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Im Vollgefuhl des Besitzes

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Statt einer Kritik über die Ausstellung der jahrelang durch alle Wejt gereisten österreichischen Kunstschätze im Wiener Kunst historischen Museum seien aus dem übrigens sehr reichen und wertvollen Katalog einige schwerwiegende Meldungen und Angaben zitiert: „. i. der ungeheure Erfolg der Züricher Ausstellung (1946) führte dazu, daß sich Brüssel und Amsterdam sogleich um ähnliehs Ausstellungen aus dem Wichet Kunstbesitz bewarben. In der Folge kam es geradezu zu einem Wettrennen der großen europäischen Kunstzentren: Paris (und Dijon), Stockholm, Kopenhagen und London waren die nächsten Etappen unserer Werbung für Oesterreich... Ueberau war der Erfolg außerordentlich... Auch der polltische Erfolg war bisweilen sehr bedeutend: in Holland z B. war vor unsere* Ausstellung da Verhältnis der Bevölkerung zu Oesterreich aus begreiflichen Gründen nicht gerade freundlich... Diese negative Einstellung hat sich aber im Verlauf der ersten vierzehn Tage unserer Ausstellung grundlegend gewandelt... Der Erfolg in der amerikanischen Oeffentlichkeit (Washington, New York, Chikago, San Franzisko) war wahrhaft ungeheuer; in Washington während dreier Monate 900.000 Besucher... St.Louis, Toledo, Toronto (Kanada), Boston und Philadelphia... zweiundzwanzig Einladungen nach anderen amerikanischen Städten... In San Franzisko ergab sich die überraschende Tatsache, daß das Einzugsgebiet unserer Ausstellung nicht nur die ganze pazifische Küste umfaßte, sondern auch quer über das Felsengebirge weit nach Osten bis in die Täler des Missouri und des Kansas River reichte. In St. Louis wirkte ihre Anziehungskraft in einem Umkreis von 400 km Radius; es war nicht selten, daß Leute zwei Nächte auf der Bahn verbrachten, um einen Tag in unserer Ausstellung Sein zu können... In Oslo 130.000 Besucher... Innsbruck 90.000 Besucher... In Amerika haben fast zweieinhalb Millionen Menschen unsere Ausstellung gesehen ...“

Ein Unternehmen, so großzügig, daß es angesichts der gewohnten Zaghaftigkeit fast wie ein Wunder wirkt, hat damit seinen Abschluß gefunden; durchaus nicht nur von grundsätzlich Uebel-wollenden mit Aengstllchkeit und Skepsis begleitet, hat es alle Befürchtungen wesenlos gemacht und alle Erwartungen übertroffen. Freilich, bei dem Gedanken, daß nun alle diese Tizians, Rembrandts, Gorregies, diese phantastischen Schätze edelster Wirkerei- und Goldschmiedekun.it, unbeschädigt und vielleicht von einem neuen Glanz umgeben, wieder dort hangen und stehen, Wo sie hingehören — nun, daß man bei ihm doch erleichtert aufatmet, das mächt die Wiedersehensfreüde höchstens größer. Im übrigen scheint es, als ob unsere Museumsleute aus dem Ausland auch die Absicht mit nach Hause gebracht hatten, ihre Schätze endlich in moderner Ausstellüngstechnik zu präsentieren: die Hängung der Bilder vor kräftig-bunten Wandbespannungen, die Unterbringung der Göldschmiedearbeiten und Kleinbronzen in gleißend hellen Wandvitrinen dunkler Kabinette tut den Kunstwerken und den Museumsbesuchern wohl.

Hier mögen der Worte über diese Ausstellung genug sein: Hymnen, Jubelrufe und dankbares Seufzen seien unterdrückt. Nicht aber die freilich etwas schüchterne Hoffnung, daß sich die Wiener nicht mit dem Vollgefühl, wieder Besitzer einte einzigartigen Museums zu sein, zufrieden geben mögen, sondern es auch ■“■ um nicht von New Yorkern, Parisern und Innsbruckern beschämt zu werden — in Massn besuchen • • • •

Kur noch ein Hinweis auf die neue Art-Club-Ausstellung von Werken Slavi S o u c e k s und Gustav K. Becks: Beiden Kollektionen ist gemeinsam, daß sie bemerkenswerte Graphiken und weniger bemerkenswerte Oelbilder vorweisen: was bei Beck im Holzschnitt graziös und von einer zwar etwas schmächtigen Eleganz, bei S O U c e k im Seidensiebdruck farbig-originell Und den Linolschnitten gescheit wirkt, erscheint bei dem einen im Oelbild trocken, in den Bildern des anderen schwerfällig und ein bißchen gewollt. Das beweist (was freilich kein Trost ist) nichts gegen das Können der beiden schon Erprobten, sondern nur, daß es eines sehr starken persönlichen Temperaments bedarf, um den abstrakten Einfall durch das so konkrete Material der Oelfarben „durchzudrücken“,

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