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Sender und Höret

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Immer offenkundiger wird das Hörspiel zum dauernden Sorgenkind unseres Radioprogramms, denn beharrlich verweigern ihm die dramatischen Dichter von Rang und ernsthaftem Können ihre Mitarbeit. Obwohl die. Leute vom Programmbau das selber am schmerzlichsten verspüren, pflegen sie der gewissenhaften Kritik jede solche Feststellung arg zu verübeln. Um so bemerkenswerter, daß kürzlich ein führender Rundfunkmann, der Programmdirektor des Studios Salzburg, mit schönem Freimut bekannte, trotz eifrigem Suchen sei ihm bisher „der Rundfunkautor noch nidit begegnet, und so sei das „keine andere Kunstgattung kopierende, rundfunkeigene Hörspiel überhaupt noch nicht geschaffen. Allerdings müsse dieser ersehnte Rundfunkautor jahrelange Erfahrungen auf dem Gebiete der Rundfunkregie gesammelt haben und dürfe nur auf geringen materiellen Gewinn hoffen („kaum auf den Ersatz seiner Spesen“, sagte noch deutlicher der öffentliche Verwalter für das österreichische Rundspruchwesen in seiner Rede bei der Kulturtagung), er müsse also gewissermaßen dem bewußten Vogel gleichen, der in den Zweigen wohnet, einzig belohnt durch das Lied, das aus der Kehle dringt, Damit ist der Kern des gar nicht so arg schwierigen Problems bloßgelegt.

Beachtung verdiente das aus dem Studio Klagenfurt gesendete „Spiel derKräfte“, eine „ernsthafte Komödie“ von Gustav Bartelmus. Gattintreue und Mutterliebe einer einstens gefeierten Schauspielerin geraten hier in gefährlichen Widerstreit mit der betörend lockenden Gelegenheit zur Rückkehr auf die geliebte Bühne, behalten aber schließlich die Oberhand. Als besonders sympathisch empfand man die noble, geistig hohe Art der Auseinandersetzung zwischen den beiden an diesem Spiel der Kräfte beteiligten Männer.

Um so dickere Luft wehte in dem aus dem amerikanischen oder englischen Bergwerksleben geholten Hörspiel „DieUnversöhn-liehen von Hans Herbert (Sender Rot-Weiß-Rot). Zwei gute Freunde bewerben sich um das gleiche Mädchen. Die Eifersucht dessen, den sie abweist, führt in dramatischer Steigerung zu unversöhnlichem Haß und schließlich zum Totsdilag an dem erfolgreichen Rivalen, aber auch zum eigenen Untergang des Täters, was einen Baum nicht hindert, ihre Gräber versöhnlich zu überschatten (nach dem mißverstandenen Beispiel des sagenhaften Rosenstrauches über den Grüften Tristans und Isol-dens). Da große Teile dieser weit zurückliegenden Moritat von einem alten Bergmann bloß erzählt werden, hat man es hier mehr mit einer spannenden Hörgeschichte als mit einem richtigen Hörspiel zu tun.

Die Komödie „Drei aus der letzten Bank“ des erfolgreichen Bühnenautors Georg Fräser, zum „Lustspiel des Monats“ auser-wähU, zeigte mit angenehmer Nettigkeit, doch etwas unterernährtem Humor, was für wackere Menschen das Leben aus schlechten Gymnasiastinnen zu machen versteht. Erfreulichen Fortgang nahm die von Inge Maria Grimm und Grete Meise bestrittene Sendereihe kleiner Hörspiele, mit denen die Eriunerung an entschwundene Wiener Volkstypen wachgehalten werden soll, den Wasserträger, den Laternanzünder, die Lottokollektantin der Vorstadt.

Hans B r e c k a

Carl Orffs kleines Welttheater „Der Mond“ ist sdion über zehn Jahre alt und hat sich, gemeinsam mit der folgenden Oper, „Die Kluge“, fast alle deutschen Bühnen und Sender erobert. „Die Kluge“ wurde vor kurzem sogar von Negern in dem Eingeborenentheater „Caramu“ in Cleveland gegeben; wie die Zeitschrift „Melos“ meldet: mit ungewöhnlichem Erfolg. Es wäre daher wohl kein Risiko, dieses Werk auch einmal bei uns zur Diskussion zu stellen. Vielleicht wird die Aufführung der Kurzoper „Der Mond“ in der Ravag, die wir während der vergangenen Woche hören konnten, den Weg dazu ebnen. — Die Fabel vom entführten und durch den hl. Petrus wieder an seinen rechten Ort gebrachten Mond steht in einem Grimmschen Märchen. Dieses wurde von Orff äußerst geschickt dramatisiert und gleichsam ins Baju-varische übertragen. Handgreiflich-derb ist auch zuweilen die Musik für großes Orchester mit dem bei Orff üblichen fünffachen Schlagwerk, mit Chor, Sprecher und Solisten. Daneben gibt es sehr zarte und tiefe lyrische Stellen: etwa die Begleitmusik zum Auf- und Niedarsteigen der Gestirne, da das Weltenrad sich dreht und „Zeit vergeht“, oder zu den Meditationen des hl. Petrus über den Weltenlauf ... Die besonders sorgfältig vorbereitete Aufführung wurde von Herbert Häfner geleitet und von Dr. H. Sachs technisch betreut. Aus dem frauenlosen Ensemble der Darsteller ragten Erich Majkut und Erich Kaufmann hervor. Maria Rieder sprach intelligent und unpathetisch den verbindenden und erläuternden Text der Rundfunkbearbeitung. Die Wiener Symphoniker und der Volksopernchor zeigten sich von ihrer allerbesten Seite.

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