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Mein Wagnis in Monte Cassino

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III. „In Monte Cassino wird geplündert“*

Ich komme nun zur entscheidenden Phase der Rettungsaktion, in der es darum ging, ob das begonnene Werk fortgeführt und vollendet oder jäh abgebrochen werden mußte und in der sich auch mein persönliches Schicksal nach Zustimmung oder Verdammung hin entscheiden mußte.

Als ich mich beim Abt von Monte Cassino zur ersten Aussprache meldete, tat ich diesen Schritt trotz der vielen Bedenken, die mir aufstiegen, trotz drohenden Kriegsgerichtes, einem inneren Drange folgend. Ich wollte helfen, wußte aber zugleich, daß schon der bloße Versuch eine weitgehende Überschreitung meiner Machtbefugnis bedeutete, eine Eigenmächtigkeit, die mich den Kragen kosten konnte. Der anfängliche Widerstand, auf den meine gute AbsichLtraf, steigerte den Wunsch, mich durchzusetzen, der diplomatische Kampf, den ich mit gelehrten Männern zu bestehen hatte, denen ich doch gut Freund sein wollte, riß mich weiter fort, als ich selbst es wollte. So machte ich Versprechungen, die ich aus eigenem nie hätte machen dürfen — und sah mich zu meinem Triumph und zugleich zu meiner Beklemmung mit rührender Bitte plötzlich beim Wort genommen. Dieses mußte ich halten, wie ich es mein Lebtag selbst Unwürdigen gegenüber immer gehalten habe. So sandte ich den ersten Wagen — der würde nicht auffallen; und dann den zweiten und den dritten und den zehnten — und hatte noch immer meinem General nichts g e-m e 1 d e 11 Daß ich dies hätte tun müssen, war mir klar; weniger klar aber war mir, ob er mir die Fortsetzung meines Rettungswerkes erlauben würde. General Conrad war strenger Pflichtmensch und kannte kein Ansehen der Person, wenn einer aus der Reihe tanzte. Anfangs wollte ich ja nur ein kleines Tänzchen wagen, nun aber war ich auf einmal mitten drin — wie tief, bestätigten mir eines Tages die Sender der Alliierten durch eine Meldung, die die ganze Welt alarmierte: „Die Division .Hermann Gö-ring' plündert im Kloster Monte Cassino!“

Ich hatte ähnliches vorausgesehen und eine Dienststelle, die gegnerische Sendungen abzuhören hatte, beauftragt, mich sogleich zu verständigen. Dies erfolgte allerdings nicht, die Verständigung erreichte mich auf andere Weise.

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