Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Das Gedicht
HEIMSUCHUNG
„Feuer kam ich auf die Erde werfen, will nichts anderes, als daß es brennt. Will in Heimlichkeit mein Richtschwert schärfen
und es schleudern, wenn ihr mich nicht kennt.
Demutvoll und sanftmütig von Herzen bin ich — und geduldig wie ein Lamm. Euch zum Opfer krön ich meine Schmerzen, häng mich selber an den Marterstamm.“
Ach, wie furchtbar sucht uns, ohne Grenzen, Deine Liebe heim — als Gnadenpfeil. Unfaßbarer, mögest uns kredenzen Deines Kelches Bitterkeit und Heil.
LETZTE NACHT (Im letzten Krieg, vor Caen, Normandie)
Dort vorn fiel Brand ins Haus, die Lohe knistert,
Gebälk zerbirst, die kleine Welt zerfällt. Seht ihr, so wird, was uns der Erd'
verschwistert, zu Staub gebrannt. Fahl klafft das Sternenzelt.
Von Blitzen gelb durchzuckt, von Rauch
umdüstert, der Himmel rollend auf uns niederfällt. Verflucht ist alles, was von Liebe flüstert, erstickten Aufschreis uns im Herzen gellt.
Holzkreuz am Acker — schau, bald sind wir tot:
ein Klumpen Fleisch, durch heiße Qual getrieben.
Die Bombe fällt — der Donner loht —
Was ist von diesem Leben uns geblieben? Ein berstend Erz und erdverkrallte Not. Wie lang noch bleibt uns Kraft, Dich, Herr, zu lieben?
HEILUNG
Wie heilsam ist es, an Gräber zu gehen, — die Lerchen zu hören, die Sonne zu sehen, die blitzend auf grünende Grabhügel fällt. O zwiegesichtige Wcltl
Wie heilsam ist es, am Grab zu verweilen, der Stunden nicht achtend, die flüchtig enteilen,
hellsichtig dem Bildnis des Toten geneigt, das lebend dem Grabe entsteigt--
DER JÜNGSTE TAG
O seid getrost! Das Ende wird einst wieder genau so herrlich wie der Anfang sein. Seht! Ewig breitet Hoffnung ihr Gefieder ob Leid und Tod — und rauschend klingen Lieder:
Es wird das Ende wie der Anfang sein--
Da hebt die Menschheit schmerzverzerrte Glieder,es bricht ein Tag wie Feuersbrunst herein. Wie tote Vögel fallen Sterne nieder — und die Verwesten heben weiße Lider zum Heiland auf: Ein N euer Bun d wird sein.
Prof. Dr. Georg Wagner, geboren am 2. Mai 1916 in Wien, studierte in Wien, 1939 Dr. phil., Mittelschulprofessor in Innsbruck, Mitglied und Absolvent des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung (Ausbildungskurs für Archivare), Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Literatur und Kunst „Turmbund“. Innsbruck, 1952 Handel-Mazzetti-Prcis des Landes Oberösterreich. Buchpublikationen: ..Trenck — Die Stunde des Panduren“. Europäischer Verlag, Wien 1951, ,,Herold des Abendreiches“. Stiasnv-Verlag, Graz 1953. Anthologien: ..Lasset die Klage“, Donau-Verlag. Wien, lahrbuch des Buchklubs der Jugend, Wien. ..Wort im Gebirge“. Tyrolia, „Weg und Bekenn.nis“, Stiasny Verlag, Graz 1954.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!