen China und Europa erkundete. Ohne Führer, ohne Landkarte, lediglich mit einem einfachen Kompaß ausgerüstet, zog er teils zu Fuß, teils auf Pferd oder Büffel bei sengender Hitze über schattenlose

Wüsten und kletterte in den eisigen Höhen des Himalaja über schwindelerregende Abgründe.

Der Tiroler P. Josef T i ef f e n - thaler (f 1785) ist der Vater der modernen Geographie Indiens. Nach 30jährigen Forschungen und Reisen mit Fernrohr, Gradmesser und Kompaß verfaßte er seine reichillustrierte „Historisch-geographische Beschreibung von Hipdustan”, ein klassisches Erdkundebuch, das noch heute lesenswert ist.

P. Xaver Ernbert Fridell i (f 1743) aus Oberösterreich arbeitete maßgeblich an dem großen Reichskartenwerk von China mit, das zu den monumentalsten Leistungen der Kartographie zählt.

Ein großes riKartenwiitk’i’ÄbiO’c das Amazonasgebiet,,, liness . der Meister-; werke der Kartographie und der Geschichte der Geographie Südamerikas, verdankt die Wissenschaft dem österreichischen Jesuiten P. Samuel Fritz (f 1725).

Durch P. Christian Herdtrich (f 1684), einen Grazer, erhielt Europa die erste genaue Kenntnis vom großen chinesischen Weisen Konfuzius. Pater Herdtrich ist nämlich der Hauptverfasser des in Paris erschienenen Werkes „Confucius Sinarum philosophus”.

Der Wiener P. Gottfried Laim- beckhoven (f 1787) war 30 Jahre hindurch Bischof von Peking und Nanking.

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