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Festliche Oper — volkstümliches Oratorium

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Die Neuinszenierung der „AI d a“ vor drei Jahren durch Lothar Wallerstein war eine der ersten Aufführungen, mit denen Pracht und Glanz, wie wir sie von der Bühne des alten Opernhauses am Ring gewohnt waren, auch in das, Behelfs-Theater an der Wien einzogen. Die,'festlichen und stilvollen Bühnenbilder labert Kautskys bildeten auch jetzt wieder läen Rahmen für die letzte Umbesetzung'der Titelpartie. C h r i s 11 G o 11 z, die mit der Zdenka in Strauß-Hofmansthals Arabella ihre 100. Partie studiert hat, die von der internationalen Presse bestens gewürdigte Trägerin der Titelrolle bei der Berliner Premiere von Orffs „Antigonae“, sang nach Salome und Fidelio die Ai'da. Die Stimme ist angenehm, nuancenreich (vor allem im lyrischen Ausdruck), genügend groß und bestens geführt. Das Spiel von Frau Goltz ist temperamentvoll, ohne Übertreibung, die Körperbeherrschung hervorragend, die dargestellte Rolle wohldurchdacht. Somit kann eine dauernde Bindung dieser Künstlerin an unsere Oper nur begrüßt werden. Die ebenbürtigen Partner der neuen Ai'da unter der musikalischen Leitung Rudolf Moralts (Elisabeth Höngen — Amneris, Herbert Alsen — König, Karl Friedrich — Radames und nicht zuletzt George London als königlich-dämonischer Amonasro) bedürfen keiner Präsentation.

Nach konzertanten Aufführungen im Konzerthaus und der interessanten Darbietung durch die Staatsoper konnte man im Rahmen der von Professor Espiau de la Maestre veranstalteten Vortragsreihe .Musikgeschichte Frankreichs“ nun auch die „Jeanne au b ü c h e r“ von Claudel und Honegger in der französischen Urfassung kennenlernen, und zwar auf Schallplatten, die bei der Aufführung durch das Orchestre National de Bel-gique und die Chorale „Caecilia d'Anvers“ unter der Leitung Louis de Voghts gemacht wurden. Mit einer Bescheidenheit, die den großen Künstler ehrt, hatte Honegger vor der Premiere erklärt: .Wenn die Aufführung ergreifend wirkt, dann ist es zum größten Teil dem Text Claudels zu danken, dessen Anweisungen ich gefolgt bin, für dessen Untermalung ich meine technischen Kenntnisse zur Verfügung gestellt habe, um die Musik zu verwirklichen, die Claudel selbst geschaffen hat.“ Das große Werk in der suggestiven Sprache Claudels zu hören, bedeutete den Hauptgewinn dieser Aufführung im „Institut Franfais“, die durch P. Diego Goetz eingeleitet wurde. Der Eindruck, den man neuerlich von dem Werk empfing, bestätigte durchaus, was Honegger über seine Absicht sagte, die er gerade mit diesem Werk verfolgt hat: „Die Musik muß ein anderes Publikum gewinnen und der Masse zugänglich gemacht werden. Deswegen muß sie sich wandeln, gerade, einfach, episch werden. Dem Volk sind die Technik und die Klügeleien gleichgültig... In meiner .Johanna auf dem Scheiterhaufen“ habe ich versucht, den einfachen Mann der Straße in der Seele zu packen und nebenbei den Musiker zu interessieren.“

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