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Die Hofmannsthal-Ausstellung

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Man hatte, nach den stillen Vorbereitungen und der Nichtankündigung im Salzburger Festspielalmanach, ein paar hübsche Vitrinen erwartet, eine Geste, honoris causa, zum Hofmannsthal-Gedenkjahr 1959, in das der 85. Geburtstag und der 30. Todestag fällt. Und man war daher um so freudiger überrascht, in zwei großen Sälen der Residenz eine umfassende, hochinteressante Schau vorzufinden, organisch geordnet (leider in viel zu niederen Vitrinen) und sorgfältig beschriftet. — Die zweite, ebenso angenehme Ueberraschung war der schön ausgestattete, sauber gedruckte Katalog (zum Preis von nur 10 S) mit einem wahrhaft dichterischen Einleitungsessay von Felix Braun, kurzen Beiträgen von Präsident Baron Puthon und Landeskulturreferent Dr. Pichler über Hofmannsthals Beziehungen zu Salzburg und dann, als Hauptteil, einer recht gründlichen, auf die Ausstellungsobjekte abgestimmten Monographie von Dr. Franz Hadamovsky samt Beschreibung und Kommentierung der insgesamt 380 Ausstellungsobjekte.

Dr. Hadamowsky hat den Stoff in sechs Gruppen gegliedert, deren jede im Katalog mit einer selbständigen Einleitung versehen ist: Vorfahren und frühe Jugend, Lyrisches Jahrzehnt 1890—1900, Traumwelt des Theaters, Bejahung Oesterreichs, Festspiele in Salzburg und Werk der Reife. — Es beginnt also, wie üblich, mit Porträts der Vorfahren, Dokumenten, Urkunden und Schulzeugnissen. Aber wer hat auch nur eines dieser Objekte jemals zu Gesicht bekommen! Vielleicht ist diese erste Abteilung die fesselndste. Dann tauchen die Porträts der ersten Freunde auf und das Lesezimmer im Cafe Griensteidl, das früheste Gedicht in der „Schönen Blauen Donau“, die ersten Theaterstücke, „Der Thor und der Tod“ in Faksimiledruck, das Reserveleutnantspatent und ein handgeschriebenes Curriculum vitae, eingereicht anläßlich des Rigorosums in romanischer Philologie an der Universität Wien. — Nun beginnt sich das Theatralische auszubreiten, leider ein wenig zu mächtig und die übrigen Schaffensgebiete Hofr mannsthals zurückdrängend: Drucke, Regiebücher, Szenen- und Schauspielerbilder, berühmte Sänger in Hofmannsthal-Rollen (Lotte Lehmann, die Jeritza und die Siems, Jarmila Novotna, Mayr, Manowarda und jüngere), die berühmten Bühnenbilder Rollers, Korrespondenzen mit Theaterleuten, und immer wieder Bühnenbilder und Figurinen .(darunter auch die wenig bekannten zu der Ballettpantomime „Die grüne Flöte“ nach Musik von Mozart), die sehr reizvollen, mit Korrekturen übersäten ersten Seiten zum „Ariadne"- Textbuch und andere Handschriften.

Den Kulturpolitiker Hofmannsthal zeigt die vierte Abteilung („Die Bejahung Oesterreichs“): Originale und Photokopien von Zeitungsartikeln, die in den Jahren des ersten Weltkrieges erschienen sind, Entwürfe und Manuskripte zu Reden sowie ein interessantes manschinegeschriebenes Dokument mit eigenhändigen Korrekturen Hofmannsthals, das den Titel trägt: „Gedanken über eine österreichische Vereinigung zur Verbreitung politischer Bildung, d. i. zur Erwerbung solcher Kenntnisse und Einsichten, welche den einzelnen Individuen in diesem Staate die Geltendmachung ihres im Kriege gereiften politischen Willens zum Wohle des Staates ermöglichen würden“ — aus dem man die Richtung erkennt, in welche Hofmannsthals Bemühungen zielten. — Breiter Raum ist natürlich der Vorbereitung der Salzburger Festspiele durch Zeitungsartikel, Aufrufe usw. gewidmet, der ersten (und späteren) Inszenierung der für Salzburg geschaffenen Werke mit Bühnenbildern und Schauspielerporträts. Schließlich: die Werke der Reife von der „Frau ohne Schatten“ bis „Arabella", und ganz zum Schluß: Photographien vom Totenbett im Arbeitszimmer, im Sarg in der Kutte des Dritten Ordens (wo Hofmannsthals Gesicht dem eines spanischen Mönchs gleicht), die Aufbahrung in der Kirche und das Grab auf dem Kalksburger (nicht Rodaunerl) Friedhof.

Außerdem enthält der Katalog einige wichtige Annexe: ein Verzeichnis der von Hofmannsthal an der Wiener Universität inskribierten Vorlesungen, Schauspielerverzeichnisse der Erstaufführungen und schließlich, auf einem Doppelblatt, Hofmannsthals Stammtafel sowie eine kleine Schallplatte mit der Stimme des Dichters aus dem Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften in Wien aus dem Jahre 1907.

Diese Ausstellung sollte niemand versäumen, den sein Weg nach Salzburg führt. Sie bleibt (vorläufig) bis 15. September geöffnet.

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