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Das Leben Jesu

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Der Sohn Mariens. Von Josef Alzin. Uebersetzung aus dem Französischen von Dr. Fr. Kollmann. Schöningh-Verlag, Paderborn. 336 Seiten. Preis 13.80 DM.

Leben Jesu gibt es ohne Zahl. Aber immer wieder miiß es neu versucht werden, das Wunder dieser Person für unsere Zeit auszusprechen. Unsere Zeit, die durch eine Christusverfolgung ohne Maß gekennzeichnet ist. Der Verfasser kostete am eigenen Leib im KZ den Haß der Christusfeinde aus. In den Tagen der Gefangenschaft wurde ihm Christus zu immer neuer, Tod und Teufel überwindenden Wirklichkeit. Er schreibt sein Buch nicht als Schriftgelehrter, sondern als glühend Liebender. Die deutsche Uebersetzung ist erstklassig, voll dichterischen Flusses, anschaulicher Bilder und ergreifender Einfachheit. — Das Buch gliedert sich in vier Teile: 1. Das Kindlein mit dem Stern; 2. Mensch und Wundertäter. 3. Das Haupt voll Blut und Wunden; 4. Der Befreier in unserer Mitte. — Der letzte Abschnitt gibt die Richtung des Buches am besten wieder. Christus

ist nicht eine ferne, historische Größe, sondern als Auferstandener auch heute noch in unserer Mitte. Von der Stellung zu dieser lebendigen Person hängt das Schicksal des einzelnen und der Menschheit ab.

Univ.-Prof. DDr. Claus Sehe dl

Das Leben Jesu. Von Edzard Schaper. Fischer- Bücherei, Frankfurt. 261 Seiten. Preis 1.90 DM.

Das sympathisch gebundene Büchlein bringt den unveränderten Neudruck eines „Lebens Jesu", das Schaper vor genau zwanzig Jahren zum ersten Male veröffentlicht hatte. Auf dem mehrfarbigen Titelblatt steht der Vermerk: Von einem Dichter erzählt. So wird man keinen streng fachwissenschaftlichen Maßstab anlegcn. sondern sich an so mancher spannenden Detailschilderung und den psychologisch fein

durchdachten Stimmungsbildern erfreuen. Ich nenne da nur den Besuch der Weisen beim Kind in der Krippe (S. 43) oder die „heimliche Enttäuschung" (S. 54) bei Josef und Maria darüber, daß ihr bereits längst erwachsener Sohn trotz aller Wunder am Beginn seines Erdendaseins nun doch allem Anschein nach Sein Leben lang ein braver Zimmermann bleiben werde usw. Der Verfasser war zur Zeit der Abfassung des Buches noch Protestant — man erkennt das gleich an dem Wortlaut mancher Bibelverse —, aber die Gestalt der Mutter Gottes wird durch

gehend mit wohltuender Ehrfurcht und feinem Taktgefühl behandelt. Wenn nötig, verfügt der Dichter allerdings auch über eine kräftige Sprache (vergleiche S. 215: „Wahrlich, ich bin esl schrien die rollenden Augen Petri.“). Im Nachwort auf Seite 257 teilt uns Schaper mit, daß er 1935 vor der Niederschrift seines Buches „aus Eifersucht“ gar kein anderes „Leben Jesu“ gelesen habe, damit seine eigene Leben-Jesu-Darstellung dadurch ja nicht beeinflußt werde. Nun bei der Neuauflage hätte er getrost diese Bedenken überwinden sollen, auch im Interesse der Leser. Denn ein Einblick in die inzwischen erschienenen Jesusbiographien etwa von WiHam, Ricciotti oder Daniel-Rops hätte den Verfasser vor manchen unhaltbaren Behauptungen bewahrt (so S. 50: Jesus war bei der Flucht aus Aegypten „kaum zwei Wochen“ alt. S. 51 heißt es von Herodes: „Die Untat zu Bethlehem war seine letzte gewesen.“ FL Jose- phus weiß deren aber noch eine ganze Menge, usw.). Bei manchen Büchern ist auch das lehrreich, was sie verschweigen. So wird z. B. auf S. 143 zwar das Petrusbekenntnis von Cäsarea Philippi mitgeteilt, aber Jesu Antwort: „Du bist Petrus, der Fels “ erfährt der fromme Leser nicht, obgleich diese Stelle auch von der protestantischen Textkritik heute allgemein als echt angesehen wird. Der Bericht über das Letzte Abendmahl ist wohl sehr ausführlich gehalten (S. 214—222), aber — die Einsetzung der heiligen Eucharistie fehlt. Die Erscheinung des Auferstandenen vor Seinen Aposteln am Ostersonntag abends wird S. 254 noch berichtet und die Biographie Jesu schließt dann mit den Worten: „Empfanget den Geistl“ Die Uebertragung der Sündenvergebungsgewalt an die Apostel, die Worte Jesu an Petrus: „Weide Meine Lämmeri" und die Himmelfahrt des Herrn werden (als unwesentlich?) nicht mehr erwähnt. Zufall? Dichterische Freiheit? Absicht? Der wohlfeile Preis wird ohne Zweifel auch dieser neuen Auflage viele Leser gewinnen.

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