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Rowohlts vierter Streich

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Heinrich von Kleist. Dargestellt von Curt H o-h o f f. — William Shakespeare. Dargestellt von Jean Paris. — Knut Hamsun. Dargestellt von Martin Beheim-Schwarzbach. — Antoine de Saint-Exupery. Dargestellt von Luc E s t a n g. Alle: Rowohlts Monographien in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Band 1 bis 4. Je etwa 160 bis 170 Seiten und etwa 60 bis 70 Bilder. Preis je Band 2.20 DM. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Hamburg.

Eines kann man dem Verleger Ernst Rowohlt in Hamburg bestimmt nicht nachsagen: daß er einfallslos ist. Mit seinen Rowohlts-Rotationsromanen, zunächst im Zeitungsformat, dann als Taschenbuch erscheinend, hat er im Nachkriegsdeutschland einen ganz neuen Buchtyp geschaffen. Den rororo-Bänd-chen folgte bald ein zweiter und dritter Streich: Rowohlts deutsche Enzyklopädie, rde, und Rowohlts Klassiker, RK, beide Reihen herausgegeben und vorzüglich betreut von Prof. Ernesto Grassi in München. Nun hat Rowohlt innerhalb weniger Jahre zum vierten Streich ausgeholt und wieder einen völlig neuen Typ des Taschenbuchs geschaffen: die Bildmonographie. Zugleich bringt er damit erstmals das illustrierte Taschenbuch auf den Markt.

Das Unternehmen ist über alle Maßen gut gelungen — das beweisen die ersten vier Bändchen, die jetzt vorliegen, und das versprechen die weiteren Titel, von denen in jedem Monat zwei folgen sollen. Die Reihe wird herausgegeben von dem bekannten Humoristen und Kunstschriftsteller Kurt K u s e n-b e r g. Die einzelnen Bände sind von hervorragenden Fachleuten und Schriftstellern verfaßt.

Der Typ der Bildbiographie wurde im deutschen Sprachraum vor knapp einem Jahr vom Verlag Kind- i ler 4 Schiermeyer in München mit drei Bänden über Goethe, Beethoven und Albrecht Dürer eingeführt. Es scheint beinahe unglaublich, daß sich dieser Typ nun auch als Taschenbuch, also zu billigstem Preis, herstellen läßt; und doch hat es Rowohlt geschafft. Die Bände werden im Offsetverfahren gedruckt, die Bilder kommen gut heraus. Die wiedergegebenen Bilder — Photos, Gemälde, Stiche, Zeichnungen — werden nach dem Gesichtspunkt des Zeitkolorits ausgesucht.

Berücksichtigt werden sollen geistige Menschen, also: Dichter, Denker, Maler, Musiker, Religionsstifter, wie der Verlag ankündigt. Nach Kleist, Shakespeare, Hamsun, Saint-Exupery sollen Charles Baudelaire, Augustinus, Maxim Gorki, Georges Bernanos, Buddha, Marcel Proust, Franz von Assisi, Büchner, Stendhal, Rilke dargestellt werden.

Von den ersten vier Bänden verdient wohl der über Hamsun die Krone. Erschütternd nah steht der große Norweger vor uns: als Schuhmacherlehrling und Handlungsgehilfe, als Straßenbahnschaffner in Chikago und in der Zeit des „Hungers“ in Kristiania (später Oslo), schon früh mit seinem Zwicker auf der Nase, außer wenn er .mit der Familie Photographien ist oder bei der Arbeit auf seinem Hof. Martin Beheim-Schwarzbach wird auch seinen Altersjahren gerecht, als er, verbittert und fast taub, in tragischer Isolierung lebend, im politischen Mächtespiel, das ihm zeitlebens so unendlich fern gestanden war, furchtbar mißbraucht wurde. Es gab eine Zeit, da setzte jeder kleine Journalist, nicht nur in Norwegen, seinen Ehrgeiz darein, über diesen aufrechten Mann zu urteilen. Da war das opportun. Nun ist er tot, und wir sind allein mit der wunderbaren Fülle seiner Gestalten, Edward und Abel, August und Willatz Holmsen, Thomas Glahn und dem Kaufmann Mack, denen er alle Leben von seinem Leben gegeben hat, und ein Stück von den Wäldern und Fjorden und Prärien, von dieser großen geheimnisvollen Welt.

Wir dürfen froh sein, daß es nun diese Bildmonographien gibt.

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