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Museum und Ausstellung
In der mit beträchtlichem Aufwand restaurierten und umgebauten Orangerie des Belve-d'eres ist nun das „Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst“ eingezogen, das gewissermaßen die erste Abteilung des seit langem geplanten und diskutierten „Oesterreichischen Museums“ bilden wird, wenn es sich erst mit den Sammlungen in den anderen Teilen des Belvederes vereint haben wird.
Das „Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst“ besteht vorderhand im wesentlichen noch aus den wunderschönen gotischen Plastiken und Bildern, die bisher das Kunsthistorische Museum beherbergt, seines Raummangels wegen aber gewiß nicht so vollzählig und eindrucksvoll genug ausgestellt hat: Da sind die bekannten Figuren vom Stephansdom und die „Schönen Madonnen“ aus dem frühen 15. Jahrhundert, Teile aus dem Werk Michael Pachers, die Tafeln des Meisters von Großlobming, Rueland Frueaufs, der Alpenschulen, des Meisters des Schottenstiftes — der „erste Maler Wiens“ — schließen sich an. Beispiele romanischer Kunst fehlen leider fast ganz.
Da man nun einmal ein Museum österreichischer Kunst errichtet: sollte man nicht doch wenigstens durch entsprechende Großlichtbilder einen Begriff von ihrem Umfang, ihrer Breite geben? Warum nicht, da ein solches Kunstinstitut doch gewiß nicht nur rein museale, sondern doch auch repräsentative, wenn nicht sogar bis zu einem gewissen Grad kulturpropagandistische Aufgaben hat? Der Fremde kann in ihm ja doch nur winzige Bruchteile aus jenem viel größeren Schatz sehen, den er bewundern soll und bewundern wird. *
In der Secession: Wiederum „Das gute Bild für jeden“ — eine zweifellos populäre Ausstellung und — in den ersten Tagen wurden fast schon 200 Arbeiten verkauft! — Beispiel einer Kunstförderung, die man sich gefallen lassen kann. Glücklicherweise zeigen, anders als im vergangenen Jahr, die Zeichnungen und Aquarelle fast durchwegs Qualität — was ebenso für die vom Künstlerhaus wie die vom „Art-Club“ eingesandten gilt. — Der Besuch sei empfohlen. Man wird jetzt in der Secession nicht die schlechtesten und unoriginellsten Weihnachtseinkäufe tätigen können.
Im „Ver-sacrum“-Zimmer: eine kleine Kollektion von Landschaften und Stilleben Ferdinand Kitts, die man mit gutem Recht zum tragenden, soliden Bestand der gemäßigt modernen österreichischen Malerei zählen darf. Hier ist nichts aufregend, aber alles sauber, zuverlässig und „gekonnt“.
In der „Strohkoffer-Galerie“, die ein erfreulich zähes Leben hat, sind Zeichnungen Georg Rauchs zu sehen: einfallsreiche und gescheite Sachen, die aber noch nicht ganz die wünschenswert präzise Formulierung verraten. Es ist jedoch möglich, daß das ironische Duo Flora-Svoboda mit Rauch bald einen Dritten in seinem Bund wird aufnehmen müssen.
In der „Neuen Galerie“ (in der Grünangergasse) ist ein Christkindlmarkt für Leute mit Geschmack aufgebaut worden, die hier gute und schöne Kunstgewerbe- und Gebrauchskunstarbeiten finden werden. Zu empfehlen!
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