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Von „Cosi“ bis „Kataki“

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Der Beitrag des Landestheaters zur Mozart-Woche in Salzburg mit „Cosi f a n t u 11 e“ war nicht der geringste unter den Beiträgen. Es hätte auch der Exklusivität der Internationalen Stiftung angestanden, diese Aufführung in ihr Programm zu nehmen. Letztlich entscheidet über eine künstlerische Darbietung nicht die Perfektion, sondern doch das spürbar schlagende Herz, nicht die Fein-schmeckerei der Festspielfans, sondern die objektive Erlebnisfähigkeit. Die Musizierkraft des Opernchefs Mladen Basic, die eigenständige Regie Heinz S c h a d e s (Gießen) und die sängerische und spielerische Darstellungskunst des Ensembles schufen einen ganzen Mozart und eine ganze Opera buffa. Und darauf kommt es an. Merkwürdig, daß es zwischen dem Bühnenbild Kay K r a s n i t z k y s und den Kostümen Marlene Kirchners nicht stimmte. Wäre Krasnitzky bei seinem bekannten feinlinigen Stil transparenter Realitäten geblieben, hätte das Bühnenbild besser zu „Cosi“ und zu den Kostümen gepaßt.

Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ war hingegen weit weniger Nestroy, als es Mozart in „Cosi“ war. Dazu fehlte es vor allem an jenem feinnuancierten Wienerisch von einst und an der Ironie mit tieferer Bedeutung. So wurde' aus der geistreichen Posse ein lustiger Schwank für die Faschingszeit. Was hier die Regie Adi Fischers versäumte, gelang ihr in der Heiterkeit ohne tiefere Bedeutung. Es wurde mit Schwung gespielt. So lächelte man zwar nicht, wie es einem Nestroy geziemte, aber man lachte.

Die Studiobühne des Landestheaters brachte schließlich das interessante Zweipersonenstück „Kataki“ vor Shimon Winceiber g, das schon in Wien zu sehen war. Es entrollte die Problematik der Kriegsfeindschaft im zag-

haften Durchbruch des Menschentums. Dennoch endet das Szenarium in pessimistischem Realismus. Die flache Redseligkeit des Amerikaners nimmt nicht für diesen ein, während die spärlichen Sätze des Japaners eher tiefere Werte vermuten lassen. Dies wurde bei der Salzburger Aufführung noch durch die eher deutsche Verhaltensweise des Amerikaners 'Volker Chrystoph) gegenüber der hervorragend gelungenen Charakterisierung des Japaners (Franz Mössmer) verstärkt. Die Regie Klaus Heydenreichs stellte die Bühne mitten ins Publikum und damit

gleichsam in das Hier und Jetzt der Menschheit.

Kurt Overhoff dirigierte das außerordentlich musizierende Mozarteumorchester und leitete sein Programm mit dem harmonischen Geflecht der „Metamorphosen“ von Richard Strauss ein. Anton Dvofäks Violinkonzert in a-Moll gelang weder dem Dirigenten noch dem Solisten Eugen Prokop, der einen schönen, milden Ton spielt, genügend tänzerisch. Auch Tschaikowskys 5. Symphoni* zeigte unter Overhoff mehr Sentiment als Leidenschaft. Dazu fehlt die Faszination aus dem Augenblick. Aber es wurde eine Demonstration der hohen Klangqualität des

Orchesters.

Das Konzert unter Fritz Zaun (Düsseldorf) hingegen ließ kaum einen Wunsch offen. Noch großartiger in allen Instrumenten zeigte sich wieder das Mozarteumorchester. Fritz Zauns Auffassung von Joseph Haydn (Symphonie Nr. 88 in G-Dur) geht der üblichen Rokokoseligkeit aus dem Weg und gibt der Thematik wieder innerliche Bedeutung. Diese Tiefe der Schau und ihrer Gestaltung mußte bei Bruckners 4. Symphonie in Es erst recht zu einem vollkommenen Erlebnis des thematischen Aufbaus, der großen Linien und ihrer Höhepunkte führen.

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