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Guter Wille und Versagen

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Nach der Enttäuschung, die das mit einigem propagandistischen Aufwand angekündigte amerikanische „Spiel um Job“ von Archibald MacLeish bereitete, schien das zweite Festwochensprechstück in Salzburg 1958, Franz Werfeis „Juarez und Maximilian“, alle Chancen zu haben. Nicht etwa, weil die Aufführung dieses mehrfach gezeigten, 24 Jahre alten historischen Bilderbogens so besonders interessant zu werden versprach, noch weil diejenigen, die sich an die etwa zehn Jahre zurückliegende Wiener Aufführung erinnerten, von der Wirksamkeitdes Stückes so .überzeugt .gewesen, wären, sondern ganz einfach deshalb, weil nach Ansicht vieler in einem selbst nur mittelmäßigen Erfolg eines österreichischen Dramatikers für Salzburg mehr Sinn liegt, als im M'ßerf°'8 emer Uraufführung aus Uebersee. Was einiges für sich hat. Und was zur Folge hatte, daß Werfeis „Juarez und Maximilian“ mit einem blauen Auge davonkam. Das Publikum ging zwar keineswegs begeistert, aber immerhin in dem Bewußtsein nach Hause, daß die genossene Mittelmäßigkeit gegenüber dem „Spiel um Job“ wenigstens allgemein verständlich und dekorativ war.

Wer sich indes echte Illusionen gemacht hatte — zu denen vermutlich die Veranstalter gehörten —, der freilich hatte allen Grund, eine Chance zu betrauern, die vertan ward: und das nicht nur was den einen Abend, sondern was das Sprechtheater in Salzburg ganz allgemein betrifft. Denn Festwochenstück gab es heuer keines. Werfeis „Juarez und Maximilian“ hat bestenfalls als Ausstattungs-, Bil-dungs- und Rührstück seine Meriten. Es ist eine attraktive, romantische und sowohl vom Dramaturgischen wie vom „Weltanschaulich-Politischen“ her (mit dem es stark unterspickt ist) eine etwas naive Lesebuchgeschichte aus der an Unglück, gutem Willen und Versagen reichen Chronik des altösterreichischen Herrscherhauses: es ist schön und traurig, edel und ergreifend, sentimental und von der bunten, anschaulichen Art, in der man historische Begebenheiten im Kino zu Gesicht bekommt.

Da das Schicksal des träumerischen, den Musen und der Humanität ergebenen, verratenen und verlassenen Erzherzogs Ferdinand Max von Habsburg, der als Kaiser Maximilian von Mexiko seinen kurzen Regierungsversuch mit dem Leben bezahlte, allgemein bekannt ist, ist et auch die Handlung. Sie beansprucht 13 Bilder, ist relativ authentisch und für zartere Gemüter auch ergreifend: Wir erleben in einem eher langen und zuweilen noch länger scheinenden Zeitraum von drei Stunden Glück und Sorgen, keimende und begrabene Hoffnungen, Mißgeschick und Ende eines sympathischen, aber unfähigen Monarchen. Juarez. sein Gegenspieler, tritt selbst nicht in Erscheinung, um so mehr hingegen eine Reihe unnötiger Rand- und Nebenfiguren. Sie betreiben Politik auf Rotationspapier und allerlei Seelenzwickzwack auf Büttenpapier und stehen den menschlich-tragischen Teilen des Stückes im Wege.

Hofrat Ernst Lothars Inszenierung ist gediegen und bildschön anzuschauen, desgleichen sind die Bühnenbilder und Kostüme Teo Ottos und Elli Rolfs: Pomp und Exotik für ernstere Gelegenheiten. Fred L i e w e h r ist eine Pracht von Kaiser, Erni Wilhelmi ist als kaiserliche Gattin Charlotte zart und verworren. Albin Skoda waltet in der Rolle des Revolutionsgenerals Porforio Diaz mit wildem Feuer seines radikalen Amtes. Daneben stellen Jochen Brockmann, Peter Stanchina, Hans Thimig, Ernst Ginsberg, Hans Jaray, Susanne von Almassy, Helmut Janatsch, Carl Bosse und Günther Haenel profilierte Typen.

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