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IM STREIFLICHT

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CÜNDE und Gnade — das ist ein Thema, das, wichtig genug, von den Großen der modernen christlichen Literatur mit Vorzug behandelt wurde. Wenigen von ihnen freilich ist es geglückt, zu Lebzeiten mit ihren Romanen und Dramen über dieses Thema Bestseller-Rang zu erreichen. Das heißt: einem ist es geglückt. Einem gewissen Graham Greene nämlich und seinen Romanen „Brighton Rock“ zum Beispiel oder „Die Kraft und die Herrlichkeit“. Das sind — und das nimmt ihnen gewiß nichts von ihrem Wert — wirklich Bestseller geworden. Andere Greene-Romane, die schon vom Augenblick ihrer Niederschrift an ein bißchen auf die Bestseller-Liste rechneten, wurden's dann allerdings nicht (auch in diesen diffizilen Bereichen dichterischer Arbeit gibt's eben einen genauen Zusammenhäng von Sünde und Gnade). Und nun soll Graham Greene, sicherem Vernehmen nach, in Paris erklärt haben, daß er sich künftighin nicht mehr mit dem Thema Sünde und Gnade beschäftigen werde. Ob er's wirklich fertigbringen wird, ein Thema nach dem Winde zuhängen?

pÜNFERREIHEN vor der Secession: die eifrige Propaganda, die alle — wirklich alle! — Tageszeitungen für die „Kunstwerke aus Zucker“ der achtbaren Konditoreienausstellung geschrieben und getrieben haben, sie hat gewirkt. Lohnte sich's nicht, auch für Kunstwerke aus St,ein oder

Oel einmal solche Propaganda zu machen? ♦

/“•EWISS: schnittige Straßenbahn-„Großraum-wagen“ und neue elegante Stadtbahnzüge werden das Herz eines jeden Großstädters erfreuen, sofern er Wert auf Großstädtisches legt. Aber man sollte darüber nicht vergessen, daß die Straßenbahn — sie feiert in Wien eben ein Halb-jahrhundertjubiläum! — nicht mehr unter allen Umständen ein taugliches Verkehrsmittel ist; die Anrainer der Neubaugasse und der Sieveringer Straße sind nicht die einzigen, die das wissen. Und darum meinen wir, daß man bei allen Modernisierungsmaßnahmen nicht ganz übersehen sollte, daß gewisse Straßenbahnlinien einfach nicht modernisiert, sondern nur mehr ersetzt werden können — sei es durch O-, sei es durch Autobusse. Was in Neapel notwendig gewesen ist, wird in Wien eines Tages unumgänglich sein...

T“\IE „Europaflagge“ (grünes „E“ auf weißem Grunde) soll nunmehr durch eine neue „Europafahne“ (ein Kreis von fünfzehn goldenen Sternen auf blauem Grunde) abgelöst werden — das heißt, sie wird vorderhand über der beratenden Versammlung des Europarates flattern. Daß jetzt und wohl auch noch in naher Zukunft die symbolische Europafahne aus sehr vielen und ungleichartigen Flecken zusammengesetzt sein und mancherlei Risse aufweisen müßte, wenn sie wirklich bezeichnend sein wollte — das steht leider auf einem anderen und nicht gar so optimistischen Blatt gegenwärtiger Erdkunde...

TjIN letztes Streiflicht auf die Salzburger Fest-spiele 1953 möge deren Pressebüro treffen, eine Einrichtung also, die heuer die Aufgabe hatte, es 503 Kritikern recht zu machen. Eine höchst undankbare Aufgabe — aber sie scheint gelöst worden zu sein. Nie zuvor nämlich wurde die Arbeit dieses Pressebüros mit geringerem Aerger seitens der Kritiker und mit größerer Anerkennung aufgenommen. Unbegreiflich, aber wahr: das Salzburger Pressebüro hat 503 Herren zu ihrer Zufriedenheit gedient...

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CCHON durch ihre hellen Farben und die moderne graphische Gestaltung wirken die Prospekte und Plakate der beiden großen konzertveranstaltenden Gesellschaften erfreulich. Studiert man die umfangreichen Ankündigungen, so kann man feststellen, daß die neue Musik immer mehr Spiel-Raum gewinnt. Die Konzerthausgesellschaft kündigt sechs Musica-Viva-Abende an und streut einzelne zeitgenössische Werke in ihre Zyklen „Barockmusik“, „Romantische Musik“ und „Orchesterkonzerte des Kammerorchesters“. Der Musik verein läßt durch H. v, Karajan neben Kompositionen von Debussy, Respighi und Barber das Oratorium „Oedipus Rex“ von Strawinsky aufführen und hat in seinen Zyklus „Die große Symphonie“ Orchesterwerke von Janacek, Respighi, Prokofieff, Hindemith, Strawinsky und Boris Blacher aufgenommen. Die Auswahl der neueren Werke wurde so getroffen, daß nicht nur die „Fort-! schrittlichen“ ihre Freude haben werden, sondern daß auch das „breite Publikum“ auf seine Rechnung kommen dürfte.

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TN Wien läuft derzeit der französische Film „Die liebestolle Stadt“. Der Filmverleih C. traf bei den Presseeinladungen zur Vorführung dieses Filmes eine vielleicht nicht ganz zufällige Auswahl: unter den Nichtgeladenen befand sich auch die „Furche“. Anfangs befremdet über diese ungewöhnliche „Ausladung“, mußte man sie nach Besichtigung des Films auf anderem Wege (was die journalistische Pflicht gebot) schließlich gutheißen. Wenn es seitens der Verleihgesellschaft eine Geste des Taktes war, u. a. die „Furche“ zu diesem Film nicht einzuladen, sei sie hiemit dankbar als Auszeichnung quittiert.

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