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Neues Haus in Sicht
Über der Innsbrucker Theatersaison liegt heuer wohl ein Hauch von Abschied. Es ist dies die letzte vor Wiedereröffnung des großen Hauses am Rennweg, gleichzeitig die letzte unter der Intendanz von Karl Gorit- schan, der damit seine 15jährige Tätigkeit als Intendant des Tiroler Landestheaters beziehungsweise der Innsbrucker Kammerspiele beenden wird. Der Blickpunkt vieler ist nur noch auf das große Haus gerichtet, und deshalb gibt es gewisse Spannungen .zwischen „Theater heute“ und „Theater morgen“. Für das Publikum im kleinen, intimen Raum der Innsbrucker Kammerspiele war diese interne Umbruchstimmung aber bisher zum Glück wenig spürbar.
Karl Goritschan hat einen Spielplan zusammengestellt, der sich von dem der letzten Jahre kaum abhebt. Er mußte ja bei der Stückwahl wieder auf die begrenzten Möglichkeiten der kleinen Bühne und die Besetzungsschwierigkeiten im Innsbrucker Stammesensemble — eine echte Regeneration wäre dringend nötig — achten. Sicher kam er aber auch dem Wunsch vieler Stammabonnenten nach gefälliger Unterhaltung entgegen. Fast die Hälfte der insgesamt 14 geplanten Stücke wird allein für beschwingte Laune sorgen. Das musikalische Lustspiel „Ein schöner Herbst“ von Bruno Schupp- ler in der Bearbeitung von Hans Weigel und Robert Stolz, die Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ von Robert Thomas sowie Alfonso Pasos „Schöne Geschichten um Mama und Papa“ stehen unter anderem auf dem Programm. Wohl dosiert wurde aber auch „Schwieriges“ und „Modernes“ ins Repertoire aufgenommen: O’Neills „Fast ein Poet“ als Eröffnungspremiere, dann „Die Caine war ihr Schicksal“, Sternheims „Bürger Schippel“, Lorcas „Bluthochzeit“ und das arrivierte Tendenzstück „Die Flucht“ von Ernst Waldbrunn und Lida Winiewicz. Mit dieser vorsichtigen Geschmackslenkung wird hoffentlich auch beim breiten Publikum allmählich eine neue Nachfrage geweckt!
spielen fand aber sicher auch ihre Zustimmung. Karl Goritschan inszenierte die reißerische und deshalb publikumswirksame Dramatisierung des amerikanischen Bestsellers betont sachlich und beherrscht. Dies machte sogar die einseitig aufgesetzte Endmoral des Stückes, die patriotische Schlußhymne, erträglich. Die Anlehnung an das Kriegsfilmklischee konnte weitgehend gebannt werden. Unter Goritschans sicherer Führung sorgten zudem besonders die neu engagierten Kräfte für eine geschlossene Ensembleleistung und ein durchaus beachtliches Gesamtniveau.
Vielleicht blieb die moralisierende Wirkung der „Caine“ in Innsbruck nicht ohne Folgen. Denn Siegfried Süßenguth, der als Gast die Inszenierung der amüsanten Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ von Robert Thomas (Autor der „Falle“) übernommen hatte, schwächte den makabren Schluß dieser schwarzen Parodie ab.
Mit besonderem Interesse sehen Innsbrucks Theaterfreunde der einzigen Aufführung eines Klassikers in dieser Spielzeit entgegen: Goethes „Hermann und Dorothea“ in der dramatischen Bearbeitung von Berger.
Freunde der Avantgarde und des Experimentellen ließen es in Innsbruck übrigens nicht bei einer bloßen Kritik am konventionellen Stil der Kammerspiele bewenden, sondern schufen sich ihr eigenes Theater: das kleine Theater im „Zentrum 107“ in der Innstraße, das sich bereits ziemlich sicher und auch erfolgreich von Beckett bis Pinter über seine erste Saison spielte.
Die Aufführung der dritten Ausgabe der „Caine“ in den Kammer-
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