Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Schwache Auffuhrungen, gute Schauspieler
Im Neuen Theater in der Scala gibt es eine in die Nähe des Volksstückes hingearbeitete Aufführung von Mo Ii eres „Der Geizige“, die im Zeichen einer äußerst profilierten Gestaltung durch Friedrich Lobe und eines sehr guten Bühnenbildes von Erika Thomasberger steht.
In Lobe haben wir es mit einem Harpagon zu tun, der zwar etwas eigenwillig, aber überaus wirkungsvoll und kräftig Stück und Szene beherrscht — eine drastisch herausgemeißelte Zentralfigur, neben der die Blässe der übrigen Gestalter in gleichem Maße verblaßt wie ein paar Vergehen, der sich die Regie (Otto T a u s i g) schuldig macht. Sie war um Frische und „Entmottung“ bemüht, war aber auch häufig sehr nahe daran, Moliere dadurch zu verlieren. Nicht alles ist Komödie, was komisch ist.
Eine sehr ausgeprägte Leistung bietet übrigens auch Peter Ertelt als Diener La Fleche und Peter Sturm in der Rolle des Meisters Jacques. Ferner bemühen sich: Alfons Lipp, Steffi Freund, Aladar Kundrad, Hedwig Trottmann, Gaby Banschenbach und andere.
Das Volkstheater zeigt in den Außenbezirken „C 1 a v i g o“, Goethes fünfaktiges Trauerspiel, das von der Regie her mehr ein Spiel mit der Trauer als ein Trauerspiel ist. Auch hier ist es eine schauspielerische Leistung, die der Aufführung zum Erfolg verhilft: Traute Waßler in der Rolle der schlecht behandelten Marie Beaumarchais. Sehr sorgfältig und überzeugend auch Carl Bosse als „realistisch denkender“ Freund Carlo, hingegen ziemlich simplifizie|t und sprachlich nicht gerade auf der Höhe Friedrich Palkovits' zaudernder Clavigo und zu einschichtig der zornige Bruder Beaumarchais von Peter Neußer.
Ferner: RosI Sladek-Dreßler, Oskar Willner, Herbert Fux, Hermann Laforet. Ein angenehm ausgewogenes und geschmackvolles Bühnenbild und Kostüme von Maxi Tschunko; Regie: Gustav M a n k e r.
Das Theater „Die Tribüne“ bemühte sich um eine kleine Komödie jti klassischem Gewände, der die Autorin Anny Tichy den Namen „Es gibt immer zwei Möglichkeiten“ gegeben hat. Es bestand nämlich für sie die Möglichkeit, Alexander den Großen im Zuge seines Perserzuges nicht an der bekannten Lungenentzündung sterben zu lassen (die ihn sowieso in Babylon ereilt hat), sondern ihm statt dessen zu einem reizvollen Abenteuer mit einer klugen wie eigenwilligen jungen Perserin zu verhelfen. Sie pflegte ihn zwar gesund und war auch tonst sehr menschenfreundlich und altruistisch zu ihm, sagte es ihm aber hinein: was sie so über Heldenkönige und Kriegshelden im speziellen, und
über die Männer (die aufschreien, wenn man ihnen einen kalten Wickel verabreicht) im allgemeinen denkt. Nun gab es vielerlei Möglichkeiten, daraus ein gescheites, pointiertes Stückchen zu zimmern, Anny Tichy wählte leider die Ungeeignetste davon: die der Banalitäten und Platitüden, die in einem so dichten Strom von der Bühne herabprasselten, daß eine ganze Menge freundlicher und gescheiter Sentenzen darin untergingen. Der nicht untergegangene Alexander konnte daran nichts mehr gutmachen.
Regisseur (Norbert Kamil) und die Schauspieler Erich Padalewsky, Lia Ander (die freilich auch diesmal nicht anders als immer war) und Joe Trümmer taten ihr Möglichstes. Nicht ganz so Johannes Ferigo, Jaromir Borek und Walter Simmerl, und Josef Brun als Bühnenbildner.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!