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Malerische Spielorte

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In Oberösterreich agieren im Sommer fast ausschließlich heimische Theatergruppen -hinter ihnen steht jeweils ein Verein -, die mit nur geringen oder sogar ohne Subventionen der öffentlichen Hand über die Bunden kommen. Aus ihrer Vielzahl sei auf vier Truppen, die sich durch besondere Eigenart und Qualität profiliert haben, näher eingegangen.

Die Profi-Gruppe „Theater-Spec-tacel” besteht seit sechs Jahren und bringt ihre vierte Produktion seit ihrer Ubersiedlung in die Scheune des Stiftes W ilhering vor zwei Jahren heraus: „Die Geizhalskomödie”, eine saftige Posse nach Titus M. Plautus in der Bearbeitung von Günter Bainer und Joachim Rathke vom Landestheater Linz, die sich auch die Regie teilen.

Dem kunstsinnigen Pater Gabriel Weinberger und den Zisterziensern von Stift Wilhering - es begeht heuer sein 850-Jahr-Jubiläum! -, ist es zu danken, daß die riesige Scheune hinter dem Juwel der Stiftskirche als Spielort benützt werden kann. Das vom Zahn der Zeit angenagte Gemäuer entspricht dem morbiden Charakter des Stückes ebenso wie die Programme auf billigem, „geizigem” Papier. (Die Werbelinie wird dem jeweiligen Stück angepaßt.) Steigende Besucherzahlen sprechen für den Erfolg des Konzepts: „Lebendiges Theater in besonderer Atmosphäre”.

Dieser Maxime hat sich auch das „Theater im Hof” in Enns verschrieben. Diese Truppe besteht schon seit 17 Jahren und war ursprünglich in Mauthausen beheimatet, wo sie sich in ihrer Mischung aus Profis und ausgebildeten Amateuren einen Namen zu machen verstand. Sie spielt heuer das zweite Jahr im Hof des Ennser

Ob Profis, Halbprofis oder Amateure - auch die vier Beispiele aus Oberösterreich zeugen von der Buntheit des sommerlichen

Theatergeschehens.

Stadtamtes mit seiner schönen, barocken Fassade, und zwar Balph Be-natzkys „Im Weißen Rößl” in der Inszenierung von Leo Hochgatterer, der in jungen Jahren Berufsschauspieler war und heute als Lehrer tätigist.

Eingestimmt durch den reizvollen Hauptplatz mit dem massigen, freistehenden Stadtturm, betritt man den Hof - und lächelt beim Anblick der bunten Dekoration: Herz, Schmerz! So ein Kitsch! denkt man und trifft ins Schwarze. Genau dieser Effekt ist beabsichtigt, denn der Schwerpunkt des Spielplans liegt auf parodistischer Akzentuierung von gehobener Unterhaltung unseres Jahrhunderts.

Die Truppe „Kleine Welser Bühne”, die aus den „Neustädter Moritä-tern” hervorgegangen ist und 1967 gegründet wurde, setzt sich aus begeisterten, großteils in Schauspiel-, Be-gie- und Schminkseminaren ausgebildeten Amateuren zusammen. Eine der Stützen des Ensembles ist Heinz Behrens; Spielleiter sowie „Mädchen für alles” ist Wolf Dorner. Gepflegt wird das Sprechtheater in Bearbeitungen von und für die „Kleine Welser Bühne” unter ihrem tatkräftigen Vereinsobmann Adolf F. Flasch, der heuer auch für die Inszenierung von Goldonis Komödie „Der Lügner” zeichnet. Den Hintergrund dafür bildet die spätgotische Gartenseite der ehemaligen kaiserlichen Burg mit dem schönen Erker.

Im Strudengau spielt die Amateurgruppe „Mimus Bühne” den „Waldhause-ner Jedermann” nach Hofmannsthal in bodenständiger Mundart unter professioneller Begie (Franz Hor-cicka). Augustinus Kropfreiter hat eigens die Musik dazu komponiert. Als Schauplatz dient bei Schönwetter der weite, offene Hof des einstigen Chorherrenstiftes Waldhausen, von dessen Gebäuden nur mehr eine kurze, L-förmige Anlage erhalten blieb. Bei Schlechtwetter findet die Aufführung in der Kirche statt, deren feine Schönheit Eintretenden fast den Atem raubt, eine einmalige Kulisse für die Geschichte vom Leben und Sterben des reichen Mannes. Seit 1957 wird sie erstmals wieder aufgeführt.

Die Waldhausener Theatergruppe besteht seit 1920 und blickt auf eine bewegte Zeit zurück. 1993 gab sie sich den Namen „Mimus Bühne” und wagte sich an einen dreijährigen Nestroy-Zyklus, der großen Anklang fand. Vorläufiger Höhepunkt ist jedoch der „Waldhausener Jedermann”, der in Erinnerung an die Stiftsgründung vor 850 Jahren gespielt wird. Übrigens: Die Gastronomie Waldhausens verführt in Verbindung mit der Eintrittskarte zu kulinarischen Schmankerln zu besonders günstigen Preisen.

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