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Tirol ehrt J. Bachlechner

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Anläßlich der 25. Wiederkehr des Todestages von Josef Bachlechner (gest. 17. Oktober 1923) veranstaltet die Abteilung für Kunst und Kultur der Tiroler Landesregierung gemeinsam mit der Familie des Meisters eine Ausstellung, um sein Gedächtnis zu ehren und dem Volk, mit dem Bachlechner so innig verbunden war, seine Werke wieder einmal in größerem Ausmaß zugänglich zu machen. Die rege Anteilnahme, die diese Ausstellung in Tiroler Kreisen findet, beweist, wie lebendig das Andenken eines Mąnnes geblieben ist, dem von seinen Freunden zurecht der Beiname „Künstler der Weihnacht” verliehen wurde. Ist doch in Tirol wie in kaum einem andern Land das Weihnachtsfest Mittelpunkt von uralten Bräuchen, literarischen und bildnerischen Darstellungen — man denke nur an seine sogenannten „Krippendörfer” —, und Bachlechner war es, der den Krippengedanken gewissermaßen ins Tirolische übersetzt hat. Wie er selbst aus Bruneck im Pustertal stammt und nach seiner Ausbildung in Holzsdinitzerwerkstätten in Gröden und Hall und an der Münchner Akademie schließlich mit vielen Gesellen eine wahrhaft altmeisterliche, Werkstatt In Hall eröffnete, so standen auch all seine Krippenfiguren aus .echt tirolischem Boden, und man merkt ihnen an, wie vertraut ihr Schöpfer mit seinem Volk und mit seinem Handwerk gewesen ist. Echte. Bauern und Hirten sind es, herbe, knorrige, manchmal auch sehr humorvoll gesehene Gestalten, die sich anbetend der Krippe nähern, und eine ganze Skala ‘verschiedenster Gemütsbewegungen kommt in ihren Gesichtern zum Ausdruck. . Eine kindlich reine Frömmigkeit aber strahlt vor allem aus den verschiedenen innigen und zarten Abbildern der Maria, des. Christkinds, der Engel. Es ist eine Kunst, die in ihrer echten und starken Volkstümlichkeit Kinder denn auch so unmittelbar anspricht wie das Volk, aus dessen Mitte sie herrührt, und die in Figuren, Blättern, Büchern, ja Ansichtskarten und weihnachtlichen Ausschneidebögen eine ungeheure Verbreitung gefunden hat.

Bachlechners künstlerische Begabung aber war durchaus nicht allein auf dieses Gebiet beschränkt, wehn ės ihm auch vielleicht am meisten am Herzen Jag. Statuen, Reliefs, kleinere, größere, ja monumentale Altarwerke in einem Stil, der sich stark an gotische Traditionen anlehnt, schmücken viele Orte im In- und Ausland, und die Ernennung zum Ritter des Gregoriusordens, die er von Papst Pius XI. erhielt, war der Ausdruck des Dankes der Kirche für alles, was er in ihren Diensten geschaffen hatte. Eine Besonderheit innerhalb seines Werkes stellen drei überlebensgroße Kruzifixe dar, das erste für den Jubiläüinsfestzug 1909 in Innsbruck, das zweite für die Prozession beim Eucharistischen Kongreß in Wien 1912 bestimmt und von Tiroler Trachtengruppen getragen,. die jedesmal besonderes Aufsehen erregten. Das dritte Kruzifix und zugleich das letzte Werk des Meisters, bildet in seiner ergreifenden Innerlichkeit eines der bedeutendsten Stücke der jetzigen Ausstellung. Auch in dem dort Gezeigten treten die beiden bestimmenden Elemente im Schaffen Bachlechners: Krippe und Kreuz, deutlich hervor, sein Vermögen „Anmut und Schönheit der Weihnachtsstimmung genau so zu vermitteln wie den Glauben an die allumfassende, erbarmungsvolle Liebe”.

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