6579239-1951_07_08.jpg
Digital In Arbeit

Wegbereiterin der Caritas

19451960198020002020

Der Engel der Barmherzigkeit, Roman der Menschenliebe. Von Oskar Maurus Fontana. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 469 Seiten

19451960198020002020

Der Engel der Barmherzigkeit, Roman der Menschenliebe. Von Oskar Maurus Fontana. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 469 Seiten

Werbung
Werbung
Werbung

Mit der gründlichen Sachkenntnis eines Historikers, der durch gewissenhaftes Quellenstudium die Licht- und Schattenseiten im sozialen und kulturellen Leben einer bestimmten Epoche kennengelernt hat, gestaltete Oskar Maurus Fontana in diesem breit angelegten Roman den Lebensweg von Flo-rence Nightingale, die durch selbstloses Wirken als Krankenschwester im Krimkrieg nicht nur zum Engel der Barmherzigkeit“ für unzählige sterbende und schwerverwundete Soldaten, sondern durch ihr Tatchristentum auch zur Wegbereiterin des Caritasgedankens geworden ist. Der Verfasser begnügt sich nicht mit der Schilderung der Ereignisse, er gibt als Dichter den handelnden Personen Blut und Leben, indem er uns durch seine Darstellung an ihrem Fühlen und Denken Anteil nehmen läßt und durch seine Sprache und Diktion den metaphysischen Hintergrund dieses weitgespannten Zeit- und Sittengemäldes erhellt. Und so ist aus dem Werk wirklich ein Roman der Menschenliebe geworden. Sie ist das Licht, dessen tröstliches Leuchten dem oft kaleidoskopartig wechselnden Geschehen Glanz und Farbe schenkt, mag es auch die Schrecken des Krieges heraufbeschwören und auf Grund zahlloser Enttäuschungen bittere Erkenntnisse vermitteln. In erster Linie ließ es sich der Autor angelegen sein, zu zeigen, wie groß die Widerstände waren, gegen die Florence Nightingale immer wieder anzukämpfen hatte, um ihr Liebeswerk verwirklichen zu können. In einer Reihe trefflicher Vergleiche und packender Episoden bewährt sich Fontana als kultivierter Erzähler, der für jede Situation und für jeden Menschen den einmaligen dichterischen Ausdruck zu finden weiß. Die Erlebnisse von Florence Nightingale in Ägypten und Griechenland, ihr Aufenthalt bei den Barmherzigen Schwestern in Paris, der Weihnachtsabend im Lazarett von Skutari, ihre Begegnung mit dem englischen Oberkommandierenden auf der Krim, und die Audienz der erblindeten neunzigjährigen Florence bei der greisen Königin Viktoria stellen Höhepunkte des Romans dar. Bemerkenswert ist, daß der Verfasser durchwegs alle Sentimentalitäten vermieden hat, um so eindringlicher wirkt dadurch das Lebensbild dieser Frau, die so viel Not und Elend zu lindern vermochte, weil sie in werktätiger Nächstenliebe die Trägheit des Herzens überwunden hat.

Die Stimme der Ostkirche. Von Karl Fritz. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1950. 175 Seiten.

Seit längerer Zeit setzt sich das Abendland geistig mit der ihm beinahe unbekannten Welt des Ostens auseinander. Katholische und protestantische Wissenschafter haben wertvolle Vorarbeiten geleistet und Einzeluntersuchungen veröffentlicht. Im katholischen Bereich ist der Ostkirchengedanke tiefer ins Volk gedrungen; Zeugen dafür sind die populärwtssenschaftlichen und allgemein gehaltenen katholischen Veröffentlichungen über die Welt des christlichen Orients. Im evangelischen Kirchenraum stand einer betonteren Schau der Ostkirche die ablehnende Haltung zur Tradition gegenüber. Nachdem dort gerade heute um die Uberlieferung zäh gerungen wird, verstehen wir in doppelter Hinsicht, warum dieses Werkchen entstand. Der Vei fasser steht freilich nicht genügend in der Tradition, um der Ostkirche in allem gerecht zu werden, aber wir haben trotz mancher Einschränkungen, die wir machen müssen, und trotz der Feststellung, daß manches Wichtige gar nicht genannt wurde, dennoch einen guten, kühnen Versuch vor uns, die evangelische Christenheit in ihrer Weise in die Geisteswelt des christlichen Orients zu führen. Der Verfasser knüpft dabei an die frühreformatorischen Versuche einer Annäherung der Protestanten an die byzantinische Kirche an. Katholischerseits haben wir, obwohl die Zahl der katholischen Ost-ktrchenliteratur der letzten Jahrzehnte sehr groß ist, kein solches knappes Kompendium der Ost'rirchenfragen für weitere Kreise des Volke. Univ.-Dozent DDr. Josef C a s p e r nen. Inmitten aller dieser Schrecken hat der weitaus größte Teil der koreanischen Christen die Feuerprobe ihres Gaubens voll bestanden.

'Wieder durchlebt die leiderprobte Kirche Koreas Stunden härtester Prüfung. Viermal binnen weniger Monate ist die Walze des mit allen Mitteln moderner Zerstörungstechnik geführten Krieges über das unglückliche Land hinweggerollt und hat den weitaus größten Teil in ein Trümmerfeld verwandelt. Alle Kirchen und kirchlichen Gebäude im Operations gebiet sind zerstört oder völlig ausgeplündert. In den von den Nordkoreanern besetzten Gebieten wurden alle Priester gefangengenommen und getötet. Kein einziger darf mehr seinen priesterlichen Pflichten nachgehen. In der Zeit vom 3. bis zum 10. Oktober 1950 wurden wenigstens 2 0 koreanische Prie-sterermordet; sie teilten das Schicksal ihrer 11 im Juni 1950 niedergemetzelten Mitbrüder. Die meisten übrigen koreanischen Priester, an ihrer Spitze der einheimische Bischof Monsignore Franz Hong, Apostolischer Vikar von Pyongyang, wurden gefangen gesetzt und nach Norden

verschleppt; ihre Schicksale sind unbekannt. Der Vatikan ernannte mit P. Georg Carrol (Maryknoller) einen neuen Administrator. Bischof Paul Ro, Apostolischer Vikar von Seoul, der bei Ausbruch der Feindseligkeiten in Rom weilte, kehrte sogleich in seine Heimat zurück und konnte am 30. Jänner 1950 den dritten einheimischen Bischof, Monsignore Choi, weihen.

Unser Bericht kann nur Mosaiksteine aus dem Passionsbild der koreanischen Kirche von heute zeigen. Sie sprechen eine erschütternde Sprache. Mit menschlichen Augen gesehen, zeugen sie von dem Zusammenbruch eines durch unsägliche Opfer geheiligten Werkes. Auch diesmal wieder stehen wir vor einem Geheimnis des Missionsgeschehens, das die Geschichte der Kirche Koreas schon mehrmals erahnen ließ. Es ist jedoch gewiß, daß Verfolgungen wohl den Fortschritt der Christianisierung aufhalten, ihn aber nicht für immer zum Stillstand bringen können. Diea Geschichte der christlichen Missionen, aus großer Schau betrachtet, erweist dies.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung