6590118-1952_20_10.jpg
Digital In Arbeit

IM STREIFLICHT

Werbung
Werbung
Werbung

DIE Salzburger Landesregierung berät Maßnahmen zum Schutze der Salzburger Festspiele or unerwünschten, dilettantischen oder auch nur einfach allzu geschäftstüchtigen „künstlerischen“ Neben eranstaltungen. Eine Art Kulturkomitee wird, das dürfte ungefähr die Schlußfolgerung aus diesen Beratungen sein, künftighin eine Zensur über die nicht offiziellen eranstaltungen ausüben. — Nun, eine Kunstzensur ist immer eine heikle Sache, ist es besonders dort, wo es sozusagen um die Wahrung eines kulturellen Staatsmonopols geht. Nichtsdestoweniger wird sie in Salzburg das kleinere Übel 6ein: denn was sich in den letzten Jahren im Schatten der Festspiele breitgemacht hat, war nicht immer 6chön. Gewiß, zu begrüßen ist auch ein kleinstes Übel nicht — aber in diesem Falle wenigstens zu akzeptieren.

EIN heißes Eisen, das man unbedacht und orschnell aus der E66e geworfen hat und das nun niemand anfas6en will: der „Fall des Komponisten Gottfried on Einem! Nun erfährt man, daß in nächster Zeit — es ist schon bald 25 Uhr! — eine Kommission zusammentreten wird, um ein entscheidendes Wort zu sprechen. Hiebei wäre sehr zu wünschen, daß alle, die als Richter oder Schlichter, in Wort oder Schrift, mit dem „Fall befaßt sind, immer or Augen haben, daß es sich um einen schaffenden Künster on Format handelt, über dessen künftige Stellung in und zu den Salzburger Festspielen entschieden wird. Bei Konflikten zwischen einer Behörde und einem Künstler hat meist nur in der ersten Phase die Behörde die orhand. Später siegt der Künstler — und zwar häufig nicht erst or dem Forum der Geschichte.

ZWEIMAL hat Österreich 6eit 1945 an der enezianischen Biennale — der größten Kunstausstellung der Welt — teilgenommen. Aber beide Male hat der österreichische Pa illon nicht gerade reüssiert. Auf die erste Nachkriegsbiennale wußten wir, peinlich genug, nichts anderes zu schicken als Bilder eines zwar großen, aber seit längerer Zeit toten Malers, auf der zweiten präsentierten wir eine Art on artistischem Tuttifrutti, or dem sich das internationale Publikum ratlos hinter seinen Ohren kratzte. Und diesmal sollen, ausschließlich, nur Kubin-Zeichnungen und Werke Wotrubas der internationalen Kritik orgeführt werden. Nun, wir schätzen den großen Meister der österreichischen Graphik über alles und den Bildhauer sehr. Aber zwei große und zwei kleine Räume nur mit Graphiken anzufüllen? Zwischen Pa illons, in denen Hunderte und Tausende on Ölbildern hängen? Wahrhaftig, wir sehen auch diesmal für den Erfolg — schwarz.

NICHT in Wien wird im Sommer zu sehen sein: eine Ausstellung on Werken des außerordentlich bedeutenden italienischen Bildhauers Mario Marini. Und nicht in Wien wird zu 6ehen sein eine sehr interessante Ausstellung „Impressionisten aus Frankreich, Deutschland und Österreich“, zu der die Wiener Österreichische Galerie aus ihren Betänden den wohl wesentlichsten Beitrag liefern wird. Beide Expositionen besitzen internationalen Rang, beide fehlen seit Jahren im Kalender der Wiener Ausstellungen. Die Werke Marinis werden in Salzburg, die Impressionisten in Linz gezeigt werden. Da6 i6t bezeichnend für die Bundeshauptstadt, die ihr Ansehen als Zentrum der bildenden Kunst seit Jahren mehr und mehr erliert, das ist aber auch bezeichnend für die großzügige, on Ressentiments freie Kulturinitiati e der Landeshauptstädte, die im selben Maße stärker wird, als sie in Wien erlahmt...

WÄHREND des ganzen Maimonats finden “ in Paris — im Rahmen des Kongresses für die Freiheit der Kultur — Opernaufführungen, Konzerte, orträge und Ausstellungen statt, die unter dem Motto „Die Leistung des 2 0. Jahrhunderts erweisen, „daß die westliche Kultur nichts an schöpferischer Kraft, Farbigkeit und italität eingebüßt hat . Der Prospekt bietet ein wirklich imposantes Panorama geistiger und künstlerischer Hochleistungen. on allen ausländischen Ensembles hatte die Wiener Staatsoper mit dem „Wozzeck“ das erste Wort. Wohl uns, das wir ein so repräsentati es Werk im Repertoire hatten, sonst hätte die Staatsoper im Zyklus „Das 20. Jahrhundert gefehlt!

ĄUCH das gehört in eine kulturkritische Spalte: daß sich die österreichische Bundesbahn Mühe gibt, ausländischen Reisenden an den Grenzen einen liebenswürdigen Empfang zu bereiten. Indem sie die Schaffner zur Freundlichkeit anweist, den Fremden ein hutsch gedrucktes Papier schenkt, auf dem die kommenden Stationen, Haltezeiten und Anschlüsse ermerkt 6ind — und noch einfacher, indem sie für die Säuberung der Zugsabteile in den Grenzstationen sorgt. — Die Ausländer ermerken’s mit ganzem, die Inländer wenigstens mit halbem ergnügen. Sie nämlich müssen auch gelegentlich in den Binnen- und Personenzügen fahren — und in denen ist on Kundendienst noch nicht die Rede...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung