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LÖWE grüßt MAUSI

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Vom zärtlichen MAUSI und BUSSI bis zur autoritären WUT, ZORN und FAUST ist alles möglich.

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Vom zärtlichen MAUSI und BUSSI bis zur autoritären WUT, ZORN und FAUST ist alles möglich.

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Die gemeinnützige Stiftung österreichischer Bürger „Pro Pecunia“ beantragt hiermit, dem Erfinder der Auto- W unschkennzeichen das große goldene Ehrenzeichen mit Katalysator am silbernen -Sicherheitsgurt zu verleihen. Entgegennehmen soll es in Vertretung der Finanzminister im Rahmen eines großen Festaktes, um sich ein Beispiel daran zu nehmen, wie man eine Steuer erfindet, die freiwillig und freudig bezahlt wird.

Der Erfolg ist beachtlich. 321 Millionen Schilling ließen sich seit 1990 Österreichs Autobesitzer die Flucht aus der Nummern-Anonymität in die fünfstellige Buchstaben-Kreativität kosten. Ob Eitelkeit, Humor oder Firmenreklame, die Möglichkeit, am Kennzeichen zu zeigen, wer man ist und was man hat, beflügelte immerhin 160.000 stolze Straßen-Individualisten. Und Vater Staat, sonst eng in Vorschrift und Bevormundung, läßt für gute zwei Tausender der Phantasie freien Lauf. Wer nicht beleidigend, blasphemisch oder fa schistisch wird, der darf beliebig kombinieren. Vom zärtlichen MAUSI und BUSSI bis zu autoritären WüT, ZORN und FAUST ist alles möglich. OHO und AHA, BLECH und BUTZ, GUT und BÖSE, ANNI und Susi kreuzen munter durch die Gegend. Die Ärzte bevorzugen MED, aber da ist der Einser dahiijter rar, der die Priorität des Zeichens registriert. Blaulicht-Pfarrer sind mit AMEN unterwegs und Rauchfangkehrer mit RUSS. Vielleicht hilft der Tafel-Humor manchmal sogar, die Aggression im Verkehr ein wenig abzubauen. Wer will schon dem süßen MAUSI die Vorfahrt abschneiden?

Großzügig, wie er nun einmal ist, begnügt sich der Fiskus des Bundes mit 40 Prozent der Wunsch-Millionen. Mit dem Rest dürfen die Länder zusätzliche Verkehrssicherheit schaffen. Nicht immer zur reinen Freude der über neue Schwellen holpernden Autofahrer. Aber wer sagt denn, daß Fußgänger ohne Wunschkennzeichen keine Verkehrsteilnehmer sind, die der Sicherheit bedürfen?

Es sollte freilich bei der erfolgreichen Innovation der amtlichen Kennzeichen nicht bleiben. Den defizitären Budgets bieten sich nach diesem Vorbild ungeahnte Möglichkeiten staatlicher Geldbeschaffung auf freiwilliger und freudiger Basis.

Wer möchte nicht Dokumente und Reisepaß statt auf Einheitsformular in individueller Schmuck- Ausfertigung? Der Wunsch-Paß in Saffianleder mit Goldprägung? Damit die Zöllner gleich wissen, daß österreichische Individualisten keine armen Schlucker sind.

Oder Wunsch-Mülltonnen, hochaktuell in Zeiten der Abfallverordnung! Popfarben oder in mattem Silberton, mit Ornamenten verziert, mit elektrischem Deckelmechanismus, der auch eine Tonbandstimme hat, die jedesmal „Danke“ für den Einwurf sagt. Wunsch-Telefon bei der Post gibt es ja in begrenzter Auswahl. Aber was wäre mit Wunsch- Briefmarken? Auf Wunsch das eigene Porträt zur Frankierung: eine sicher einträgliche Geldquelle.

Für die notleidenden Parteien im Wahljahr 1994: Wunsch-Plakate. Wer ärgert sich nicht, heuer wieder die ohnehin bekannten Gesichter an allen Wänden zu sehen! Viel lieber hätte er allenthalben sein eigenes Antlitz auf die Zeitgenossen niederblicken gesehen. Das Wunschplakat macht’s möglich! Und endlich eine private Parteienfinanzierung, die völlig transparent ist.

Warum nicht auch das einstige Privileg der Cäsaren demokratisieren? Wunsch-Hunderter vom Hauptmünzamt mit dem eigenen Profil und dem Familienwappen. Wunsch-Hydranten, Wunsch-Laternen, Wunsch-Geländer und Wunsch-Randsteine! Wunsch-Straßennamen, wie in Atlanta!

Und nach dem Vorbild der bemalten Straßenbahnen endlich bei den ÖBB eigene Wunsch-Lokomotiven und Wunsch-Waggons. Was zahlen denn der Johann Strauß oder der Franz Lehar für die nach ihnen benannten Züge? Gar nichts! Sucht lieber potente Sponsoren für Wunsch-Züge!

Vor meinem Fenster parkt momentan das Auto mit dem Kennzeichen IDEE 1.

Baufinanzierung — damals und um Wien wohnten, mitarbeiten mußten, war doch noch Bargeld nötig.

Die Ringmauer umschloß bald die Innenstadt - bis Kaišei Franz Joseph ab 1857 die Befestigungen abreißen und seinerseits die Stadt ausbauen ließ.

Die im 11. Jahrhundert entstandenen Siedlungszellen um die Ste- hanskirche, die Kirche am Hof, das chottenkloster und den Neuen Markt wurden nun von der Mauer umschlossen.

Aber nicht nur in Wien herrschte rege Bautätigkeit. Auf dem zur Steiermark gehörenden Steinfeld gründete Leopold Wiener Neustadt und ließ es stark befestigen. Die Stadt sollte als Bollwerk gegen den Osten dienen - die Grenze war vielfach umkämpft, auch wenn die Angriffe der Türken noch nicht begonnen hatten.

Auch sollte hier der Handelsweg von Wien über den Semmering zur Adria gesichert werden.

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