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Charles Münch und Musica viva

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Das 7. Konzert im Zyklus „Die Große Symphonie” dirigierte Charles Münch. Einer Straßburger Musiker- familie entstammend, war er Konzertmeister am Leipziger Gewandhausorchester, ständiger Leiter großer französischer und amerikanischer Ensembles und wurde als Fünfundsiebzig jähriger 1967 mit der Direktion des neugegründeten „Orchestre de Paris” betraut. In Wien war dieser feine und bescheidene Musiker viel zu selten zu Gast. — Im 1. Teil seines Programms dirigierte er französische Musik: eine etwas anspruchslose, aber recht anmutige Suite aus der Bühnenmusik, die Gabriel Faurė 1898 für die UraufführUng von Maurice Maeterlincks Drama „Pelleos et Melisande” geschrieben hat. (An Debussy darf man beim Anhören dieser Musik freilich nicht denken.) — Den Orchesterpart von Ravels Klavierkonzert in G haben wir schon präziser und differenzierter gehört. Das Klaviersolo interpretierte (auf einem Stein- way) die Nichte des Dirigenten, Nicole Henriot-Schweitzer. Sie ist in Paris geboren, könnte aber dem Aussehen und ihrem naiven Temperament nach sehr gut aus Sesen- heim stammen. Die bereits als Dreizehnjährige mit einem Conservatoire-Preis Ausgezeichnete (heute mag sie etwa 25 Jahre sein) spielte den Klavierpart mit sichtlichem Vergnügen, korrekt, temperamentvoll und ein wenig robust. — Als feiner, einfühlsamer Musiker erwies sich Münch bei der Wiedergabe der 1. Symphonie von Johannes Brahms, die von den Symphonikern sehr ausdrucksvoll und klangschön gespielt wurde. H. A. F.

Das 2. Konzert des „Musica-viva”- Zyklus im Sendesaal von Radio Wien enttäuschte ein wenig: Das 1937 geschriebene, 1940 revidierte viersätzige Violinkonzert Wladimir Vogels, des Komponisten des bedeutenden Oratoriums „Wagadus Untergang durch die Eitelkeit”, müßte vor allem gestrafft, konzentriert werden, um seine attraktiven Partien, die originellen Klangdetadls besser zur Geltung zu bringen. Zwei freitonalchromatisch gearbeitete und zwei dodekaphon organisierte Sätze werden in durchaus traditioneller Weise durchgeführt. Wilhelm Killmayers Divertissement für Orchester, 1957 entstanden, ist eine eher primitiv anmutende fünfsätzige Suite, die sich ganz an des Komponisten Grundsatz hält, „mit einfachen musikalischen Mitteln ein breites Publikum zu gewinnen”. Stärkeren Eindruck hinterließ Rudolf Kelterborns 1. Symphonie: Aus Zwölftonmodellen in unorthodoxer Form gebaut, überzeugt sie durch stark kontrastierende Formabschnitte, „Melodiebänder”, kunstvolle Stimmkreuzungen, kurz, durch originelle Materialverarbeitung. Die Tonkünstler unter Kurt Richter und die Geigerin Hedy Gig- ler nahmen sich der Novitäten mit Routine an.

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