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Erkundungen in Gestern und Morgen. Von Edzard Schaper. Verlag der Arche, Zürich. 69 Seiten.

Zwei Reden Schapers sind hier aufgezcichnet: „Schweden im geistigen Spektrum Europas”, gehalten zur „Schwedischen Woche” in Stuttgart 1954, und „Erbe und Auftrag bei der politischen Gestaltung Osteuropas”, gehalten vor katholischen Akademikern in Köln, 1955 Auf zwei knappe Themen kon- zėntriett, stehen hier Lebenswerk und Lebensanliegen Sehapers vor uns: das Christentum, wie er es in allen seinen Schriften zu künden weiß, dominiert wieder und seine Liebe und sein Wissen um Menschen und Geschichte des skandinavischen und des baltischen Raumes. Beide Reden sind wertvolle Bereicherung für den Fernestehenden.

Tut-ench-Amun. Gott in goldenen Särgen. Von Otto Neubert. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg- Wien. 407 Seiten, 121 Abb., 5 Kunstdrucktafeln. Preis 115 S.

Im Gefolge der Populär-Archäologie-Bestseller, mit den Büchern von Ceram („Götter, Gräber und Gelehrte”) und Keller („Die Bibel hat doch recht”) an der Spitze, hat nun ein glatter Laie, Herr Neu- bert, über Aegypten geschrieben. Zunächst geschieht dies, etwas bürgerschulhaft dozierend, recht gut: Geschichte, Probleme des alten Aegypten werden, vermengt mit Skandalhistörchen und Anekdoten, erzählt, instruktive Bilder und Tabellen sind beigefügt, dann verliert sich der Autor — überbetont —

in die reichen, sensationellen Funde rund um Tut- ench-Amuns Särge, erzählt auch brav von den Schicksalen der Forscher, Gelehrten, Ausgräber und Grabräuber, muß aber immer wieder welthistorische und moralpredigende Aspekte hinzutun, die er nun gar naiv und dürftig vorbringt, was vor allem von den beiden letzten Kapiteln gilt, die einen kursorischen Abschluß der ägyptischen Geschichte behandeln und voll Fabulierlust in ausgefahrene, billige Gäßchen geraten. Ob man die paar Seiten nicht hätte weglassen sollen?

Eines aber muß der Arbeit bescheinigt werden: auch sie weckt Interesse und Begeisterung für die sich immei mehr und mehr aufschließende Welt von einst, deren großartigen Geschehnisse und Geheimnisse auch den Menschen von heute vieles zu geben haben.

Richard Beer-Hofmann: Jaäkobs Traum, Gedichte, Gedenkrede auf Mozart. Verlag S. Fischer, Frankfurt a. M. 96 Seiten. Preis 1.80 DM.

In S. Fischers Schulausgaben moderner Autoren ist nun auch ein Bändchen mit den berühmtesten Werken von Beer-Hofmann erschienen. Man begrüßt es dankbar, weil es wieder mit einem Dichter verbindet, den man schon sehr zu den Vergessenen zählt. Dem Drama „Jaäkobs Traum”, 1945 vom Burgtheater zuletzt gespielt, ist vor allem die 1906 geschriebene Gedenkrede auf Mozart beigefügt und ein paar der schwermütigen, würdigen Gedichte, darunter das tiefste und schönste, das Schlaflied für Mirjam — Ein Büchlein für alle bereichernd und wertvoll.

Das Schiff. Aufzeichnungen eines Passagiers. Von Hans Egon Holthusen. Piper-Verlag, München. 370 Seiten. Preis 15.80 DM.

Eine Themenstellung, die natürlich nicht ganz bewältigt erscheint, findet man bei diesem ersten erzählenden Buch des geschätzten Lyrikers und Essayisten Holthusen Auf der siebentägigen Schiffsfahrt von New York nach Southampton wird über

„Gott und die Welt” geredet, werden gesellschaftliche, historische, politische, wirtschaftliche Probleme angeschnitten, durchdiskutiert, zu klären versucht: die Gesellschaft ist gegeben, das Schiff ist die Szene, huis clos die Situation — und das „glückhaft Schiff” wird zum Symbol und zur Deutung des Heute. Alles ist einkalkuliert, gescheit und mondän, manchmal scheint es glatt, oft auch platt, aber es ist ein Buch, das man nennen muß, wenn von wesentlichen Büchern des Tages die Rede ist.

Stimmen unter dem Fenster. Roman. Von John Hearne Piper-Verlag, München. 188 Seiten. Preis 10.80 DM

Ein Erstlingswerk: männlich klar, modern, in der Nachfolge Hemingways geschrieben, dessen „Schnee vom Kilimanjaro” hier deutlich Pate stand.

ln Jamaika bricht ein Aufstand der Farbigen aus: Mark Lattimore, selbst ein Farbiger, wird — im Bemühen, ein Kind aus den Massen zu retten — von einem der Tobenden tödlich verletzt, ln der Agonie, von seinen Freunden umgeben, zieht sein Leben in Fieberträumen vorüber: Kindheit, Militärzeit, Versagen und Enttäuschungen mit der Liebe und in der Ehe, Krieg — ein reiches, erfülltes Leben ist es, in dem alles seinen Sinn hatte und der Todgeweihte erkennt Fehlen und Schuld, Unterlassenes und Versäumtes — der Tod trifft ihn vorbereitet.

Ein erstaunliches Debut: kraftvoll und ehrlich, dichterisch und voll Ehrfurcht vor dem Leben.

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