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Stadtebilderbogen

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TOPOGRAPHIA BOHEMIAE, MORAVIAE ET SILESIAE. Von Matthäus Merian d. Ä. Bärenreiter-Verlag, Kassel. Photomechanischer Nachdruck der 1. Auflage von 1650. 192 Textseiten, 35 Pläne und Ansichten, 3 Karten. Preis 37 DM.

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TOPOGRAPHIA BOHEMIAE, MORAVIAE ET SILESIAE. Von Matthäus Merian d. Ä. Bärenreiter-Verlag, Kassel. Photomechanischer Nachdruck der 1. Auflage von 1650. 192 Textseiten, 35 Pläne und Ansichten, 3 Karten. Preis 37 DM.

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Im Jahre 1642 — der Dreißigjährige Krieg ging seinem Ende zu — erschien der erste Band eines mit Kupfern versehenen Städtewerkes, der „Topographie“ Europas; herausgegeben von dem später berühmten Frankfurter Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian (1593—1650). Dieses Sammelwerk erschien, von seinem gleichnamigen Sohn fortgesetzt, in 30 Bänden bis 16S8. Als überragendes Hauptwerk unter den zahlreichen Topographien des 17. Jahrhunderts war Merians Topographie über ein Jahrhundert lang richtungweisend. In insgesamt mehr als 2000 Ansichten, Plänen und Karten ist vieles festgehalten, was später, im Zeitalter der industriellen Revolution, der Spitzhacke oder schließlich im letzten Krieg den Bomben zum Opfer fiel. Gerade die architektonisch Treue der Aufnahmen hat das Werk außerdem zu einem wichtigen Hilfsmittel der Architekturgeschicht gemacht. Weniger bekannt ist, daß die Stiche größtenteils nicht von Merian selbst stammen — öfter hat Merian auf ältere, fremde Vorlagen zurückgegriffen (ohne sie zu nennen), und vieles wurde von seinen Mitarbeitern ausgeführt. Auch der Text stammt aus verschiedenen Quellen: er wurde von Martin Zeiller, einem Steiermärker verfaßt. Dieser benützte wieder vor allem ein vom Landgrafen Hennann von Hessen (1607—1658) verfaßtes Manuskript und andere damals verfügbare gelehrte Werke.

Die Faksimileausgabe des Bärenreiter-Verlages bringt von Merians Werk die 16 Bände, die das Gebiet des damaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (also einschließlich der Niederlande, des Elsaß, der Schweiz und Burgunds) sowie des ehemaligen Deutschordensstaates umfassen. Von dieser Ausgabe liegt nunmehr der 2. Band — Böhmen, Mähren, Schlesien — vor (der 1. Band, Hessen, ist bereits im Frühjahr erschienen). Lediglich die Oberlausitz ist davon ausgenommen, weil sie bis 1815 zu Sachsen gehörte. Der Druck von Text und Abbildungen (diese der Größe des Originals entsprechend 20X31 cm) auf holzfreiem, antikem Büttenpapier ist ausgezeichnet. Die damals wichtigsten Städte Böhmens, Mährens und Schlesiens werden dem Historiker, dem Geographen, dem Sammler und Liebhaber sowie dem Reisenden vor Augen gestellt. Der vorliegende Band enthält je eine Karte von Böhmen, Mähren und Schlesien sowie Ansichten und Pläne von Brandeis, Karlsbad, Chlumetz, Kolin,Czaslau, Eger, Glatz, Königgrätz, Laun, Leitmeritz, Pillen, Polna, Prag, Schlackenwerth, Schlan, Tabor, Brünn, Iglau, Neustadt, Olmütz, Znaim, Breslau, Glogau, Ltegnitz, Öls, Oppeln, Schweidnitz und Teschen. Im Text findet man manch* interessante Hinweise auf die damaligen Nationalitätsverhältnisse (beispielsweise wird Mies auch als Strzibro angeführt, weil die Mieser Insel erst im 18. Jahrhundert eingedeutscht wurde, Beuthen als Bythom und Pleß als Psczina, weil Oberschlesien zu einem erheblichen Teil infolge der Gegenreformation polo-nisiert worden war). Man kann dem schönen und ergötzlichen Werk, dessen Erscheinungsbild durch den gediegenen Igraf-Einband abgerundet wird, nur weiteste Verbreitung wünschen.

ALTE STÄDTEBILDER AUS DEM DEUTSCHEN OSTEN. Herausgegeben von Eva B a i e r. Konrad-Lemmer-Verlag, Berlin. 96 Seiten. Preis 16.80 DM.

Diese bemerkenswerte Neuerscheinung enthält 77 Abbildungen von Städten aus den zur Zeit unter polnischer und russischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten. Nach einer kurzen Einleitung folgt auf der rechten Seite des Bandes die Wiedergabe der aus dein 17. und 18. Jahrhundert stammenden Stiche, während links in kurzer Form die Stadtgeschichte enthalten ist. Als Quellen dienten Hart-knochs Chronik von Preußen, die große Pommernkarte Eilhard Lubins, Schleuens „Schlesische Herzogtümer“ und Merians Topographie Brandenburgs. Die Wiedergabe der Stiche ist sehr gut gelungen, und Ausstattung wie Gestaltung dieses Bildbandes sind ausgezeichnet.

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