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IM STREIFLICHT

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DIE gotische Kirche in St. Michael nächst

Spitz gehört zu den wichtigsten Kirchenbauten der Wachau. Um so bedauerlicher ist es, daß diese Kirche seit dem frühen 19. Jahrhundert in stetig fortschreitendem Verfall begriffen ist, dem erst seit dem vergangenen Jahr Widerstand geleistet wird. Die Niederösterreichische Landesregierung, Kulturpflegestellen, das Stift St. Florian, dem die Kirche unterstellt war, und ein lokaler Hilfsverein haben zusammen immerhin soviel Geld aufgebracht, um das Dach decken, die Fenster verglasen und die hübsche Barockkanzel restaurieren zu können; auch die berühmten First-„Hasen“ — in Wirklichkeit handelt es sich um die Teilnehmer einer „wilden Jagd“ — wurden abgenommen oder besser: durch Nachbildungen ersetzt. — Die bauliche Substanz des Denkmals wäre damit zwar gerettet, aber das Innere der Kirche verfällt weiter: eine wertvolle bäuerliche Orgel aus dem 17. Jahrhundert ist nur mehr eine Ruine, die teilweise wertvollen Seitenaltäre verfallen, und über dem Hochaltar liegt eine Schmutzdecke. Es wird hier also noch vieles zu tun sein — und es ist sehr zu hoffen, daß insbesondere die zuständigen Fremdenverkehrsorganisationen einem Objekt, das mehr als nur eine Touristenattraktion ist, tatkräftige Hilfe leisten werden. Gleichwohl wird auch damit nicht alles getan sein: eine Kirche ist ja kein Museum — oder soll es wenigstens nicht sein. Und so richten wir an die kirchlichen Stellen die Bitte, daß sie der ehemaligen Pfarrkirche von St. Michael auf die eine oder andere Weise — und sei es durch Gottesdienste nur an bestimmten Festtagen — die Würde eines Kultgebäudes wieder verleihen mögen.

IMMER mehr hat sich während der letzten 1 zwei Jahre die Unsitte gefestigt, die Konzerte mit einer viertelstündigen Verspätung beginnen zu lassen, obwohl auf Karten, Plakaten und Programmen oft vermerkt stand: Beginn punkt 19.30 oder punkt 11 Uhr. Die Geschädigten waren die wirklich Pünktlichen, denn die Habituės rechneten bereits mit dem späteren Beginn — und kamen noch später! Nun kündigt die Wiener Konzerthausgesellschaft erbarmungslos pünktlichen Beginn an, mit Androhung der Aussperrung von Zuspätkommenden bis zur Pause. Möge sie bei diesem guten Vorsatz bleiben, und mögen alle übrigen Konzertunternehmer ihr folgen!

TM Jahre 1898 hat die Stadtverwaltung — A wie aus einer der ersten Nummern des sezessionistischen „Ver sacrum" zu entnehmen ist — einige Statuen der alten Elisa- bethbrücke eine Zeitlang im Arkadenhof des Neuen Rathauses aufgestellt — das Blatt rühmte damals sehr die unverhoffte Intimität und Wärme, welche der recht kühle und sicher nicht übermäßig anmutige Riesen-Hof des Rathauses durch diese Statuen gewann, fügte auch die Bitte an, man möge doch daran denken, die vielen alten Barockmonumente, die in irgendwelchen Depots und städtischen Bauhöfen unbeachtet verstauben, vor und unter den Arkaden aufzustellen: ein hübsches Freilichtmuseum wäre nicht der einzige Gewinn davon. — Nun, seither ist ein halbes Jahrhundert vergangen, der Arkadenhof des Rathauses wirkt heute so kühl wie damals, und die Statuen der Elisabethbrücke sind aus ihm verschwunden — aber dieser Vorschlag hat immer noch seinen Reiz und seinen Wert. Wie war's, wenn man ihn, 54 Jahre nachdem er zum ersten Male geäußert wurde, aufgriffe und endlich ausführte?

TA ER barocke Kalvarienberg in Maria-Lan- zendorf, auf dessen fortschreitende Verwahrlosung wir vor etwa einem Jahr hingewiesen haben, wird, dank dem Einschreiten des Bundesdenkmalamtes, allmählich wiederhergestellt ; die steinerne Kreuzigungsgruppe auf dem Scheitel des Berges ist bereits restauriert worden, die Erneuerung der zum Teil völlig verwüsteten Holzfiguren in seinem Innern wird hoffentlich auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. — Gerühmt sei bei dieser Gelegenheit die Restaurationsarbeit, die dem Mittelpunkt eines anderen niederösterreichischen Wallfahrtsortes — der Kirche von Maria-Dreieichen nächst Eggenburg — wirklich zugute gekommen ist: die Kirche strahlt in makellosem neuem Glanz, den ihr örtliche Handwerker und eine hochgezüchtete Restaurationskunst verliehen haben.

pNDLICH ist's so weit: das letzte Messe- plakat hat die nahezu jahrzehntealte Reihe schlechter Wiener-Messe-Plakate komplettiert und das Maß offenbar vollgemacht: die Messe- A.-G. hat sich, wie sie in einer Presseaussendung mitteilt, entschlossen, einen Wettbewerb zur Erlangung eines Plakates für die kommende Frühjahrsmesse auszuschreiben. Es sei ihr dafür gedankt, obwohl ein solcher Entschluß schon vor Jahren fällig gewesen ist — aber da die Messe-A.-G. nun einmal nicht mehr „so" ist, wollen wir auch nicht „so“ sein und keine weiteren Partherpfeile mehr abschießen

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