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Weltreise mit Musik aus Wien

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SEID UMSCHLUNGEN, MILLIONEN. Mit den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan auf Weltreise. Von Alexander Witeschnik. 10? Textseiten, 1 Weltkarte, 104 Lichtbilder. Rudolf-M .-Rohrer-Verlag, Wien-Wiesbaden. Preis l?0 Schilling.

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SEID UMSCHLUNGEN, MILLIONEN. Mit den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan auf Weltreise. Von Alexander Witeschnik. 10? Textseiten, 1 Weltkarte, 104 Lichtbilder. Rudolf-M .-Rohrer-Verlag, Wien-Wiesbaden. Preis l?0 Schilling.

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Das Buch von Alexander Witeschnik, durch den dithyrambischen Titel „Seid umschlungen, Millionen“ unter den Segen klassischer Schutzgeister gestellt, berichtet von einer Reise, mutet aber ganz anders an als die Sach- und Reisebücher, die uns jetzt so oft begegnen. Es ist vom ersten bis zum letzten Wort eine leuchtende und bezaubernde Impression.

Wohl gibt es auch hier Zahlen. Sie sind jedoch bloß Punkte und Positionslichter am Rande der reißenden Flut all der rasch hinströmenden Eindrücke. Das Orchester der Wiener Philharmoniker unternimmt eine Weltreise, wie wahrscheinlich noch nie ein Klangkörper vor ihm. In 40 Tagen fliegen die Musiker, von Herbert von Karajan geleitet, rund um den Erdball. Sie legen in 100 .Flugstunden mehr als 45.000. Kilometer- zurück, durchschnittlich mehr als 1100 Kilometer täglich! Es sind 120 Personen, sie führen 3000 Kilogramm Reisegepäck mit sich, außer den privaten Dingen die gewichtige Menge Instrumente und die Noten für 21 Symphonien, Ouvertüren und Walzer. In Indien, Thailand, auf den Philippinen, in Hongkong, Japan, den USA und Kanada finden an 17 Orten 26 Konzerte statt.

Witeschnik, ein Mann von Rang auf dem Gebiete der Musikwissenschaft, ist

(abgesehen von einer tüchtigen Sekretärin) der einzige, der hier nicht musiziert, zugleich der einzige, der den Vorzug genießt, als Beobachter und Chronist an der Weltreise teilzunehmen. Daß er auch der rechte Mann dafür ist, beweist er mit eben diesem Buche. Jedes Land und jede Stadt, jede Persönlichkeit und jeden Menschenschlag schildert er mit wenigen Worten so gewandt, daß kein Film, kein Tonband auch nur annähernd imstande wären, diese Fülle an Lebendigem wiederzugeben.

Es ist aber keine leichte oder gar seichte und auch keine schwere Lektüre. Witeschnik hat hier mit seinem huschen den, schwebenden Stil und mit seiner Sachkenntnis:den ganten Zauber der:i Weltfahrt1 konserviert. Wir? sehen das phantastische ..-Abrollen des Exotischen im Osten, des Gigantischen in Amerika, wir hören die Musik unter der virtuosen Leitung Karajans, wir erleben die künstlerischen und persönlichen Höchstleistungen des Orchesters, die Stürme des Widerhalls, die in jedem Lande anders klingen als im früheren und nächsten, wir erkennen, wie die Wiener Philharmoniker die denkbar besten Diplomaten und Werber für die österreichische Heimat werden. Die überaus umständliche Organisation des Unter-

nehmens, Reiseleitung, Programm. Arbeit mit örtlichen Stellen und anderes mehr, war an sich schon ein Triumph der Philharmoniker. Die körperlichen Anforderungen an den einzelnen hatten kaum ihresgleichen, erregende Zwischenfälle, die eben doch nicht vermieden werden konnten, und während der ganzen Reise nur ein einziger Tag, an dem es kein Konzert und keinen Flug gab. Dennoch wirkt der Reisebericht auf den Leser wie eine Verführung, ein sehnsüchtiger Ruf nach der Weite der Welt.

Ausgezeichnet lenkt Witeschnik Tempo und Übersicht, indem er die Kapitel seines Werkes durch treffsichere, journalistisch zugespitzte Untertitel in kurze Abschnitte teilt. — Die Bilder sind im Anschluß an den Bericht als gewichtiger Nachtrag zusammengefaßt. Man könnte beinahe bedauern, daß es, wohl aus technischen Gründen, nicht möglich gewesen ist, sie immer unmittelbar bei dem Text einzustellen, zu dem sie gehören.

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