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Offenbach und Rossini

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Mit zwei Offenbach-Einaktern hat die Wiener Kammeioper ihre Erfolgsserie bereichert und einen entscheidenden Schritt weiter zu ihrem eigenen Stil getan. Da ist alles locker und aus dem Handgelenk heraus gespielt — oder wenigstens auf dem Weg dazu. Der Scharm des Franzosen bekommt eine wienerische Note, ohne in die Posse zu fallen. Das erste Stück, „Eine Frau für die K a t z' “ (La chatte metamorphosee en femme), handelt von einem Psychologie studierenden und daher etwas spinnigen, in eine Katze verliebten jungen Mann. Aber die Katze verwandelt sich in ein Mädchen und alles normalisiert sich wieder. Werner Hollweg spielt und singt den Studenten. Helene Fuchs als Katzenmädchen ist der Star des Stücks und wird ihren vielfachen Aufgaben, vom Miau und Milchgeschleck bis zu gar nicht anspruchslosen Koloraturen, mit ebensoviel Kunst wie Anmut gerecht. Leopoldine Fritsch als Zimmervermieterin und Leo Szedeczky als indischer Kapitalist ergänzen das gute abgestimmte Ensemble. In der folgenden Operette, „A u s g e-schlossen“ (Un mari ä la porte), hat ein eben vermähltes Paar noch vor der Hochzeitsnacht den ersten Ehekrach; die Gattin sperrt sich mit einer Freundin in ihr Schlafzimmer ein und den Gatten aus. Aber durch den Kamin fällt ein jünger Mann; man verbringt die Nacht zu dritt, während der ausgesperrte Gatte, in der Meinung, man wolle ihn nur eifersüchtig machen, nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Helene Fuchs spielt die junge Frau, Traute Skladal die Freundin, Ernst Scheu-recker den Gatten und Kurt Strauß den durch den Kamin fallenden Florestan (der keineswegs eine ganymedische, sondern eher eine qualtingerische Figur hat, was die Unwahrscheinlichkeit in sich selbst parodiert). Auch hier ist das Zusammenspiel köstlich und die Komik noch gelöster als im ersten Stück. Regie und Bild (Ernst P i c h 1 e r, Helmut Schmeiser) sind ebenso geschickt wie ansprechend und verstehen die Not der winzigen Bühne zu einer Tugend zu machen. Die Kostüme von Lucia. Listopad tun ähnliches. Walter Goldschmidt dirigiert das Wiener Rundfunkorchester mit Elan und Esprit.

Die komische Oper „Die Liebes-probe“ (La pietra del paragone) von Rossini ist, wie viele Werke der Opera buffa, ein turbulentes, unwahrscheinliches, tolles Geschehen, das sich Handlung nennt, mit einer darüber ausgestreuten spritzigen, die UttwährscheinlichkeittnJ Wcbälnd-i über “spielefiden Mtwik, die bei Rossini alletiJings an die Sänger ihre nicht geringen Anforderungen stellt. Um es gleich zu sagen: sie wurden nicht erfüllt. Einzig Hans Krischen (Journalist), Donald Miller (Maler) und Werner Hollweg (Dichter) standen stimmlich, die beiden ersten auch darstellerisch ihren Mann. Von den Damen war Eva Maria Baum (Donna Fulvia) die beste. Herbert Heinz Pfeiffer als Graf war entschieden eine Fehlbesetzung: sein Diener Fabrizio hingegen, von Ernst Scheurecker dargestellt, eine Figur, die den Spieler nicht ausfüllte. Leopoldine Fritsch, Dwyla Donohue ergänzten mit viel gutem Willen und Wollen das Personarium. Die Regie (Robert H. Pflanzl) hat es auf der winzigen Bühne schwer, mit dem Trubel des Auf und Ab fertig zu werden, doch sie hatte ihre verblüffenden Einfälle. Bild (Helmut Schmeiser) und Kostüme (Edith K r e s t a) ebenso. Hans Gabor dirigierte das Wiener Rundfunkorchester. Es klang zuweilen hart und derb, doch mit Schwung und Laune.

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