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Italienische Oper — Indisches Ballett
Man muß sdion das Verdi-Jahr und den gernberufenen „Publikumsgeschmack“ ins Treffen führen, um eine Neuinszenierung des .Troubadours“ im Theater an der Wien zu rechtfertigen. Die zündenden, unwiderstehlichen Melodien dieser Oper sind ebenso bekannt, wie das unzulängliche Textbuch, vor dem selbst ein so intrigenkundiger Fachmann wie Leo Slezak (in seinem humoristischen „Opernführer“) kapitulierte. Auch war ä interessant und lehrreich zu beobachten, wie das festlich gestimmte Publikum auf das zwiespältige Werk reagierte: Parkett und Logen verhielten sich etwas reserviert, während die Galerie jeden dieser mitreißenden Opernschlager mit lärmendem Beifall quittierte. Hiezu wäre allerlei Bedenkliches zu sagen... Doch halten wir uns vor allem an das Positive dieser Aufführung unter der anfeuernden und disziplinierten Leitung durch den italienischen Dirigenten Mario Rossi, dem ein vorzügliches, allerdings keineswegs homogenes Quartett für die Hauptpartien zur Verfügung stand: Helge Roswaenge, Ljuba Welitsch, Elisabeth Höngen und Theo Bayle. — O. F. Schuh als Spielleiter ließ den Sängern alle notwendige Freiheit, sich zu entfalten; ob •inige fast parodistisch anmutende Unwahrscheinlichkeiten als solche gemeint waren oder als kleine Ungeschicklichkeiten zu werten sind, wagen wir nicht zu entscheiden. Stefan Hlawa schuf eine Reihe prachtvoller Kostüme und schöne, etwas kühle Bühnenbilder, die stilistisch freilich nicht recht zusammenpassen wollten. Anscheinend ist beim „Troubadour“ jeder Erneuerungsversuch zum Scheitern verurteilt und das prunkvoll-naturalistische Bühnenbild im Stil von Victor Hugos „Notre-Dame“ oder von Dumas am geeignetsten.
In der „Insel“ gab die indische Tänzerin Hima Kesarcodi ein mehrtägiges Gastspiel. Die junge Künstlerin zeigte zehn Tänze und Pantomimen mit original indischer, auf Tonband aufgenommener Musik. — Bei der ästhetischen Bewertung exotischer, insbesondere fernöstlicher Darbietungen ist einige Vorsicht geboten. Denn die uns zur Verfügung stehenden, einigermaßen sicheren Wertmaßstäbe gelten nur für einen bestimmten Kulturkreis, und auch auf unser „Gefühl“ dürfen wir uns nicht absolut verlassen. Als einziges Kriterium bleibt der Vergleich mit dem Stil indischer Zeichnungen und Plastiken, mit früher gesehenen Tanzdarbietungen indischer Ensembles und Künstler: im ganzen also nicht viel mehr als eine Impression. Diese ist freilich von der angenehmsten Art. Die untadelige Gestalt, das expressive Gesicht, die ans Wunderbare grenzende technische Beherrschung der Arme und Hände, die Pracht der Gewänder und die erlesenen Sujets der Tänze — das“ alles ergibt eine vollkommene. Harmonie und einen starken Gesamteindruck. — Am Anfang und am Ende des Programms standen sakrale Tänze in dem bekannten „strengen“ indischen Stil mit seinen zahlreichen Bewegungssymbolen und -formein. Eine mythologische und eine weltliche Pantomime zeigten reiche, gleichsam melismatische Ausschmückungen. Drei Stücke mit den Titeln „Traumerzählung“, „Die Weinende“ und „Tanz der Furcht“ (die beiden letzteren aus einem großen, vom Hima Kesarcodi geschaffenen Tanzdrama) näherten sich den Bezirken allgemeingültigen Ausdrucks und bedienten sich auch einiger Elemente des modernen Ausdruckstanzes. — Hier fühlten wir uns mehr zu Hause und wagen auch ein Urteil über die starke Begabung der jungen Tänzerin. Vor einigen schwierigen Darbietungen gab sie in englischer Sprache kurze, durch Gesten verdeutlichte Einführungen, gleichsam Bewegungsstenogramme. Unsere Eurhyth-miker mögen sich einmal ansehen, wie man so etwas macht I
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