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Burleske Oper in Graz
Mit Heinrich Sutermeisters „Titus F e u e r f u c h s“ ist in die G r a z e r Oper ein liebenswertes, entwaffnend lustiges Spektakel eingezogen — kein Werk von epochemachender Größe, das neue musikalische Wege geht, dafür aber Burleske mit Schmiß und Charme, deren Komponist einen außergewöhnlichen Sinn fürs Gängige und todsicher Effektvolle hat. — Sutermeister mixt virtuos und ironisch alle möglichen Stilelemente, wobei er genießerisch die italienische Oper und deren lächerliche Textübersetzungen aufs Korn nimmt. Aber auch die französische große Oper und das deutsche Musikdrama kriegen einiges ab. Dieser gemütliche Schwyzer ist ein genialer Klitterer, dessen Parodien stets etwas Versöhnliches, ja Wohlwollendes haben. Der Librettist Sutermeister und der Komponist Sutermeister gehen Hand in Hand, und so kann man schwer sagen, wer von den beiden der Geschicktere ist. Feststeht jedenfalls, daß Nestroys „Talisman“ eine operngemäße Adaptierung erfahren hat, die der Vorlage manche Schärfe nimmt und durch Einbeziehung von Raimund-Texten und gräßlich hohlen, geistlos-pathetischen Gedichten der seligen Friederike Kempner eine große Einheitlichkeit im Komödiantischen erhält. Es ist nicht möglich, hier alle die kuriosen und spaßigen Einfälle des Autors aufzuzählen. Der Clou ist sicherlich das überaus gelungene Sextett der Abruzzen-räuber, die „in modo italiano“ nicht nur italienisch singen, sondern auch direkt einer frühen Verdi-Oper entstiegen zu sein scheinen. — Der Komponist selbst hat die Grazer Aufführung als sehr authentisch bezeichnet. Die begeisterte Aufnahme des neuen Werkes ist zum guten Teil Federico W o 1 f • F e r r a r i zu danken, dem mit seiner turbulenten Inszenierung (geistvoll-duftige Dekorationen von W. Skalicki) ein Meistercoup gelang. M. C a r i d i s dirigiert tempera-mentvolldas Ensemble, aus dem vor allem Wolfram iimjnemanwrjnoieFr.Titelrolle hervorsticht v-r. eine f$sf idek-r¥erkör&tug des PerftelceinheMms-dJi auch der Komponist zu ästimieren wußte.
Der Grazer Regisseur und Dramaturg Ulrich Baumgartner hat vor seinem vielbedauerten Abgang nach Wien noch ein reizendes Andenken hinterlassen: Er schrieb ein „Schneewittchen“ etwa in Form eines Kindertheaters, womit er deutlich vom üblichen „Theatermärchen“ abrückte, und setzte sein Opus selbst in Szene. Der Vorzug dieser hübschen Arbeit liegt vor allem in seiner dem jungen Volk abgelauschten echten Kindertümlichkeit, in der gemütvollen, pädagogisch richtigen und vorsichtig modernen'Dramatisierung der Grimmschen Gestalten: ein feines und herzwärmendes Erlebnis für jung und ahl
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