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Winterurlaub - eine Chance für Stubenhocker

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Daß. die begeisterten Skifahrer den Termin ihres Winterurlaubs kaum erwarten können, ist eine klare Sache. Sie haben ihre Bretteln schon wochenlang vorher im Vorzimmer stehen, betrachten sie liebevoll und streichen im Vorbeigehen verstohlen mit der Hand darüber, als liebkosten sie einen Menschen, den sie gern haben. Diesen Skifans bedeutet der Winterurlaub viel mehr als die Ferien im Sommer. Manche von ihnen halben den Sommerurlaub überhaupt gestrichen. Sie schwitzen im Büro oder in der Werkstatt, während die weniger einseitigen Kollegen wenigsten zwei Wochen irgendwo in einem See plätschern. Für den Skifanatiker besteht die einzige Abkühlung darin, daß er sich bei dreißig Grad im Schatten vorstellt, wie er in einem halben Jahr einen vereisten Hang hinunterpreschen wird.

Und wie ist das nun mit den anderen? Mit jenen,, die keine Skikanonen und vielleicht überhaupt nicht sportlich veranlagt sind. Sollen sie daheim bleiben und auf einen Winterurlaub verzichten, obgleich sie deutlich spüren, daß sie Erholung nötig hätten? So um Neujahr oder bald danach fühlt nämlich so mancher von uns, daß er müde, nervös, abgespannt und arbeitsunlustig ist. Ein kurzer Urlaub könnte helfen, aber da ist die Frage: Soll ich wegfahren, wenn’s draußen schneit und friert? Was mache ich als Nichtsportler in der winterlichen Natur? Man kann ja nicht einmal Spazierengehen, weil die Wege verschneit sind, und auf der Autostraße zu marschieren, macht wenig Spaß. Das kann ich in der Stadt auch haben. Soll ich mich nicht lieber zusammenreißen und erst auf Urlaub gehen, bis der Winter vorbei ist?

An diesen Überlegungen stimmt so gut wie nichts. Für viele österreichische Gegenden ist die Wintersaison genau so bedeutend wie der Fremdenverkehr im Sommer. Es wurde daher längst dafür gesorgt, daß in den Wintersportgemeinden nicht nur die Skifahrer, sondern alle Urlauber auf ihre Rechnung kommen. Neben Gondelbahnen, Sessel- und Schleppliften und tadellos präparierten Skipisten gibt es über all ausgeschaufelte Spazierwege, sanfte Rodelbahnen, Gelegenheit zum Eisschießen und Schlittschuhlaufen. Skibobfahren bietet ebenfalls eine Ausweichmöglichkeit für Nichtsportler. Es werden Schlittenpartien arrangiert und Skikonkurrenzen abgehalten, die man als Zuschauer sonst nur im Fernsehen miterieben kann. Man braucht wirklich kein Supersportler zu sein, um an einem Winterurlaub Gefallen zu finden. Kann sein, daß sich einer dann sogar seiner einstigen Skifahrer- oder Eisläuferqualitäten erinnert und es wieder versucht. Um so besser, er gewinnt dann zur Erholung noch eine kleineSportliche Freude dazu.

Die Faszination des Winters ist für alle da. Auch für den, der noch nie in seinem Leben Sport betrieben hat. Was wir in der Stadt an Kälte und Schnee erleben, ist kein rechter Winter. Es fehlt die reine, würzige Luft, und es fehlt das Erleben der winterlichen Natur. Es ist eben nicht dasselbe, ob man nach dem Büro zweimal um den Häuserblock herum marschiert und dann, weil’s so kalt ist, schnell wieder die warme Wohnung aufsucht, oder ob man acht oder vierzehn Tage richtig Urlaub macht und sich an sonnigen Tagen von Morgen bis am Abend im Freien bewegt.

Wenn man spürt, daß man urlaubsreif ist, sollte man nicht tun, als wäre nichts. Der Körper rächt sich, wenn man ihm die letzten Kräfte abringt. Er verlangt nach einer Atempause, man sollte sie ihm nicht versagen — schon gar nicht in der besten Erholungszeit des Jahres: im Winter.

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