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IM STREIFLICHT

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GANZ im Gegensatz zu mancher Veredlung und Pflege der hohen Bestimmung der schönen Stadt Salzburg (so ist zur Zeit in den Prachträumen der alten fürstbischöfliehen Residenz eine sehenswerte Waldmüller-Ausstellung mit einem überaus gehaltvollen Katalog zu loben) steht am rechten Salzachufer nun das Ungetüm eines linearen Mammutbaues. Die Zeitgenossen sprechen und schreiben von grotesken Kunst- und technischen Fehlern und argen Rechtswidrigkeiten, die bei der Wahl gerade dieses prominenten Platzes in der Salzachstadt für ein Unfallkrankenhaus und bei seiner Ausführung Pate gestanden sind; Generationen aber werden, wenn sie von der Festung oder vom Mönchs-berg das Stadtbild betrachten, das Humboldt als eines der drei schönsten der Erde bezeichnet hat, den Satz eines alten Baumeisters zitieren: „Fehler darf man begehen, aber bauen darf man sie nicht!“

HEATERKRISE ? Zwei junge Schauspieler und Regisseure, die aus dem Reinhardt-Seminar hervorgegangen sind, haben in Wien ein neues Theater gegründet: In der Secession, in der sich schon im vergangenen Jahr während des Katholikentages eine neue Bühne etabliert hatte. Im September werden die ersten Stücke gespielt: Klassisches und Avantgardistisches, wie es einer kleinen und jungen Bühne an- und zusteht. Außer den Vorstellungen in der Secession soll auch fallweise in Wiener Vororten gespielt werden, um breitere Kreise des Publikums dem Theater zu gewinnen. Ein eigener Theaterklub, der sich „Kaleidoskop“ nennt, sammelt Freunde und Förderer dieses jungen Theaters, um seine Aufgaben zu unterstützen. Mit Diskussionen und Vorträgen wurde bereits begonnen. Sie sollen — später in Verbindung mit einer kleinen Monatsschrift — eine Art kulturellen Informationsdienst bilden und den Mitgliedern des Theaterklubs Gelegenheit geben, einen Gedankenaustausch mit Fachleuten des Theaterweser.s herbeizuführen. Ein Experiment, auf dessen Ausgang man mit Recht gespannt sein darf. *

JJIN angesehener (wohlgemerkt: leider kein allzu bekannter) österreichischer Maler wurde auf der ersten Internationalen Ausstellung für Malerei in Messina für eines seiner Bilder mit einer Prämie von 121.000 Lire ausgezeichnet. Kein Grund für dir i sterreichische Presse, darüber zu berichter Vier No-pareillezeilen in zwei Blättern machen da noch keine Ausnahme. Wenn aber eine bekannte (wohlgemerkt: leider keine allzu angesehene) Filmdiva nicht einmal einen Preis gewinnt, sondern sich nur den Knöchel bricht, dann . ..

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“/TE in einem frischen Holzschlag rieche es immer in Wien, sagte ein Franzose, der vor Jahrzehnten die Stadt besuchte und sich an Linden-, Flieder- und Kastanienduft erfreute. Heute würde er, so er durch die Landesgerichtsstraße käme, kaum anders sprechen, nur das Wörtchen „immer“ würde er vielleicht weglassen. Wirklich, würde er nachdenklich sagen, wie in einem frischen Holzschlag ...

gCHLOSS Marchegg, die Sommerresidenz König Ottokars IL, eine architektonische Sehenswürdigkeit, ist nun doch noch gerettet worden. Die niederösterreichische Landesregierung hat der Stadt Marchegg einen Kredit gewährt, der diese in die Lage setzte, das Schloß zu erwerben, ehe es zu spät ist. Schon wütete die Spitzhacke im Hintertrakt des Lustschlosses, schon hatten die Abbrucharbeiten begonnen, da einigte sich der Gemeinderat mit den Erben über den Ankauf. Wohnungen, Museumsräume und ein Forschungsinstitut sollen in das renovierte Schloß einziehen. Die Reparaturkosten bereiten den Stadtvätern allerdings noch einige Sorgen, da sie noch nicht gedeckt sind; man hofft, sie durch Festveranstaltungen hereinzubringen.

JN dem Haus, das die Erinnerungstafel an Beethovens Tod trägt (IX, Schwarzspanierstraße 15), hat man kürzlich eine Lichtreklame angebracht. Unmittelbar neben der Tafel wurde ein Scheinwerfer montiert, der eine am Gehsteig stehende Tafel für eine Weinreklamc beleuchtet. Was müssen sich die Fremden denken, die nach Wien kommen und die ohnehin nicht immer sorgsam gepflegten Musikstätten Wiens besuchen?

LSO gibt es nun doch einen Menschen, der an der Erfindung des plastischen Films nicht nur Verheerendes, sondern a-uch Segensreiches erblickt: Der amerikanische Augenoptiker R. A. Sherman verspricht sich vom 3-D-Film eine wohltuende Wirkung auf die Menschheit. Begründung: 12 bis 15 Prozent aller Menschen kennen ihre Augenfehler gar nicht, erst im 3-D-Fi!m werden sie merken, daß etwas nicht stimmt, und werden sich dann behandeln lassen. (Möglichst von Augenoptiker R. A. Sherman.)

zeigen, daß diesen Einrichtungen keineswegs irgendwelche spielerische Tendenzen anhaften, sondern daß von den Mädchen hier ernste und verantwortungsvolle Arbeit verlangt wird, was denn auch in einer größeren Lebensreife aller Mädchen der obersten Klassen für den geschulten und sehen wollenden Pädagogen leicht erkennbar wird.

Abschließend darf als wesentlichstes Merkmal der Frauenoberschule herausgestellt werden, daß sie nicht nur berufen ist, gediegene Kenntnisse, Einsichten und Fertigkeiten zu vermitteln, daß sie auch nicht eine Erziehungsschule wie jede andere Mittelschule zu sein hat, sondern daß ihr von Haus aus mehr

Möglichkeiten der Persönlichkeitsformung an die Hand gegeben wurden als den anderen Mittelschultypen. Das ist es aber, vor allem die gediegene sozial-ethische Grundhaltung, was die Gegenwart in so hohem Maße benötigt. Zwei Weltkriege haben viele geistige und kulturelle Werte .zerstört. Ihr Wiederaufbau ist nur möglich, wenn er von der kleinsten, aber empfindlichsten Stelle im Kultur-gefüge des Staates, wenn er von der Familie ausgeht. Und dafür ist unerläßliche Voraussetzung die Bejahung der Familie. Zu ihr, zur Familie hin zu erziehen, ist darum auch eine der vornehmsten Aufgaben der Frauenoberschule!

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