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Königliche Tugenden und Launen

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Ihre Launen werde die Nachwelt vergessen, aber ihre königlichen Tugenden werden die Zeiten überdauern, meint Graf Leicester einmal in dem Film „Rebell ihrer Majestät“ von seiner Königin (Elisabeth I.) Nun, ganz so ist es nicht gekommen. Zwar hat sich tatsächlich ihre Epoche jahrhundertelang als erste große, weltmachtbegründende, Shakespearische und Elisabethanische erwiesen. Aber auch die königlichen Launen, von denen besonders die Katholiken und Irland ein Lied singen können, hat die Nachwelt nicht vergessen und immer wieder an ihrer Wurzel herumgedeutet. So darf es nicht wundern, daß Hollywood auch psychoanalytisch aufkreuzt und sein großes dramatisches Geschütz, Bette Davis, nicht Schiller, sondern Freud spielen heißt, daß es nur so eine Freud ist. Bette Davis ist die einzige Frau Hollywoods, die sich häßlicher macht, als sie ist. Sie spielt die Elisabeth als verhinderte Mutter und kahlköpfige, alternde Liebhaberin, die dem letzten Galan resigniert ein Schiff mit tausend Segeln, und eine hübsche Hofdame schenkt, damit er Gold aus der Neuen Welt hole und solcherart am Bau des größten Imperiums der Alten mitwirke. Das ergibt nicht nur echt tragische, sondern auch leise tragikomische Akzente, die Bette Davis mit nachtwandlerischer Sicherheit beide immer an der richtigen Stelle setzt (wogegen der sonst recht gute deutsche Dialog bisweilen die Positionen verwechselt) Dieser beklemmenden klinischen Studie hat Regisseur Henry Coster leider den Rahmen eines feschen Douglas-Fairbanks-Films gegeben und ihr damit die Chance geraubt, nicht nur als große Rolle, sondern auch als großer Film in die Geschichte einzugehen. Trotzdem wird die Filmwelt wohl seine Launen vergessen, nicht aber die königlichen Tugenden seiner Darstellerin.

Dieses war der dritte Streich Walt Disneys: „Geheimnisse der Steppe“. Zoologie rund um den Kilimandscharo. Paraphrasen zum Thema

„Wüstenkönig“. Die kabarettistischen Einlagen sind auf ein einziges, allerdings überwältigend komisches Intermezzo, den Bauchtanz des „Wüstenläufers“, beschränkt. Der Film gibt sich überhaupt verhaltener, seriöser als seine zwei großen Vorgänger „Die Wüste lebt“ und „Wunder der Prärie“, aber er tut darin zweifellos des Guten zuviel; fast möchte man sagen, er hat Fett angesetzt. Groß noch immer die Jagd der Löwensippe nach dem Gnumahl, das Ende des im Schlamm versinkenden Nashorns, der Heuschrecken-schwarm, die mordende Dürre und der erlösende Tropenregen. Köstlich die Familienszenen im Hause Löwe, die den Herrn des Hauses aller Gloriole der Fabel entkleiden und als faulen Pascha und Pantoffelhelden entlarven.

Einem klassischen Produkt der sagenhaften „goldenen Zeit“ des österreichischen Films, Bolvarys „L u m p a c i V a g a b u n d u s“, hat Franz Antel nun ein recht nettes, aber immerhin doch im Schatten des großen Wurfes stehendes Remake folgen lassen. Das Trio Knieriem-Zwirn-Leim (Paul Hörbiger, Gunther Philipp, Joachim Fuchsberger) kann sich sehen lassen. Ein Manko des Films ist die unorganische Mischung seiner Idiome: gerade Nestroy braucht ein richtiges, hintergründiges Wiener Klima, dessen Dichte und Einheit hier offenbar dem deutschen Absatz geopfert wurde. Nestroys sarkastisch sprühende Wortspiele verlieren im Munde Günther Lüders' allen Glanz. Der Film spart sie sich im übrigen völlig unverständlich vom Munde ab. Hoch anzurechnen ist dagegen dem Film die Folie berückender Flußlandschaft Das Verwunderlichste aber ist daran, daß dazu die Wachau und nicht die Mosel- oder Rheinufer herangezogen wurden.

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