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Zweimal die Neunte unter Kubelik

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Rafael K u b e 1 i k, der Sohn des berühmten Geigers und derzeit Chefdirigent von Covent Garden, leitete im., Großen Konzerthaussaal eine Aufführung von Beethovens 9. Symphonie und dirigierte einige Tage später ein Konzert der Wiener Philharmoniker, auf dessen Programm Honeggers 5. Symphonie und Bruckners Neunte 6tanden. Rafael Kubelik ist in Wien nicht nur als Interpret slawischer Komponisten, speziell Dvofäks, sondern auch als Mahler-Dirige'nt — mit Recht r- — beliebt. Aber Beethoven scheint seine Sache nicht zu sein. Obwohl ihm ein erstklassig versiertes und wohlstudiertes Ensemble zur Verfügung, stand (Wiener Singakademie, Wiener Symphoniker und die Solisten Maria Stader, Hilde Rössel-Majdan, Anton Dermota und Walter Berry), war der Gesamteindruck eher matt: im ersten Satz vermißte man sowohl das Maestoso wie das Misterioso, im Scherzo die Dämonie, im Adagio die Spannung und im letzten den mitreißenden Enthusiasmus. Dabei ließen es weder der Chor noch die Solisten an Kraft und Virtuosität fehlen.

Bruckners 9. Symphonie gelang ihm wesentlich besser. Kubelik hat ein echtes Gefühl für das Pathos, den üppigen Klang und den lyrischen Ausdruck dieser Musik. Nach einem etwas spannungslosen Beginn konnte er die Intensität der Wiedergabe von Satz zu Satz steigern, und sowohl im Scherzo wie im Finale gab es gut gelungene Stellen, — Auch Honeggers letzte, 1950 geschriebene und von Krankheit und Todesahnung beschattete Symphonie mit dem Untertitel „d i t r e r e“ (weil jeder der drei Sätze mit der Note D schließt) haben wir 6chon ausdrucksvoller und dramatischer gehört. Orchester und Dirigent wurden nach Beendigung des interessanten Konzertes lebhaft gefeiert.

Noch lebhafter freilich war der Applaus nach dem Lichtbildvortrag am Abend des gleichen Tages im Großen Musikvereinssaal. Hier gab in Anwesenheit des Bundeskanzlers und zahlreicher Mitglieder der Regierung der Vorstand des Orchesters, Prof. Otto Strasse?, einen spannenden Bericht über die Leistungen, Schwierigkeiten und Erfolge des Orchesters während der 40tägigen W e 111 o u r n e e (für Interessenten: dieser Vortrag wird am Donnerstag, den 28. Jänner, um 19.30 Uhr im Brahmssaal wiederholt). H. A. F.

Rudolf Schock zeigte im vollbesetzten Großen Musikvereinssaal, daß er, vom Technischen her, alle Mittel besitzt, ein Lied „schön“ zu singen, es gewissermaßen in das wechselnd farbige Licht geschickt aufgestellter Scheinwerfer zu stellen. Nun ist die Schönheit um ihrer selbst willen immer eine fragliche Sache, wenn man nicht die Idee eines Gedichts, die poetische Stimmung im Worte selbst aufzufinden imstande ist. Die bekanntesten Lieder von Schubert, wie „Der Wanderer“ und „Am Meer“, verlieren viel, wenn man sich nur auf die Süße und den Schmelz verläßt. Der Liederabend schloß mit Arien, was nicht nur allein eine Konzession an das Publikum bedeutete, sondern das Wissen des Künstlers bezeugte, wo seine eigentlichen Fähigkeiten liegen.

Im kleinen Festsaal des Palais Palffy, in dem einst Mozart gespielt hat, begann eine Reihe „Klaviermusik vergangener Zeiten“, da Cembalo, Clavicord und Hammerklavier aus der Geschichte heraustreten und tönende Gegenwart werden. Isolde A h 1 g r i m m spielte auf einem Original-Hammerklavier aus dem Ende des 18. Jahrhunderts Werke von., Joseph.,Haijfd^iUBdi.Mozart,: Qfctäh£t^a%f#brig0 gemi wrtteitich'. Wag*ndülristrujejgnan •jfcWßgsJffk.ej,'“ verglichen mit dem Clavicord öder dem Cembalo, ansehnliche Fülle entwickelt, muß man sich fortdenken aus der Welt der donnernden Konzertflügel. Die stilvolle Interpretation, das virtuose Können — bei technisch brillanten Stellen ist der Klang ganz besonders interessant — haben der Künstlerin in dem stimmungsvoll sparsam beleuchteten Saal einen ehr- . liehen und verdienten Erfolg gebracht.

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