Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Heiteres aus Linz
Das Linzer Landestheater hat für die Faschingszeit vorgesorgt. Im Großen Haus ist es Nestroy, der „Zu ebener Erde und erster Stock“ agiert. Die Regie Direktor Stögmüllers ist werkgetreu und auf eine lückenlose Verzahnung der Ereignisse unten und oben bedacht. Für die Ausstattung sargt einwandfrei der technische Theatervorstand Hermann Fleisch, für die Wiedergabe der Musik von Adolph Müller durch das Bruckner- Orchester Dr. Roman Zeilinger. Die Nestroy-Rolle des Bedienten Johann ist bei Manfred Jaksch in besten Händen. Sein Gegenstück, den stets vom Mißgeschick verfolgten, herzensguten Tandlergehilfen Damian verkörpert wirksam Ernst Zeller. Eine gute Nestroy-Type gelingt auch Karin Mitterhauser als resoluter Salerl. Josef Loibl ist der nur scheinbar bullige Hausherr Zins. Vom Dichter weniger exakt gezeichnet sind die Personen des ersten Stockes. Immerhin stellt Ludwig Geiger den respektablen Herrn von Goldfuchs glaubhaft dar. Aus der dürftigen Rolle seiner Tochter Emilie holt Carmen Frate, was zu holen ist. Lisi Jaksch ist ein etwas steifes Kammermädchen. Otto Hans Meinecke karikiert den eingebildeten, erzdummen M. Bonbon, während Werner Englert mit der kurzen Szene als Sekretär eines Lords Szenenapplaus erzielte. Das Publikum unterhielt sich gut und dankte mit langanhaltendem, starkem Beifall.
Die Kammerspiele bringen das viel gespielte Lustspiel Eugene Scribes „Das Glas Wasser" in der Bearbeitung von Helmut Käutner mit der
Musik von Roland Sonder-Mahnken, die von Erwin Klein am Cembalo ausgeführt wird. Für aparte Kostüme sowie eine gefällige Ausstattung, die eine rasche Abfolge der Szenen ermöglicht, sorgte als Gast Herbert Kapplmüller; für ein flüssiges, temperamentvolles Spiel Kunibert Gensichen. Der Erfolg der Aufführung ist vor allem den ausgezeichneten Leistungen der fünf Hauptakteure zu danken. An der Spitze ist als Vicomte Boliinbroke Hasso Degner zu nennen. Ihm steht eine vollwertige Gegenspielerin als Herzogin von Marlborough in Elfriede Gollmann gegenüber. Es ist ein Vergnügen den privaten Krieg des Kriegsgegners und der eigensüchtigen Verteidigerin des Krieges zu verfolgen. Zwischen den beiden steht die schwache, harmlose englische Königin Ann, deren politisches Unvermögen Ursula Bredin mit Charme verdeckt. Die Ursache all der bis in die hohe Politik spielenden Kämpfe ist ein junger Fähnrich der Garde aus dem Landadel, Arthur Masham, der nur ein Ziel kennt, sein angebetetes Idol, das Ladenmädchen Abigail zur Frau zu bekommen, der nicht ahnt, wie er die Herzen hoher und höchster Damen des Hofes in Wallung bringt. Bernd Ripken gelingt die sympathische Verbindung von Naivität und strammer Disziplin. Abigail, die reizende Unruhestifterin ohne, ja gegen ihren Wollen, stattet Ingrid Heitmann gewinnend mit feiner Ironie und kluger Entschlossenheit aus. Das Publikum brachte sein Vergnügen an Spiel und Aufführung durch Szenen- und lang anhaltenden Schlußapplaus zum Ausdruck.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!